Alle Artikel mit dem Schlagwort: Flughafen Rhein-Main

Corona Gardens

  Fotos by Pat Meise, Time-out by Nature. Der größte Parkplatz in Town war mal Bannwald.   Ich bin eine Pariser Vorstadt eine Algenfahne ein eingerolltes Blatt ein blaues Tuch ein leeres Buch ein verbeultes Auto ein heißer Kanaldeckel in Ploumanac’h aber nie, nie ein Flugzeug über dem Wald      

Hahn hacks – Luftgraffiti #3

  Wie aus dem Nichts. Als sei ein heimatloser Flugplatz im Sperrgebiet gelandet. Sanfte Wiesenrundungen, Pferde, Felder und im Hintergrund die Hügelkette des Hunsrück – besetzt mit derart vielen Windrädern, dass man kapiert, was Leute mit Verspargelung meinen. Und dann plötzlich diese Armybauten. Kasernen in Ocker mit ochsenblutfarbenen Halskrausen, jeweils geschmückt mit einem stilisierten Kampfjet-Emblem. Zugewucherte Vorplätze, eingeschlagene Fensterscheiben – das Gelände rund um den Flughafen Hahn ist ein Dorado für Jungs, die ihre Testosteronschübe ausleben oder einfach mal unbeobachtet sein wollen. Ebenso wie für Papas, die mit ihren Söhnen statt auf der Kartbahn im Nirgendwo landen und staunend herumcruisen – und natürlich für uns, die wir bizarre Orte lieben.   Zutritt verboten? Als wir vor einem halben Jahr auf Locationsuche waren, hing das Schild da nicht, ganz sicher. Wir treiben an einer Fichte vorbei, der der letzte Sturm ihr oberes Drittel abgerissen hat, streifen Riesenfliegenpilze – und öffnen schließlich ein Portal, betreten einen, ja, sakralen Raum. Wie Archäologen stoßen wir auf stumme Zeugen einer zerfallenden Welt, fremd und vertraut zugleich. „Danger Mines!“ ächzt eine …

Endspurt: Lebensräume – Flugrouten

  Noch einen Monat läuft unsere Ausstellung in Offenbach. Ein paar Bilder und Texte daraus haben wir schon vorgestellt unter Entrée… – hier die Fortsetzung zum Reinschnuppern: Waldsee Nimm die Birkenroute, lies ruhig ihre Schriftrollen, summ das codierte Lied der zarten Betula. Folge dem Uferweg. Hände und Füße im Waldfell Kopf in den Wolken. Tag um Tag. Mit Mal wirst du die Glasschnüre sehn im Frühlicht des Jahrs, drin Hunderte schwarzer Samtperlen, unterm Bernsteinblick der Eltern eingewirkt. Eine jede ein pulsendes Wunder. Ein Leben. Es ist nicht mehr da, das unschuldige Aufwachsen in grünen Kinderzimmern. Und auch die Kinder nicht. Aber dies Sehnen, Verlangen nach flirrendem Blattgold, das Ruhe ins Aug fächelt. Dem Lichterspiel winzigster Zellen, dem Rauschen – Wasser und Photonenströme, dem Gurren der Frösche tief und nicht von dieser Welt. Finde die Feder.   Stehn bleiben Warten. Welche Farbe hat die Zeit? Loslassen. Denn: „es kommt natürlich vor, dass man wirklich sprachlos ist.“ Pina. Sie kämpfte, dass ein Ahnen beginne ein Tanzen im Kopf. Half den Nadelkissen im Hirn zu singen, den Füßen …

In Strömen: Lebensräume – Flugrouten

  Freitag, 9:30 kühl aber sonnig „Hier riechts gar nicht nach Kirche“ – als wir Freitag die Bilder hängen, schnuppern die Ersten gleich rein. Tatsächlich, es riecht nach Druck, nach Farbe – aber – wie riecht Kirche? Die Sonne scheint, die Bilder hängen, die Knäuel für die Strickaktion liegen in Körben bereit und auch die gestrickten und gehäkelten Flugzeuge sind alle fertig, harren der Ausstellungseröffnung. Die wollenen Flieger werden symbolisch für die Flugbewegungen in der Region stehen und beim Strick-In einen ebenso symbolischen Deckel bekommen… So hatte ich’s mir vorgestellt: Wenn massenhaft aktionshungrige Menschen kommen, stricken wir erst den Deckel und dann der kleinen Kirche noch ein Lärmschutzband.   Sonntag: 15 Uhr Dauerregen Aber – der Mensch denkt, die windige Windsbraut lenkt, und dann kam Sonntag. Kam alles anders. Es tritschelte, tratschte, schüttete, goss und floss. Sturzbäche waren die Gassen… Der Himmel hörte nicht auf, die Erde zu wässern. Ging auf alle über, aber nicht über uns allen auf. Jammern? Mitheulen? Die Versuchung war da, aber, wer erst mal nass ist, den kann wohl nichts …

Ausstellung: Lebensräume – Flugrouten

  Eva strickt, läuft, redet gegen den Lärmteppich über Offenbach – und sie liebt, Zeichen zu setzen – Eva Reiß, Chefin der Evangelischen Kirche in Offenbach. Am liebsten sind ihr bekennende Zeichen mit Witz und Aussage und, ja, sie liest dieses Blog. Und weil es bei ihr gezündet hat – Ausstellungen sind Kinder von Begegnungen – zeigt sich die Offenbacher Stadtkirche in diesem Sommer mit unserem Blick auf Rhein-Main. Es ist ja hier ein bisschen wie im Ruhrpott: im Ballungsraum, denken viele, gibt’s eh keine intakte Natur, keine Ruhe mehr. Stimmt nicht. Frankfurt ist eine kleine, eine ländliche Großstadt. Eine Finanzmetropole mit feinen Kräuter- und Blumengärten zu Füßen. Und auch Offenbach, gern abgezoffte, kleine, kreative Stadtschwester, träumt sommers wie winters gern am Main. Wir haben alles! Museen, Erdbeeren, Apfelwickler, Häfen, Kulturheidelbeeren, Konzerte und Spargel, Pharmariesen, Global Youth Village, Filmfestivals und Zecken. Multikulti in jedweder Hinsicht und mit jedweder Verkehrsanbindung zu Wasser zu Lande und – in der Luft. Schwäne überfliegen Wasserstraßen, Kraniche trompeten über uns hinweg. Am lautesten, stetigsten und zahlreichsten im Luftraum aber sind …

Strick-Aktion: Anti-Lärmteppich für Offenbach

  Ankommen und gelobt werden: Wie schön! Und so herrliche Wolle! „Och ja – meine Reste halt.“ „Drei Tage dran gehäkelt“, verrät die Frau mit dem kirschroten Schal neben mir, als sie eine kunterbunte Decke auspackt. In der Mitte des Offenbacher Marktplatzes treffen sich heute die ausdrucksstarken Nadeln der Region und stricken gegen Fluglärm. Am zentralen Nähtisch orientieren sich die Neuankömmlinge: wer hat hier den Hut auf? Wo soll ich anstricken? Der Lärmteppich oben verhindert, dass man verstehen kann, was die beiden Initiatorinnen der Aktion eben sagen, der Lärmteppich unten auf dem Marktpflaster wächst und mäandert über den Platz. Aus Taschen und Körben quellen Maschenkombinationen verschiedenster Couleur. Und werden allesamt aneinander genäht. Bunt zu monochrom, neonorange und kraus zu traumhaft schönen Farben und Mustern. Eine Frau freut sich, seit Ewigkeiten zum ersten Mal wieder an die Nadel gekommen zu sein. Eine andere hat nen Schal dabei, und sagt kategorisch – „Ich kann nicht stricken.“ Ach was, so was verlernt man doch nicht? „Nein. Ich will nicht, hat mir noch nie Spaß gemacht, deswegen hab ich …

Anfluch von Lernfreiheit: Fluglärmdemo der Eltern

Vollsperrung der Darmstädter Landstraße für eine Stunde! Darauf einen Blecheimertrommelwirbel! Allein dafür hat sich der Einsatz gelohnt. Mitten im Feierabendverkehr durften !nur Busse! die südliche Hauptverkehrsader der Stadt passieren. Ökovision’s coming. Fußgänger, Fahrräder und öffentlicher Verkehr, sonst nix. Dass gerade an diesem Abend nicht die Anflieger der Nordwestlandebahn im Anderthalbminutentakt dröhnten… Laune des Wetters. Vorführeffekt, whatever. Üblicherweise nämlich liegt das Rhein-Main-Gebiet im Westwind. Dabei wird dann nicht nur die Sachsenhäuser Martin-Buber-Schule – deren Eltern zur Initiative „Familien gegen Fluglärm“ zusammengefunden und zur Demo aufgerufen haben – permanent von Überfliegern beschallt, sondern auch Bergkita, Mühlberg- und Gruneliusschule, die Kitas „Kinder Campus“ und St. Aposteln und etliche mehr. Es gehe darum, ein „weiteres Zeichen gegen den Fluglärm“ zu setzen, rief ein Martin-Buber-Vater vor Beginn des Protestzugs in die Menge. „Unsere Forderungen: Stilllegung der Nordwestlandebahn, Durchsetzung der gesetzlichen Nachtruhe von 22-6 Uhr, weniger Flugbewegungen über unseren Köpfen, Kontrolle und Verminderung der Luftschadstoffe!“ Nach jeder Forderung gabs ein Lärm-, Trommel- und Pfeifkonzert, das einen Dezibelmeter ordentlich zum Ausschlagen gebracht hätte. Außerdem rief der Vater mit der roten Mütze noch …