Alle Artikel mit dem Schlagwort: Fahrradreise

Litauentour 3: Elche, Torf und Kuchen

Elche! In der zweiten Woche unserer Litauentour sahen wir Elchspuren und dann sogar die stattlichen Kerle selbst! Aber erst zum Schluss – am letzten Tag auf dem Weg zur Fähre. Szusagen die Sahne auf der Litauentorte… Unser erster Tag auf dem Haff war wie Vorschau auf die kommenden Tage. Pat hatte uns eine Tour improvisiert, da wir ja ganz anders auf die Haffseite kamen als geplant. Als wir uns da durch den Staub pflügten dachte ich noch, die Litauer bauten neue Straßen, es fehlte halt nur noch die Asphaltdecke. Eine Woche später hatte ichs kapiert und teils ziemlich alt ausgesehen: Dieser hingeschüttete Flusskies war bereits die fertige Straße. War sie frisch angelegt, musste man sich als Reiseradler seinen Weg bahnen. Mehr als einmal hätte ich am liebsten das Rad in den Graben geschmissen und mich selbst dazu. Muskelkater in den Oberarmen, schmerzende Knie. Tscha, da musste man nun wirklich einfach durch. Immerhin gabs auch asphaltierte Wege oder festgefahrenen Kies. Der erste Eindruck: Rurale Weite, durchzogen von kleinen und größeren Flussbändern. Immer wieder auch Seen, viele …

Litauentour 1: La Vie en Bleue

Atlantische Zeit. Blau und blau und blau. Nichtmal ein Vogel. Nichts. Stundenlang. Nur dieses ganz besondere Licht, dass es nur im Schiffsland gibt. Die Crew immer auf Achse, hier Schraube kontrollieren, da bisschen Farbe auftragen… An Bord eine ganz besondere Sprache, und ganz besondere Treffpunkte. Victoria ist eine Bodenständige. Nicht 17 Lounges und 20 Restaurants, nicht 3000 Menschen, eher so um die hundert. Glaube ich. Man sieht sich ständig, wie in Passau. Bis man alle Sehenswürdigkeiten aufgesucht hat. Die Bar mit Meerblick, das Leuchtturmcafé mit TV, den Shop, das Schlafkino, den Flur mit Meerblick, die handtuchgroße Plastik-Kackwiese für Hunde (na, los doch!). Die überdachten und windgeschützen Raucherhaltestellen. Die Außendecks! „Denis“, litauisch für Deck, 9, 10 und 11. Mit? Meerblick! Rettungsringe gecheckt, Müll geleeert, das erste Bier von manchem schon morgens um neun gezischt. Menschen laufen leer, Fernseher läuft. Sieht deutsch aus. Ist deutsch. Zweite Bundesliga, live. Elverseleben gegen Klein-Keineahnung: Null zu Null. Der litauischem Kommentator ist das Beste dran. Was nun? Laufen. Kilometer um Kilometer, Runde um Runde, schön, dass es einen Hubschrauberlandeplatz gibt. Immer …

Safariland by Bike

Eindelijk! Endlich! Schauen wir uns die Veluwe an, den größten zusammenhängenden Wald der Niederlande. Wie oft sind wir schon Richtung Küste/Egmond unterwegs mit dem Auto dran vorbeigefahren. Und jetzt, wo wir mit Bahn und Fahrrad reisen, jetzt, wo wir etwas langsamer geworden sind, jetzt tauchen wir ein in die Veluwe, das grüne, S-förmige Band mitten in der Provinz Gelderland. Startpunkt Arnheim. Hinzus lässig mit dem pünktlichen ICE in drei Stunden erreicht. Darauf erstmal einen Cappu und einen Besuch im Mediamarkt um ein (vergessenes) Ladekabel zu erstehen. Die Rückfahrt mit dem D-Ticket war doppelt so lang, doppelt so ermüdend, vor allem menschlich, aber voll günstig. Unser Ankerpunkt wieder ein Natuurkampeerterrein, diesmal Beek & Hei – „Bäche & Heide“. Zelt im Wäldchen aufgebaut, Hängematte aufgehängt. Klopt. Dann Otterlo erkundet und nach dem Einkauf der obligatorischen Erdnussbutter im zentralen Café des Orts Urlaubsfeeling eingesaugt. Ursprünglich war die Tour auf vier Tage mit bis zu sechs Leuten ausgelegt. Schließlich waren wir dann zu zweit und haben noch zwei Tage drangehängt, um den Sonntag als Rückfahrttag zu vermeiden. Also konnten …

Kneippen im Mai

Oh, die Stieltöpfe! Ausgesetzt am Straßenrand. Aus Kupfer! Die vergesse ich sicher nicht. Zwei auch noch. Alt, guss-schwer und sooo schön. Haben will! Ich halte sie Pat hin. Können wir? Die mitnehmen? (Habenwill!!) Noch sind wir in Aachen, unsere Reise geht gerade los. Pat guckt nur. Nach Hause schicken? „Nein“ sagt er nicht, aber auch nicht „Ja“. Okay. Hat ja recht. Post suchen, verpacken… Die wiegen mindestens zwei Kilo. Hachnee. Ich stell sie wieder hin. Zum Mitnehmen auf eine 18-tägige Radreise sind sie wirklich nicht geeignet. Los-lassen. (Auch so schon schwer genug mein Rad mit Kamera, Tele, Schlafsack, Klamotten. Verpflegung – und was wir sonst zum Outdoorleben brauchen, wenn wettermäßig alles zwischen kühl und heiß und nass angesagt ist.)Dafür geht eine Erdbeergrütze vom Straßenrandbüdchen mit. Trotz angesagten Regen haben wir Sonnenglück im Limburger Land. Herrlich unbemerkt fahren wir über die belgische Grenze, plötzlich reden sie französisch – so wird das die ganze Reise über sein, niederländisch, flämisch, wallonisch, französisch oder deutsch. Unsere Maas-Rhein-Tour führt uns immer an der Grenze lang. Wie einfach das hier ist. …

Radreise 2023
#2 Schweden by Bike!

Krasse 24 Jahre ist es her, da standen wir genau hier, Pat drückte auf den zeitverzögerten Auslöser und wir hatten ein Familienselfie: Papa, Sohn und Mama, rechterhand der Ostseestrand und im Hintergrund die Skyline von Travemünde… Hinter uns, oder besser in unseren Wadenmuskeln steckten stolze 630 Ostseeküstenradwegkilometer, vor uns eine Bootsfahrt mit Sonnenfinsternis auf der Trave. Zuhause schrieb ich: 8. Etappe: Richtung Travemünde wechselt die Landschaft. Klippen, kleine Wäldchen wie bei Friedrich (C.D.). Dänische Hotdogs gibt‘s hier keine mehr, aber Pommes und Backfisch. Und Riesenpötte, die vor uns aus dem Wasser ragen wie Titanics. Schwedenfahrer an Bord, die winken und rufen. Ach! Die Menschheit – eine Familie! Wagt man kurz zu glauben und winkt zurück und winkt. Da ziehen sie: die „Nils Holgerson“, die „Nils Dacke“ und die „Peter Pan“ im zwölfstündigen Wechsel. Wir sehen sie morgens in stolzem Weiß, wir sehen sie mittags lau in der Pause, wir sehen sie abends festlich erleuchtet. „Nach Schweden im nächsten Jahr“, winken wir, „Nach Schweden by Bike!“ 24 Jahre also hat dieses „im nächsten Jahr“ gedauert, bis …

Radtouren 2023 –  #1 Zeeland

Allein der Name macht schon Reiselust: Zeeland… 2022 waren wir schonmal da und fanden, da geht noch was, und dies und das wollen wir auch noch sehen… Herrlich vielfältig, diese niederländische Provinz. Dazu gesegnet mit einem Mix von Eigensinn und Weltoffenheit, typisch Küstenbewohner. Dass die Niederlande Radfahrerlande sind steigert unsere Reiselust um ein weiteres Pfund. Nochwas? Ja klar: Großartige Naturcampingplätze, die hier in Zeeland von Förstern betrieben werden, und neben Tourismusangebot ein geniales Stück Naturschutz sind. Wo gezeltet wird, wird nicht gefällt. Und die Touris sind ja nicht das ganze Jahr da. Immer sehr beschaulich. Immer? Nun ja, wenn nicht gerade Pfingsten ist. Als wir kamen, (vor Pfingsten) waren sechs von über 70 Plätzen belegt. Saftig grünes Gras, sehr gepflegt, kleines Gewässer, ein vogelzwitscherndes Wäldchen, Picknickbänke, kurz:  Alles, was man braucht. Wir suchten uns gemütlich einen Platz aus, hatten zwar einen bestimmten gebucht, doch die Nummerierungen fanden wir erst, als das Zelt schon stand. Die erste Nacht seit langem wieder draußen. So ein Glück! Im Frühling vom Dawn-Chorus der Vögel geweckt zu werden. Ich machte …

Zelten für Bikepacker

  Zelten ist best. Eigentlich. Aber früher war da mehr Glanz. Seit die guten Plätze für Vintage-Zelter wie uns wegschmelzen wie arktisches Packeis, seit immer mehr Wohnmobile unterwegs sind, macht es immer weniger Spaß. Jaha, schon klar, nur immer schön ist Zelten nun auch nicht. Nass werden ist doof, Straßenlärm auch. Zecken oder Windstärke 8 müssen nicht sein… Aber, im Grunde alles erträglich und gehört dazu. Eins aber, und dieser Punkt wird immer krasser, verleidet uns das Zelten: Menschen mit Klatsche und Reisemobil. Aber, der Reihe nach. Für die schönsten Plätze muss man sich schönst ins Zeug legen. Die liegen nunmal ab vom Schuss, ist ja grad der Reiz. Beispiel Uig oder Bosta Beach auf der schottischen Insel Lewis: Bergauf-bergab-bergauf. Da ist es! Nein, noch ne Schleife und noch ne Kehre und – weiter treten, treten, treten. In vorüberziehenden Wohnmobilen konnten wir nichts als Weicheier in Dosen erkennen. Ja, sorry. Wenn man platt ist, mault man gern bisschen ab. Zum Glück sind die Camper-Spezies meist fein voneinander getrennt. Wohnmobile näher an den Sanitäranlagen und Radler- …

Via Regia auf dem Fahrrad – unser Ostsommer

  Sonne, Licht, Wärme! Hach, wie schön wär das denn!?! Vielleicht nicht grad 30, 40 Grad…. My Goodness! Was haben wir im Sommer im Thüringer Wald geschnauft und geschwitzt. Trotzdem macht jetzt die Erinnerung mein Hirn leuchten: Frankfurt-Elsterberg. Wir natürlich mit dem Rad. Eine Abenteuerreise. Zum Geburtsort meines Vaters. Wir waren noch nie da – eine Freundin meiner Mutter lebt dort. Sie ist unser Ziel. Dafür reisen wir durch Nord-Osthessen, durchqueren Thüringen und kommen schließlich nach Greiz und Elsterberg in Sachsen. Als wir endlich bei ihr klingeln, haben wir insgesamt 530 Kilometer abgerollt und 5400 Höhenmeter bezwungen. Fazit: Abenteuerlicher als die Äußeren Hebriden in Schottland. Sehr Ost, sehr fremd, sehr erlebnisreich. Von schrecklich bis schön war alles dabei. Stopp, Moment – bevor ich erzähle, ein Nachruf: Landkarten Schwarz hat fertig. Aus diesem Laden stammen viele unserer Karten. Ende 2019 mussten die Buchhändler schließen – und sind damit leider ein Beispiel fürs Spezialistensterben, wie es im Klimawandel ja viele Arten trifft. Sehr schade das. Die ehemaligen Geschäftsführer Peter Magin und Michael Brendel haben einen letzten Gruß …