Papierliebe – neu sortiert
Makaber: während die Rundschau ums Überleben kämpfte, säuselten smarte Stimmen im Radio den SZ-Slogan: „Seien Sie anspruchsvoll“. Die in diesen Werbe-Audioclips fingierten Spatzerl-Dispute verliefen etwa so: Oper, Wirtschaft, Politik – du kennst dich ja plötzlich in allem gut aus, „Sag ehrlich, hast du ne Andre?“ Der Zungenschlag für hessische Ohren zwar weit neben der Spur, aber die Lockung war da. Schließlich ging’s ja nicht um den Bayernsound, sondern ums Testabo für umme… Okee. Irgendwann war’s gebongt. Dazu das 10-Wochen-10 Euro Lockabo der neuen Wochenendtaz, ein weiteres Freiabo der Verkehrszeitung, ne Prise Zeit – und last not least das neue Stadtaspekte… Schurusch-schurusch! Wir lasen morgens, mittags, abends, wir badeten in Druckerschwärze, stapelten Zeitungen – und, Hand aufs Papierherz, kamen kaum hinterher. Irgendwann, nachdem die offenbar kurzfristig eingefrorene FR-Buchhaltung anwaltsmäßig transferiert war, trudelten die Abo-Rechnungen der vergangenen Monate ein. Derweil aber war mein Fass voll. Ich habe die Frankfurter Lokalprosa ja schon lange gehasst, diese blödsinnigen Bildunterschriften, die launigen Kellernews, und – ganz schlimm – die Reportagen aus dem Zoo. Wenn in den letzten Monaten Leselust …