Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ausstellung

Fotofestival Wiesbaden 2017: mit unserer Serie Dementia Road

  Acht Bilder für acht Buchstaben: DEMENTIA – damit sind wir eine Facette von Insight, dem Grundthema der Wiesbadener Fototage 2017. Gestern abend die Email: „Wir freuen uns Ihnen mitzuteilen…“ Und wie! Wir uns freuen! Insight – Einblick nehmen, gewähren, aufzeichnen. Das war Ziel unserer Serie Dementia Road. Einen Zustand in Bilder fassen, der uns immer wieder an den Rand von Wahrnehmungskraft und Fassung bringt, und dennoch ausgehalten werden muss. Seit einigen Jahren leidet meine Schwiegermutter unter Demenz. Sie sagt: „Es ist, als wäre da ein Schwamm vor meinem Gesicht“. Wir wohnen drei Autostunden entfernt – wenn wir zu ihr fahren, wird die A3 zur Dementia Road. Dieses Mitfühlen ist beklemmend: Wie mag es sich anfühlen, nicht mehr zu wissen, wer man ist und wo. An einem ihrer letzten Geburtstage verwandelten sich die an unserem Auto vorbeiziehenden Schemen auf mystische Weise in Repräsentanzen ihrer schwindenden Erinnerung. Der Schwamm saugt alles auf. Die Nebelkälte draußen entsprach unserer inneren Beklemmung. Wie sie sich verzweifelt mühte, die Teile zusammenzusetzen. Je mehr, desto vergeblicher. Furchtbare Denkschleifen, in denen sie …

Happy Crow and me – KiR-Kunstpreis 2015

  Zurück Zeitrad, zehnmal zurück – und: Erinnerung sprich! Diesmal pur, direkt aus den grünen Schuhen, aus meiner Seel. Das Bild „Spielgrund“, aus meiner Serie für den KiR-Kunstwettbewerb „Gedankenwelten“, hat das Rennen gemacht. Dabei hatte ich auf „Fremde Welten“ gesetzt, dieses Viel-Ebenen-viel-Farben-Bild unser Freundin Karin (Kück). Aber langsam, Zeitrad, und zurück: Es war von Anfang an ein intensives Inmir. Ein: was bist du Welt, und was ich in ihr? Wie umbilden und auslegen? Wie Farben und Formen finden für das, was sich denken und fühlen ließe… Natürlich müssten es Überblendungen sein, denn was passt besser zu „Gedankenwelten“ als Ebenen, die nicht parallel voreinander fliehen, sondern ineinander wirken? Bevor es zu fabulös wird: Es war früh im Jahr, als Karin fragte, ob wir am KiR-Kunstwettbewerb dieses Jahr teilnehmen wollten. Das traf genau den Zeitpunkt, an dem ich mich gerade für die Doppelbelichtungen von Brandon Kidwell begeistert – und selbst mit Montagen begonnen hatte. Also: Ja. Und Monate später hat der Rödermarker Kunstverein KiR diese Ausstellung hingelegt. Und der Bürgermeister spricht zur Eröffnung Schiller: „Die Kunst ist …

Go, Stadtwald, go: 13. Schömberger Fotoherbst!

  Tiefblaubunt dieser Sonntagmorgen, Herbsttag deluxe. Und wir nicht per Velo im Stadtwald, sondern per Auto dran vorbei, um ihn uns genauer anzuschauen. Heißt? Wir fahren zur Ausstellung, dessen Teil er jetzt ist: zum 13. Schömberger Fotoherbst. Dem Reise- und Reportagefotografie-Festival, bei dem wir jetzt zum zweiten Mal vertreten sind. Nach zwei Stunden und zwei Staus wird’s endlich goldrotschwarzwaldig – Swabian Summer in Schömberg. Kaum das Ortsschild passiert, sind wir Pünktchen im Gewühle. Umgeben von lebendigem Strömen, das den ganzen Tag anhält und uns mitreißen wird, sobald wir den letzten Parkplatz gefunden und das erste der Bilder im Kurpark gesehen haben. Unerwartet dieser Massenandrang – schon –, aber doch schön auch, das sich einfädeln und treiben lassen, sich finden auch. Das Gefühl des Fremdseins in der Heimat, die Lust des Auszeitnehmens vom Tagesgeschäft. Zimtzucker zwischen den Zähnen, Kindermund im Ohr. Und, achja: Bilder, Bilder, Bilder.   Da wo die Bläser traditionellen Trachtenbeat in den Herbst pumpen ist der Herzpunkt der Ausstellung. Dort, man muss es sagen, endet das Geschiebe. Schön für die Betrachter, die jetzt …

7 x Prekäres – 6. Fotofestival MA/LU/HD

  Sieben prekäre Themenklammern oder –felder hat sich das 6. Fotofestival vorgenommen – und wer wie wir sich den Klassiker leistet, sich in Mannheim im Quadrat zu verirren, ist gut eingestimmt. Auf Bilder, die nicht im alltäglichen Bilderstrom schwimmen. Die aus der sicheren Zone scheren, wie sie uns hier im mittleren Teil Deutschland umgibt. Wir ziehen mit P7.3 die Karte Urbanismus und Real Estate, ausgestellt im Zephyr – Raum für Fotografie. Daraus hier nur drei der vielen Eindrücke: „Provisional Landscapes“ lautet der Titel von Ai Wei Weis Arbeit. Seine auf Tapete gedruckten (und an eine Wand geklebten) Doku-Fotos zeigen Ausschnitte des Neu- und Umbaus von Peking. Der Beizettel erläutert, dass dort alles Land dem chinesischen Staat gehört, der damit nach Gutdünken verfahren und ganze Dörfer niederwalzen, oder Gebäude-Ensembles hochziehen kann – ohne Rücksicht auf alte Traditionen oder Kulturgüter. Letztlich geht es um Brüche, Heimat, Kultur, Macht und Verlust. Auf den Bildern habe ich das allerdings so nicht gefunden. Nur die für unser Auge exotisch-riesigen Brachen und Neubauklötze, nicht aber die Zwischentöne, die der Text von …

endlich / unendlich – Brita Kunstpreis 2015

  Ein Kulturschock. Die Bilder dieser Ausstellung heischen, kreischen, knallen nicht. Aber sie sind packend präsent. Dicht und tiefenscharf. Beredte Bilderstatements, wie ich sie im normalen Wust der Anschläge oder den Medienangeboten fast nie wahrnehme. Ausgezeichnet mit dem Brita Kunstpreis 2015, Leitthema Nachhaltigkeit. Feuer Die Islandserie zeht uns rein. Ein Bild trägt den coolen Titel „Elfen und Kapitalismus“. Fotografiert hat Martin Sigmund „nach der Wirtschaftskrise“ monumentale Natur, gespickt mit Menschlein. Schön, und doch: die Exotik Islands, so scheint mir, reicht bereits für ein Skandic-Feeling. So wie die Weite der nordamerikanischen Gegend für ein Roadmovie (ausfotografiert und ausgekrimit). Wasser Ganz anders die Seestücke von Wulf Winckelmann: Meer. Himmel, Wellen, nichts weiter. Und unterschiedlich groß. In der Hängung sind sie verbunden durch die Linie des Horizonts. Himmel also, Meer, Niemand. Der Blick in den Beipackzettel verrät: erst fotografiert, dann abgemalt, dann das Abgemalte wieder fotografiert. Zum Beispiel den „Pazifik vor Fukushima“. Surreal. Sieht man das wirklich? Oder ist‘s wie bei optischen Täuschungen – wenn du es einmal weißt, wirst du die Kipp-Bilder nie mehr los, wird dein …

Ausstellung: Lebensräume – Flugrouten

  Eva strickt, läuft, redet gegen den Lärmteppich über Offenbach – und sie liebt, Zeichen zu setzen – Eva Reiß, Chefin der Evangelischen Kirche in Offenbach. Am liebsten sind ihr bekennende Zeichen mit Witz und Aussage und, ja, sie liest dieses Blog. Und weil es bei ihr gezündet hat – Ausstellungen sind Kinder von Begegnungen – zeigt sich die Offenbacher Stadtkirche in diesem Sommer mit unserem Blick auf Rhein-Main. Es ist ja hier ein bisschen wie im Ruhrpott: im Ballungsraum, denken viele, gibt’s eh keine intakte Natur, keine Ruhe mehr. Stimmt nicht. Frankfurt ist eine kleine, eine ländliche Großstadt. Eine Finanzmetropole mit feinen Kräuter- und Blumengärten zu Füßen. Und auch Offenbach, gern abgezoffte, kleine, kreative Stadtschwester, träumt sommers wie winters gern am Main. Wir haben alles! Museen, Erdbeeren, Apfelwickler, Häfen, Kulturheidelbeeren, Konzerte und Spargel, Pharmariesen, Global Youth Village, Filmfestivals und Zecken. Multikulti in jedweder Hinsicht und mit jedweder Verkehrsanbindung zu Wasser zu Lande und – in der Luft. Schwäne überfliegen Wasserstraßen, Kraniche trompeten über uns hinweg. Am lautesten, stetigsten und zahlreichsten im Luftraum aber sind …