Alle Artikel mit dem Schlagwort: Flughafen Frankfurt

Ausstellung: Lebensräume – Flugrouten

  Eva strickt, läuft, redet gegen den Lärmteppich über Offenbach – und sie liebt, Zeichen zu setzen – Eva Reiß, Chefin der Evangelischen Kirche in Offenbach. Am liebsten sind ihr bekennende Zeichen mit Witz und Aussage und, ja, sie liest dieses Blog. Und weil es bei ihr gezündet hat – Ausstellungen sind Kinder von Begegnungen – zeigt sich die Offenbacher Stadtkirche in diesem Sommer mit unserem Blick auf Rhein-Main. Es ist ja hier ein bisschen wie im Ruhrpott: im Ballungsraum, denken viele, gibt’s eh keine intakte Natur, keine Ruhe mehr. Stimmt nicht. Frankfurt ist eine kleine, eine ländliche Großstadt. Eine Finanzmetropole mit feinen Kräuter- und Blumengärten zu Füßen. Und auch Offenbach, gern abgezoffte, kleine, kreative Stadtschwester, träumt sommers wie winters gern am Main. Wir haben alles! Museen, Erdbeeren, Apfelwickler, Häfen, Kulturheidelbeeren, Konzerte und Spargel, Pharmariesen, Global Youth Village, Filmfestivals und Zecken. Multikulti in jedweder Hinsicht und mit jedweder Verkehrsanbindung zu Wasser zu Lande und – in der Luft. Schwäne überfliegen Wasserstraßen, Kraniche trompeten über uns hinweg. Am lautesten, stetigsten und zahlreichsten im Luftraum aber sind …

Jetzt erst Recht! Erst recht jetzt?

  Von der Terminaldecke mit Blickrichtung der Abflugtafel hängt ein riesiges Plakat, Aufschrift: „Freitag schon auf Montag freuen!“ Nette Begrüßung, auch wenn’s nicht wirklich den Demonstranten gegen Ausbau und Fluglärm gilt. „Jetzt erst recht“, die heutige Parole der BI Flörsheim-Hochheim, in Form knallroter Pappen ausgegeben, ist eine passende Antwort. Inmitten des Schilderwaldes blitzen die Pappen überall hervor, verleihen der montäglichen Demostunde einen nachdrücklichen roten Faden. Auch sonst haben sich die BI-ler was einfallen lassen für: als Leitfiguren auf der Bühne und an der Spitze des Demozugs eine Troika stahlblonder Hochheimer „Stewardessen“ (im Funkenmariechen-Kostüm), ein Fluglärmlied nach der Musik des Lieds „Skandal um Rosi“, Refrain hier: Skandal in Rhein-Main – und während des obligatorischen Rundgangs durch den Terminal bedröhnt eingespielter Fluglärm die nach Ruhe schnappenden Fluggäste. Es ist die letzte Demo vor der Entscheidung des Leipziger Gerichts und für rund 2000 Leute scheint dies ein fester Termin im Wochenplan zu sein (Freitag schon auf Montag freuen). Bei allem Spaß: sicher würden die Topfdeckelschläger Eimertrommler und (verbotenen) Trillerpfeifer diesen Termin gern und sofort streichen – wenn, ja, …

Strick-Aktion: Anti-Lärmteppich für Offenbach

  Ankommen und gelobt werden: Wie schön! Und so herrliche Wolle! „Och ja – meine Reste halt.“ „Drei Tage dran gehäkelt“, verrät die Frau mit dem kirschroten Schal neben mir, als sie eine kunterbunte Decke auspackt. In der Mitte des Offenbacher Marktplatzes treffen sich heute die ausdrucksstarken Nadeln der Region und stricken gegen Fluglärm. Am zentralen Nähtisch orientieren sich die Neuankömmlinge: wer hat hier den Hut auf? Wo soll ich anstricken? Der Lärmteppich oben verhindert, dass man verstehen kann, was die beiden Initiatorinnen der Aktion eben sagen, der Lärmteppich unten auf dem Marktpflaster wächst und mäandert über den Platz. Aus Taschen und Körben quellen Maschenkombinationen verschiedenster Couleur. Und werden allesamt aneinander genäht. Bunt zu monochrom, neonorange und kraus zu traumhaft schönen Farben und Mustern. Eine Frau freut sich, seit Ewigkeiten zum ersten Mal wieder an die Nadel gekommen zu sein. Eine andere hat nen Schal dabei, und sagt kategorisch – „Ich kann nicht stricken.“ Ach was, so was verlernt man doch nicht? „Nein. Ich will nicht, hat mir noch nie Spaß gemacht, deswegen hab ich …

Geschenkt: Betriebsfahrt zum Römer

Mutig. Diese etwas andere Demo war teuer. Voll durchdacht, designt und beworben – ganzseitig in den Zeitungen – in frischem , netten himmelblau -, im Radio und via Einladung der Vielflieger. Ein Stück Flughafen auf dem Römer, der fernsehgerecht ausgeleuchtet ist. Eine große Bühne ist aufgebaut, Zelte, Brezeln gibts, Kaffee und Wasser gratis. 35 große Busse und 6 kleine säumen den Mainkai. Betriebsfahrt. Eine glatte Moderatorinnenstimme spricht: darf ich das sagen: „das war erst der Anfang“. Der Römer ist gefüllt. Schätze es waren 6 bis 8000 Leute da (Fraport sagt 10, die Polizei 8000). Es dominieren zwei verschiedene Dresscodes: Blaumann mit neongelber Fraport-Weste oder Damen und Herren in edlem Zwirn, Schwarz-weiß. „Ich sehe Architekten, Ärzte und Parteimitglieder“, freut sich der Condorchef über die positive Resonanz der Region. Ein Exilbayer sagt, „der Flughafen muss noch weiter ausgebaut werden“, unbedingt. Alle tragen die gleichen himmelblauen oder grünen Schilder,die gleichen Aufkleber und die gleichen Sticker. Nur ein Schild weicht ab vom Vergissmeinnichtblau-Einerlei: „Keine Totenstille über Frankfurt“. Und, ja – hier sind endlich auch die Migrantenmitbürger unter den Demonstranten, …

Anfluch von Lernfreiheit: Fluglärmdemo der Eltern

Vollsperrung der Darmstädter Landstraße für eine Stunde! Darauf einen Blecheimertrommelwirbel! Allein dafür hat sich der Einsatz gelohnt. Mitten im Feierabendverkehr durften !nur Busse! die südliche Hauptverkehrsader der Stadt passieren. Ökovision’s coming. Fußgänger, Fahrräder und öffentlicher Verkehr, sonst nix. Dass gerade an diesem Abend nicht die Anflieger der Nordwestlandebahn im Anderthalbminutentakt dröhnten… Laune des Wetters. Vorführeffekt, whatever. Üblicherweise nämlich liegt das Rhein-Main-Gebiet im Westwind. Dabei wird dann nicht nur die Sachsenhäuser Martin-Buber-Schule – deren Eltern zur Initiative „Familien gegen Fluglärm“ zusammengefunden und zur Demo aufgerufen haben – permanent von Überfliegern beschallt, sondern auch Bergkita, Mühlberg- und Gruneliusschule, die Kitas „Kinder Campus“ und St. Aposteln und etliche mehr. Es gehe darum, ein „weiteres Zeichen gegen den Fluglärm“ zu setzen, rief ein Martin-Buber-Vater vor Beginn des Protestzugs in die Menge. „Unsere Forderungen: Stilllegung der Nordwestlandebahn, Durchsetzung der gesetzlichen Nachtruhe von 22-6 Uhr, weniger Flugbewegungen über unseren Köpfen, Kontrolle und Verminderung der Luftschadstoffe!“ Nach jeder Forderung gabs ein Lärm-, Trommel- und Pfeifkonzert, das einen Dezibelmeter ordentlich zum Ausschlagen gebracht hätte. Außerdem rief der Vater mit der roten Mütze noch …

Hart am Wind: Fluglärm ahoi!

Schwalben falten und in Fraports Terminal 1B (Rhein-Main-Montagsdemo) fliegen lassen. Das wär doch mal nett, denk ich so bei mir. Paar Tage später les ich auf facebook, dass andere auch auf die Idee gekommen sind, aber woanders: „Familien gegen Fluglärm“, das Elternbündnis der Frankfurter Martin-Buber-Grundschule. Übermorgen, Freitag 27. Januar, lassen die Papierflieger vom Turm der Bergkirche segeln und schicken die echt leisen Papierjets dann an die Landesregierung. Warum? Täglich dröhnen bis zu 400 Maschinen direkt über das Schulgebäude am südlichen Rand Frankfurts, für Laien undefinierbarer Flugfeinstaubdreck rieselt herab, die Flughöhe liegt unter 400 Metern, die meisten Flieger haben das Fahrwerk schon ausgefahren – ist noch mal lauter. Die Einrichtung ist als „Umweltschule“ ausgezeichnet. Weil keiner der Stadt- oder Landespolitiker eine Antwort für nötig hielt oder sich gar blicken ließ – jetzt also Aktion Papierflug. Apropos Segeln. Laura Dekker soll noch vor ihrer Abreise, die Diagnose Borderlinerin gekriegt haben, damit kann man Leute gut abstempeln. Durch den Segeltörn jetzt soll sie auch noch ihren Gemeinsinn verloren haben, urteilt Psychologe Michael Winterhoff. MannMannMann. Müssen aber viele hessische …

Occupy Fraport: We`ll be back Monday

  Montag 16.1. Sachsenhausen, S-Bahn-Station Stadion, 17 Uhr 21 „Ich bring erst die junge Dame hier zum Flieger, dann stoße ich zu euch“, outet sich einer der Wartenden und kommentiert selbstironisch grinsend, „erst fliegen , denn protestieren…“ „Wir fliegen auch gerne,“ beruhigt ihn eine Frau, die gerade gegen die beißende Kälte eine Mütze auspackt. Zwischen die Beine geklemmt ein Schild, dessen Aufschrift sie als Sachsenhäuser Nachtfluggegnerin ausweist. Hab mir vorgestellt, das hier mehr Leute sind, denke ich noch, während mir grade die Finger abfrieren, dann rauscht endlich die Bahn ein – und ist rammelvoll. Da hilft nur: Lücke anpeilen, Augen zu, und rein.   Flughafen, Terminal 1B, 18 Uhr 16 Am Flughafen dann spuckt die Bahn Demonstranten zu Hunderten aus, und die nächste wieder, und auch die aus der Gegenrichtung. Im Viertelstundentakt kommen Leute aus: Mainz-Gustavsburg, Hanau, Rumpenheim, Offenkrach, Flörsheim, Schwabenheim…. Das jedenfalls kann man auf ihren selbst gebastelten Ortsschildern lesen. Wenn wieder ein Schwung Menschen angekommen ist, wird sich erst mal sortiert. Jee-ens?! Hallo Karlheinz! Mensch Moni, schön, dass du da bist! Am Ende …