Sprünge in der der Haut: Wo bin ich? Zuhause, Mutter. Hier? Nein! Warum habt ihr mich weggeschickt? Schwamm im Ohr, fernmündlich ausgesogen Wann kommt ihr? Jetzt. fahrn, fahrn, fahrn – hin-wo die Alten sind unterwegs so viele Niemands Warnplakate … Weiterlesen →
Die Frühe. Die Straße. Nur uns.
Der Nachbarin, die zur Schicht eilt, der Schlaflosen,
dem Zeitungsmann, vermummten Radlern, Bauarbeitern – uns.
Die Bahnen ihr,
der dicken Schwimmerin.
Die im allmorgendlichen Ritualbad
sich treiben lässt. Ihr Glück
für eine Viertelstunde
la Reine, la Delphine! Nur Sie.
Textor zum Tag. Leicht, unbeglotzt, frei.
Die Fenster. Im Atem der Fremden.
Himmel löst Welt. Löscht Nacht. Im Nebel dunkler denn je.
Die Straße der Frühe.
Endlich! Meine Silbermöwen
Niederhimmel voraus,
truppweis, augüber
immer hoch
über der struppigen Mähne segelnd
Hier! Landpferds, Sandpferds Grenzband
borderline
Abseits home
mit neuen Silberschuh‘n, am Abgrund
einer rechts, einer links,
einer gefallen
Ach! Zwei gerettet
im Zelthaus
und da: leben!
Im Schaukasten
Wie sich‘s gehört
Vorn das Meer und 30
drinnen Setzfach
chillen
Eier legen, weiß und türkis
draußen Spatzen
befreien das rosa Geranium von Läusen
dazwischen die Alben der Vormieter
Sag! was du willst
ich sammle Leuchttürme
Bild um Bild
in Tüten
lausch auf Knien
paarweis,
vielleicht sogar verliebt
im Wispern der Schmetterlinge.
Die sieben Himmel der See
und die sieben des Lands
Blau und Blau und Rot und Gelb.
Das Leben streifen
mit Strandsohlen, Moosgummiballen, Regenlidern
mit Mal so hungrig
so riesig, Großmutter wo ist dein Mohn?
Wo deine Erinnerungen?
Die unbeschwerten Rufe, Küsse, die
Lichterketten des Abends
Neuheit, Neugier wo?
Tour de Force durch all die Jahre
alle Windungen
Gleichnisse
als Marker gegen Schwenksicht
Und wir sehen, fühlen
unter der weißen Wüste das Bersten, die Katastrophe.
Ein Nachglühen wie zerrauschte Träume.
Schwelt es noch? Alles fort, Bäume, Büsche…
Wie die Vögel flohen!
Hier war es! Hier wütete die Blume des Feuers –
und für diesmal die Retter
eilten nicht in die schäumende See
Wie surreal die weißen Wolken! Wie froh!
Wir finden die Pfade, wir baden die Sohlen
In blauem Ruß
Und, wie alle, folgen dem Leuchten,
ziehen den achten Himmel
Nacht
Die “Blume des Feuers” ist ein Gedankensprung zu Cees Nooteboom
dein Kleid war weiß
den ganzen Sommer lang
ein Kinderkuss, ein Flirrflug,
ein Blinzeln im Luftzug im
Sternnebel der Pollenlust.
Um ist das Spieljahr,
gefaltet das Kleid,
Unschuld zerfressen,
Glieder bloß.
Noch wehen
zwischen Blauflügel und Rotschnute
Wege aus Himmelerde
einbahnig
das Unterkleid aus Luftkammern
rippt im Lichtflug
das Gestern
Bruch auf Bruch.
Morgen, singt Wader,
Morgen, wenn alle Träume geträumt,
werde er wissen
woher das Gift in seinen Adern.
Sich bauschend derweil
das Kleid des Todes im
Staub der Tage
verweht, verschossen:
das Tanzkleid des
Sommers.
„Today was national Poetry Day, what is your favourite Poem?“ Nationaler Gedichttag – welches ist euer Lieblingsgedicht? Fragte eine Freundin am 4. Oktober auf fb. Gedichttag? Was? Wann? Natürlich das „national“ übersehen. Sonst hätt ich zur Feier des Tags eines … Weiterlesen →
Noch einen Monat läuft unsere Ausstellung in Offenbach. Ein paar Bilder und Texte daraus haben wir schon vorgestellt unter Entrée… – hier die Fortsetzung zum Reinschnuppern:
Waldsee
Nimm die Birkenroute,
lies ruhig ihre Schriftrollen,
summ das codierte Lied der zarten Betula.
Folge dem Uferweg.
Hände und Füße im Waldfell
Kopf in den Wolken.
Tag um Tag.
Mit Mal wirst du die Glasschnüre sehn
im Frühlicht des Jahrs,
drin Hunderte schwarzer Samtperlen,
unterm Bernsteinblick der Eltern eingewirkt.
Eine jede ein pulsendes Wunder.
Ein Leben.
Es ist
nicht mehr da,
das unschuldige Aufwachsen
in grünen Kinderzimmern.
Und auch die Kinder nicht.
Aber dies Sehnen,
Verlangen nach
flirrendem Blattgold,
das Ruhe ins Aug fächelt.
Dem Lichterspiel winzigster Zellen,
dem Rauschen –
Wasser und Photonenströme,
dem Gurren der Frösche tief und
nicht von dieser Welt.
Finde die Feder.
Stehn bleiben
Warten.
Welche Farbe hat die Zeit?
Loslassen.
Denn: „es kommt natürlich vor,
dass man wirklich sprachlos ist.“
Pina.
Sie kämpfte, dass ein Ahnen beginne
ein Tanzen im Kopf.
Half den Nadelkissen im Hirn
zu singen, den Füßen zu malen,
schwerelos.
Aus Blau werde Licht
blitze der Wasserhimmel
in Tropfen.
Wirf, wirf die Kugeln ins
Schneckenohr, lass sie kollern
durch alle Windungen rennen,
bis weißes Gleißen
die Neuronnetze flutet.
Lachenden
Munds.
ausstellung lebensräume – flugrouten: 3.6. – 8.9.12
stadtkirche offenbach, herrnstraße 44
mo – fr 12-18 uhr, sa 11-13 uhr
Noch nicht da gewesen?
Hier ein paar Bilder und Texte unserer Ausstellung:
Früh
Zum See. Frühmorgens,
wenn die Stadt noch schmale Augen hat.
Die Ufer gesäumt
von Suchenden.
Die am Wasser sitzen,
Gedanken schwimmen
lassen,
austreiben, auswuchern,
passen.
Ich wusste doch nicht,
dass Städte sich verkleiden,
sie drauf angewiesen sind,
ihre Plätze tauschen manchmal und
sich wild und heimlich ausschütten vor Lachen.
Dass es so einfach wäre,
Du zu sagen.
Doch die Schwäne.
Heben sich und
tragen mich fort.
Unterm Rad
Wie es formt,
das tägliche Schaffen von Zukunft!
Den Stein ein wenig
weiter schieben dürfen.
So ein Glück,
ihn herabrumpeln zu sehn.
Sich einspieln, hochziehn –
immer rasanter hinab, geschickter die Züge hinauf.
Kette und Schuss,
40 mal 45 –
zähl nach.
Die Welt ein Lachen im Kompass,
bis die Nadel springt.
In einer Sekunde nur
alles gewendet, gestoppt,
auf Null.
Nachtflug
Ein Leuchten
im Lidschlag
des Monds
eine Lichtspange rafft
All und Rinne des Zufall.
Ein Aufglühn:
Verheißung, Gral, Sirius’ Sehnen.
Gebannt von undeutbaren Zeichen,
gebrannt vom Atem
der Hoffnung.
Raus
aus dem Pulsen der Stadt,
dem Wuseln, Wispern, dem Weiterweiter –
aus.
Rein. Einhalt, Einfalt
in Helios’ Blumenspiegel
bin ich leicht.
Dicht gepackt
zwischen den Blütenschnuten
summt die Timeline:
Parallelpendel,
Bienenbilder,
Falterfliegen,
Wespenmasken.
Im Blick der Wendesonne
wachsen mir gelbe Zünglein,
sprießen mir grüne Locken heiterkühl
und silbernes Stromhaar.
Im Herzen des Sommerfelds
bin ich
ich.
Die Dachrinne kahl,
bis auf ein Nest.
Drin zittern weiße Federn, noch vom letzten Jahr.
Wenn der Frühling kommt, wird dies das windige Zuhause
von ein paar Küken sein.
Kannst du sie hören?
Wand an Wand, das schützende Dach über euch
über dir
Nach Jahren auf der Flucht,
des Gehens im Sand
vom Kind zum Mann.
Zuhören! Verdammt, ihr sollt endlich zuhören!
Recht für, nicht gegen,
Fluchtwege für Menschen freihalten, nicht
nur als Notausgänge für Banken.
Wem die Sohlen zu lange brennen,
dem brennen auch Hände und Zungen
Notausgänge fürs Erlebte
Freiräume des Denkens
manche kämpfen, manche beginnen zu singen
So wie Yaxie Yax,
nur älter, war Hilde Domin,
der in der Fremde Wasser geschöpft wurde,
die bleiben durfte,
die auch fern ihrer Mutter ihren Fuß in die Luft setzte,
es schmerzte, aber sie trug.
Ihr Nest im Dachrinnenzweig
Deins über den himmelblauen Geländern,
über den roten Teppichfalten..
Rot, auch wenn
Grün deine Lieblingsfarbe ist.
Werden wir tragen?