Bild des Monats: November 2014
Dieser Monatsrückblick gilt den Löwenzahnkindern, die in der Nähe von Freiburg den Montessori Naturkindergarten und die -Naturschule besuchen. Das Leitmotiv der Erwachsenen – die hier wie an allen freien Schulen Begleiter heißen – könnte man so zusammenfassen: „Kindern ermöglichen, selbstbestimmt ihre Potenziale zu entfalten“. Vor 7 Jahren waren wir zum ersten Mal da – und was uns erst hinterher bewusst wurde: es ist total leise an dieser Schule. Vielleicht weil sie das innere Entdeckerfeuer nicht verlieren, das Kinder ursprünglich antreibt. Damit sie sich überhaupt entwickeln. Gerade habe ich für einen andern Artikel viel über die motivierende Kraft nachgedacht, die das selbst bestimmte, freie Spiel (sogar bei Erwachsenen) freizusetzen vermag. Entspanntheit und ein Mit-sich-im-Einklang-sein bringt uns zur jeweils nächsten Herausforderung. So wird es nie langweilig und es macht Spaß. Der normal gestresste Erwachsene braucht für sowas eine Runde Meditation. Um die überladenen inneren Kanäle freizupusten, um wieder fokussieren zu können. Für normal ungestresste Kinder ist das die Grundeinstellung: Wenn ich schaue, schaue ich, wenn ich sitze, sitze ich, wenn ich staune, staune ich… So geht …
Galaxity Endlich! Meine Silbermöwen Niederhimmel voraus, truppweis, augüber immer hoch über der struppigen Mähne segelnd Hier! Landpferds, Sandpferds Grenzband borderline Abseits home mit neuen Silberschuh‘n, am Abgrund einer rechts, einer links, einer gefallen Ach! Zwei gerettet im Zelthaus und da: leben! Im Schaukasten Wie sich‘s gehört Vorn das Meer und 30 drinnen Setzfach chillen Eier legen, weiß und türkis draußen Spatzen befreien das rosa Geranium von Läusen dazwischen die Alben der Vormieter Sag! was du willst ich sammle Leuchttürme Bild um Bild in Tüten lausch auf Knien paarweis, vielleicht sogar verliebt im Wispern der Schmetterlinge.
Red&Blue Die sieben Himmel der See und die sieben des Lands Blau und Blau und Rot und Gelb. Das Leben streifen mit Strandsohlen, Moosgummiballen, Regenlidern mit Mal so hungrig so riesig, Großmutter wo ist dein Mohn? Wo deine Erinnerungen? Die unbeschwerten Rufe, Küsse, die Lichterketten des Abends Neuheit, Neugier wo? Tour de Force durch all die Jahre alle Windungen Gleichnisse als Marker gegen Schwenksicht Und wir sehen, fühlen unter der weißen Wüste das Bersten, die Katastrophe. Ein Nachglühen wie zerrauschte Träume. Schwelt es noch? Alles fort, Bäume, Büsche… Wie die Vögel flohen! Hier war es! Hier wütete die Blume des Feuers – und für diesmal die Retter eilten nicht in die schäumende See Wie surreal die weißen Wolken! Wie froh! Wir finden die Pfade, wir baden die Sohlen In blauem Ruß Und, wie alle, folgen dem Leuchten, ziehen den achten Himmel Nacht Die “Blume des Feuers” ist ein Gedankensprung zu Cees Nooteboom
Wir haben einen Biobauern mit Weitblick besucht: Uwe Brede hat sich vorgenommen, seine Kollegen zu überzeugen, dass schon Saatgut bio sein muss, wenn man klimasauber arbeiten will. Dafür hat er die “Bäuerliche Öko-Saatgut Genossenschaft” gegründet. Eine echte Aufgabe – und sie wird getragen von einer Lebenseinstellung, die Saatgutkonzernen wie Bayer oder Monsanto (mittlerweile?) völlig fremd ist: nämlich dass auf lange Sicht nicht Bevormundung hilft, sondern Gemeinsinn. Natürlich gehört dazu auch, dass man die Arbeit des andern (des Züchters in diesem Fall) honoriert. Stichwort Urheberrecht… Wir kennen das, ist einfach eine Frage der Fairness und gilt für jeden kulturellen Lebensbereich. Wir rufen: Geno-Power to the Bauer!
Null. Kein brauchbarer Gedanke nichts. In solchen Notfällen muss ich weg vom Bildschirm. Zum Glück habe ich einen Balkon. Wind schuckelt zartgrünes Blattgefieder, Bienen beschwirren Blüte um Blüte und Sonne blitzt Schattenmuster. Langsam rutsche ich auf Standby. Hups?! Bin sofort … will eben noch… muss gleich… Ach, was! Ich lehne mich zurück, schau ins kondensverschleierte Blau. Wolkenzug, Vogelflug… Mal eben nichts wollen, nichts müssen, nur sein. Ja. Bis das Telefon heult und ich – mit tanzenden Sonnenflecken vor Augen – hineingurre: „Nein, nein. Sie stören nicht.“ Wie bitte? Auftrag hin, guter Kunde her. Ist doch glatt gelogen, kräht im Hirnkastel mein Lazy-Ich; feixt und lässt die Worte holpern. „Ja klar. Mail Ihnen. Äh. Gleich. Ihnen was. Tschühüss.“ Und jetzt? Weiter im Text oder noch mal kurz abdöseln? Ja. Schön wär’s. Doch: Nein. Die Deadline drängt. Also zurück zum PC, wo mit einem Pling diese Email ankommt: „Schreiben Sie uns was über Müßiggang?“ Was? „Müßiggang“… Hört sich nicht gerade topaktuell an. Was heißt das denn überhaupt? „Aah! Sommerferien! Weißt du noch?“ Eine Freundin kommt allein …
Richtige Bilder. Frei von Kitsch oder Ichzeigdirwasknipserei, geladen mit jener wunderbaren Intensität, die Blicke anzieht. Wieder und wieder hält jemand inne und betritt das graue Karree der Stellwände. Sie zeigen die Siegerfotos der „Europäischen Naturfotografen des Jahres“ – dem jährlichen Wettbewerb der GDT. Die Menschen stolpern geradezu über diese Bilder, denn sie fallen erst beim zweiten, dritten Hinschauen auf. Eben noch schaute das Pärchen mit den Rollkoffern auf die Anzeigentafel: wann fährt mein Zug? Pünktlich? Plötzlich stehen die Rädchen still, die beiden staunen, lassen den typischen Lassmich-in-Ruh-Ausdruck, den Bahnhofsblick fahren, und sind ganz offenbar berührt. Hier!? Mitten im Trubel passiert, was durch sinkendes I-Stock-Bildniveau immer seltener gelingt: intensive Kommunikation zwischen Bild und Betrachter. Die Jury markiert diese Eigenschaft in dem einfach aber ansprechend gemachten Katalog als absolutes Auswahlkriterium für Siegerfotos. Zwischen Fastfoodangeboten, Werbegeflatter und allgemeinem Menschengewusel wirkt die Ausstellung wie ein ruhender Pol. Eine eigene Welt, die hier in Frankfurt sehr dicht in das kleine Aktionskarree gepasst wurde (an Ostern hockte da noch ein überdimensionaler, aufgeblasener Hase). Die Fotos überraschen mit besonderen Perspektiven, sind …