Jahr: 2021

Vom Seufzen der Leerräume

  Rumms! Aua! Halb lieg ich schon, halb stemm ich gegen – dieses Scheiß Light-Metal Kellerregal. Hab ihm nie vertraut, jetzt ists mir auf den Kopf gefallen. Die alte Schreibmaschine verpasst mir einen Hakenkuss, der Entsafter poltert ab und eine klotzschwere Kiste knapp an mir vorbei. Jesses! Tage später. Das Schrottteil entsorgt, zwei neue Regale aufgebaut, machen wir da weiter, wo es mich umgehauen hat: Beim Ausmisten in der Staubachterbahn. Pat blättert durch alte Belege, Magazine wie Focus, Jazzthetik, Stern. Kann weg, bleibt, kann weg, kann weg, kann weg… Cool sehen sie aus, diese alten Jazzthetiks. Kein bisschen altbacken oder überholt. Kannweg, bleibt. Bleibt? Zeig mal. Aah, sieht aus wie schwarz/weiß. Ist schwarz/weiß. Das Bild auf der Doppelseite zeigt – so gut wie nichts. Überschrift: „Die Leerräume im offenen Herzen der Lieder“. Poetisch. Schön. Übernächste Seite wieder so ein minimalistischer Pat Meise: Himmel und Meer. Meer und Himmel. Ja. Leerräume. Damit hat Pats Lieblingsgrafiker Matthias Grunert ein Dreieinhalb-Seiten Interview bebildert, das Jazzthetik-Autor Michael Engelbrecht mit Komponist, Sänger und Schlagzeuger Robert Wyatt und Lyrikerin Alfreda Benge …

Post aus Hohenlohe

Ich miste gerade Stapel von Briefen, Postkarten, altem Zeug aus, weil wir schweren Herzens unseren “Landsitz” geräumt haben, und ich seit Tagen Tetris der Sorte “Mach einen aus zwei Haushalten” spiele. Schon mal jemand eine Studie dazu gemacht, was so’ne Ausmisterei mit der Psyche anstellt? Fühlt sich an wie Achterbahn im Staub. Bah. Und wie ich so ächze und räume, ruft mein Handy neue Nachrichten aus. Ahh. Danke, gerne ne Pause jetzt. Was gibts? “Hohenlohe-Grüßle”, die mir Tränen in die Augen treiben. Hach, unser Rabo:   Danke dir Sarah!      

Still im Stall

mehr dazu… Als ich für ein Herstellerportrait in der Langenburger Schafkäserei fotografierte, sah ich auch dieses zufällige Stilleben. Die Eier stammen von italienischen Zwerghühnern, die auf dem Hof frei umherlaufen. Die Eier der zierlichen Hühnchen waren allgegenwärtig, denn jeder, der im Stall zu tun hat und welche findet, legt sie an einen sicheren Ort in Reichweite ab. Chefkäser Norbert Fischer: “Bei uns ist jeden Tag Ostern.”      

Tracking-Literatur #2: Tierspuren Europas

  See English version below Tschacka! Jetzt gilts, dachte ich im Mai, als Joscha Grolms mir die Bestätigungsmail schickte; „Der Platz geht an Dich!“ Juppie! Gleichzeitig dachte ich aber auch: Oioi, hoffentlich übernimmste dich nicht. Meine erste Fährtenleser-Evaluation, hiermit gebucht. Bisschen Training würde nicht schaden – und das neue Buch auch nicht, aber wann kommts denn endlich?! Vorbestellt seit Februar. Erst dachte ich ja, 70 Euro… Puh. Brauch ich das? Dann versicherte mir eine Freundin, die Fotos beigesteuert, das Buch gegengelesen und somit ordentlich Einblick hatte: „Du wirst es lieben“. Bestellt. Und im Juli endlich hatte ich es dann in der Hand. Oder besser in zwei Händen, über zwei Kilo. Ein Klotz von über 800 Seiten. Kann man da noch von Handbuch reden? Doch. Ja. Und was für eins. Den Verlag hat es wohl verblüfft wie viele Tracker-Nerds es gibt – 600 Vorbestellungen warteten auf Auslieferung. Drei Monate später ist die erste Auflage von 4000 Exemplaren verkauft. Die nächste gedruckt. Und ich bin in der Lausitz. Der erste Evaluierungstag ist zu Ende. Elf Prüflinge, Evaluierer …

Allein im Frühlicht

  Still. Nur eine Waldkäuzin zu hören. Ein Rascheln und Knacken. Die Bäume quietschen – oder weinen sie? 5 Uhr 27, Nautische Dämmerung auf dem Altkönig.     Vor lauter Holzpolter kein Wald mehr. Dafür lugt die Stadt durch die Stammlücken. Menschen-Licht gegen Menschen-Angst. Der Mond in Rückenlage. Ein paar Lärchen stehen noch, Kiefern auch. Vorher mittendrin, jetzt Solitäre. Frei. Über ihnen Mond und Flugzeuge. Ja, sie fliegen wieder. Als wäre nichts. Ja, Nur eine Aufeinanderfolge. Sagen die Kolkraben das auch? 6 Uhr 15, Bürgerliche Dämmerung an der Weißen Mauer.        

Ganz großes Klima

  Es zeugt von Schwäche und Torheit, nur das wertzuschätzen, was weit von dem Ort entfernt ist, an dem wir selbst geboren sind. Und wie weit sind wir Menschen auf der Suche nach fremden Pflanzen und Tieren gereist, ohne die Lebewesen in ihrem eigenen natürlichen Klima jemals kennengelernt zu haben. Martin Martin, 1967     Gibt es eine Schlussfolgerung? Nein, es gibt nie eine Schlussfolgerung, lediglich eine Aufeinanderfolge. Cees Nooteboom, 2002        

Vierzig Findlinge

  Jetzt. Sollten sie Mosaik werden. Zusammenfinden. Wieder und wieder. Die Orte dafür würden mich ansprechen, dann ein Zeitfenster sich öffnen, ein stilles Atmen und: Flow! Zarteste Blüten, Teil einer Tasse, die ich gern in Händen hielte, grobe Keramikstücke, feinst abgeschmirgelt von Wetter und so. Manche mit einseitigen Glasurresten. Fragmentiertes Grün, Rot und Gelb. Auch ein ostseegeschrubbtes Kachelfragment aus Lubmin, ein knallbuntes Porzellanfragment aus Essen und sogar hessisch-blaues Steingut dabei. Zu Guter Letzt ein gläsernes Mundstück als Kontrapunkt aus Heidelberg. Voilá, die Fundscherben-Collection aus 44 Jahren, aufgelesen auf meinen Lebenswegen. Zeit, sie ein Jahr lang in Szene zu setzen, dachte ich im Dezember 2019. Ich schnürte ein Beutelchen, in dem erst 37, am Ende 40 Bruchstücke klimperten, um sie zu allen geplanten Reisen mitzunehmen. So sollten Bilder entstehen und durch sie dieses Jahr als eines für alle stehen.   Startschuss war in Nordholland zur Jahreswende 2019/20. Weiter gehen sollte es wieder in Holland im Frühling und auf den Äußeren Hebriden im Sommer. Sicher käme noch inlands die ein oder andere Tour hinzu… Sicher? Von Pandemie …

Potts-App

  Grüße aus Schalke Regnet Aber nicht so schlimm Zeche Ewald Sitze vorm Arena Hotel mit Bier von der Tanke Film fängt gleich an … Komme Schnitzel? Currywurst. Jeden Tag Currywurst Starten gleich Richtung Hamm Habe den armen D wohl weggeschnarcht. Biergarten nach Königsetappe Gelsenkirchen-Hamm, 85 km, Schnitt 18 Immer an Kanälen lang Heute nach Dortmund Alles gut? Ja. Klares Ja Viel Winde Cheers Sitze in der City von Dortmund “Feel at Home” aber das Frühstück war nicht schlecht Sind in Essen Zeche Zollverein