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Safariland by Bike

Eindelijk! Endlich! Schauen wir uns die Veluwe an, den größten zusammenhängenden Wald der Niederlande. Wie oft sind wir schon Richtung Küste/Egmond unterwegs mit dem Auto dran vorbeigefahren. Und jetzt, wo wir mit Bahn und Fahrrad reisen, jetzt, wo wir etwas langsamer geworden sind, jetzt tauchen wir ein in die Veluwe, das grüne, S-förmige Band mitten in der Provinz Gelderland. Startpunkt Arnheim. Hinzus lässig mit dem pünktlichen ICE in drei Stunden erreicht. Darauf erstmal einen Cappu und einen Besuch im Mediamarkt um ein (vergessenes) Ladekabel zu erstehen. Die Rückfahrt mit dem D-Ticket war doppelt so lang, doppelt so ermüdend, vor allem menschlich, aber voll günstig. Unser Ankerpunkt wieder ein Natuurkampeerterrein, diesmal Beek & Hei – „Bäche & Heide“. Zelt im Wäldchen aufgebaut, Hängematte aufgehängt. Klopt. Dann Otterlo erkundet und nach dem Einkauf der obligatorischen Erdnussbutter im zentralen Café des Orts Urlaubsfeeling eingesaugt. Ursprünglich war die Tour auf vier Tage mit bis zu sechs Leuten ausgelegt. Schließlich waren wir dann zu zweit und haben noch zwei Tage drangehängt, um den Sonntag als Rückfahrttag zu vermeiden. Also konnten …

Da muss mehr Beton hie…

Die alte Leier: Mehr Straßen machen mehr Verkehr, also sind wir dem Aufruf zur Demo am 29.9. gegen den Ausbau der A5 auf 10 bekloppte Spuren gefolgt. Blumen statt Beton! Dafür fuhr ich mit unserem Pop-up-Garten auf die Autobahn. Zwei Radler weiter wurde von zwei älteren Protestern eine riesige Nabu-Fahne hochgehalten. Sagt der eine zum deutlich älteren anderen: „Was habt ihr eigentlich ’73 gemacht, seid ihr Rad gefahren auf der Autobahn?“ Der andere schüttelt den Kopf. Autofreie Sonntage. Das war ein Ding damals. Aber Radfahren? Glaube, auf die Idee wäre niemand gekommen. Heute schon. Man muss nur aufpassen beim Pulkfahren. Holla, wie sie rumwackeln,  ob jung oder alt. Uff. Wir, Wohnzimmerfarn und Geranie vom Balkon hielten uns wacker und auch die extra als Farbtupfer noch erstandene Katzenminze und Mädchenauge plädierten für mehr Grün statt Grau. Nur das noch: Vertragt euch, Leute, sonst wird das nix.

Betten, Borsten, Schneckendeckel!

Rausgehn, sich eingrooven ins Naturgeschehen, immer Neues lernen – das ist Fährtenlesen! Rausgehn, sich umschaun, fast zwangsläufig schaltet man da runter. Und sieht mit Mal überall Spuren und Zeichen, die zeigen, dass Tiere unterwegs waren. Hinweise, die man vorher nicht wahrnahm, geschweige kannte. So wie beim Notizbuch, das Pat im Wald verloren – und wiedergefunden hat. Auf dem roten Umschlagskarton mäandert eine zerfranste Linie, unter der der Karton wie abgewetzt aussieht. Abgeraspelt, um genau zu sein: Schneckenfraß! Im Buch dann deutliche Zeichen des Finders… Ja, Wald ist Kommunikationsort. Für Tiere sowieso. Sie hinterlassen überall sicht-, riech- oder hörbare Zeichen ihrer Anwesenheit. Diese Zeichen zu finden und die Geschichten dahinter zu enträtseln ist wie Krimilesen. Alleine ist das schon verdammt cool, aber zu zweit, dritt, acht… umso mehr. Was einen da erwartet? Überraschung! sowohl auf menschlicher wie auf spurentechnischer Seite. Immer wieder spannend, wen es alles zusammenwürfelt vom Chemiker übe den ITler bis zur Rechtsanwältin. Die einzige Gemeinsamkeit ist oft die Faszination für Tiere. Im Frühjahr war ich mit so einer bunten Truppe – dem VHS-Kurs …

Radreise 2023
#2 Schweden by Bike!

Krasse 24 Jahre ist es her, da standen wir genau hier, Pat drückte auf den zeitverzögerten Auslöser und wir hatten ein Familienselfie: Papa, Sohn und Mama, rechterhand der Ostseestrand und im Hintergrund die Skyline von Travemünde… Hinter uns, oder besser in unseren Wadenmuskeln steckten stolze 630 Ostseeküstenradwegkilometer, vor uns eine Bootsfahrt mit Sonnenfinsternis auf der Trave. Zuhause schrieb ich: 8. Etappe: Richtung Travemünde wechselt die Landschaft. Klippen, kleine Wäldchen wie bei Friedrich (C.D.). Dänische Hotdogs gibt‘s hier keine mehr, aber Pommes und Backfisch. Und Riesenpötte, die vor uns aus dem Wasser ragen wie Titanics. Schwedenfahrer an Bord, die winken und rufen. Ach! Die Menschheit – eine Familie! Wagt man kurz zu glauben und winkt zurück und winkt. Da ziehen sie: die „Nils Holgerson“, die „Nils Dacke“ und die „Peter Pan“ im zwölfstündigen Wechsel. Wir sehen sie morgens in stolzem Weiß, wir sehen sie mittags lau in der Pause, wir sehen sie abends festlich erleuchtet. „Nach Schweden im nächsten Jahr“, winken wir, „Nach Schweden by Bike!“ 24 Jahre also hat dieses „im nächsten Jahr“ gedauert, bis …

Vom Unterwegssein, Prost 2024!

Danke 2023. Warst ein guter Begleiter. Bei vielen Erlebnisreisen, die noch wollen beschrieben und erinnert werden. Als inspirierenden Abschluss wählten wir: Berlin! Unter Warhols Augen wandelnd, wie schon im Februar, als man noch für Frieden auf die Straße ging. Jetzt alles so kompliziert, dass alle durcheinanderreden. Als sei Krieg der neue Frieden. Zum gegen die Wand laufen. Da passte der Film, „Anatomie eines Falles“, den wir mitgenommen haben. Allen Paaren heiß empfohlen, die mal von außen auf ihre Streits gucken wollen, um sich mal lachend mal schluckend wiederzufinden im temporären Wahnsinn eines Beziehungsgeruckels. Berlin. Den Bahnhof bestaunten wir Touris mit Rädern ne halbe Stunde früher als geplant, trotz- und nachdem in Frankfurt unser Zug ausgefallen war und wir tatsächlich noch Fahrradplätze im Zug vorher bekamen. Supper gelaufen. Also, ankommen, einchecken und zu Fuß ins C/O Berlin. Wieder eine grandiose Ausstellung. Wie im Februar, als wir uns William Egglestone anschauten und ich mir schöne Zitate nehmen konnte: „I am at war with the obvious.“ Bis dato Beste Fotolocation in Town. Diesmal Mary Ellen Marks. Überwiegend Schwarz-Weiß. …