Bild des Monats: Dezember 2019
Weiß die Gischtleine, weiß der wellige Saum der Wolken. Schwarz ballen sie sich überm Nachtstrand, schwarz wie unsere Schatten. Im vollen Mondlicht, Abend um Abend laufen wir. Bis zum neuen Jahr. Schäumende See, lärmende Fahnen, quietschender Sand. Same procedure as… niemals. Weit draußen glimmern Bohrinseln, Schiffe, Windräder… Keine Dunkelheit nirgends. Drüber die Flieger. Tun, als sei’n sie die Sterne. Blinzeln im Sturmwind, der lostobt jetzt. An den Ohren reißt, alle Nachtgänger findet und vor sich herschiebt. Und Juhuiihihi wo seid ihr Geister? Riefs im Rohbauskelett unten am Boulevard. Heulte es schaurig durch künftige Appartements. Schon da hässlich, aber jetzt erst. In Reih und Hasenstall – aber der Meerblick! Kranfahne knattert nicht mehr. Häschen und sein Boot haben ein Make-over. Aber Wir. Sind da. Wandern mit wirbelndem Haar. Streifen ab Verlorenheit. Hüllen uns in Wind und Sand, in Wolken und Schaum. Keine Muscheln sammelnd, nur immer das pulsenden Strahlen im Blick. Sonne am Tag, Leuchtfeuer bei Nacht. Und vorm Fenster: Eisblaue Dohlenaugen. Ich warte aufs schwarze Geflatter am Backstein, aufs Schnabulieren am Spatzenfutter. Auf ihre …
Urlaub an der See! Als wir am 27.12.16 in Egmond ankamen freuten wir uns, am Strand einen Seestern zu entdecken. Dann noch einer und noch einer… Tags drauf wurde klar dass sie massenhaft anspült wurden. Teppiche mit hunderten Tieren, die sich noch bewegten. Einmal an Land haben sie keine Chance, wieder ins Meer zu gelangen und zu überleben. Entlang der gesamten nordholländischen Küste wurden in dieser Woche tausende Seesterne und Muscheln angespült. Ein apokalyptischer Anblick. Sobald ich mehr weiß, wird es noch einen Text dazu geben.
Salz auf meinen Augen. Wunderbar. Das Meer grau. Der Sand blau. Schwarzbunt die Menschen, Vögel, Plastikmüll. Und was los: Wow! Riesenboliden rummern übern Strand: Rettungsübung. Das sind Kerle! Mit Silberringen in den Ohren. Ein Satz Fliegende Holländer. Und alle Strandläufer zücken ihre Handys. Fotografieren und filmen sie. Uh! Der Ortsfotograf dagegen ist fort. Sein Sohn nahm das Erbe nicht. Im Laden heute Pommes, oder Klamotten. Welches Haus war das noch? Die Dünen in Wolken. Alles taucht ab. Sand, Gras und das tote Holz. Ein Mix aus Graubraungrün. Zum Festhalten nur zerwühlte Mähnen. Uralte Strandstiere, die schlafen. Als Bollwerke gegen den Sturm und wie den Märchenträumen der Ahnen entstiegen. Die roten Highlander dagegen, die hier wirklich leben, zeigen sich nicht. Leck mich Offline. Nachts raue Dunkelheit. Schluckt die Tagwelt weg. Tiefenschwärze rundum. Einsamkeit auch. Umhüllt alles wie magischer Zauber. Stillt. Schutz oder Schrei? Wieder Landwind. Bläst Sand all over. Ungerührt tauchen aus dem Dunkel Paare ineinander. Streifen Hunde mit blinkenden Halsbändern den Blick, knistern Kotbeutel im Wind. Plötzlich Irrlichter zwitschernd am Gischtsaum. Radler. Im Trupp, …
Wer am Strand Rennen fahren will, muss natürlich im Winter ran. Also, wenns knackig bläst und kalt ist (und keine Touris am Strand brutzeln). Ehrlich: Nie gehört vorher, dass es solche Rennen gibt. Erst waren nur ein paar Radler mehr da. Plötzlich waren sie überall. Tag und Nacht. Bis wir kapierten: die meinen das ernst, die trainieren… Strandrace Egmond-Pier-Egmond, las ich online. Verrückte müssen das sein. Egobiker, Leistungsfreaks. Oder? Denk ich, als ich auf der Website des Küstenorts entdecke, was ansteht: eines der „bekanntesten, größten Mountainbike-Wettbewerbe in Benelux!“, 18. Rennen – rund 3500 Teilnehmer. Und dann sind wir, mitten im Urlaub, mittendrin. Über Nacht füllt sich der nachsaisonal von deutschen Touristen erschöpfte Ort mit Menschen. Holländer, Belgier, paar Deutsche sind auch noch da. Alles belegt, überall radelt wer rum, und Samstag (9.1.16, 11 Uhr), gehts ab… Startschuss am Leuchtturm. Warum liegen hier Strohballen?, fragt ein Junge, und schon zischen sie vorbei, es wird gejubelt, gerufen, geklatscht. Rennfieber pur. Erinnert mich an Zeiten, als es noch das 1. Mai-Rennen rund um den Henningertum gab. Hach! …
Galaxity Endlich! Meine Silbermöwen Niederhimmel voraus, truppweis, augüber immer hoch über der struppigen Mähne segelnd Hier! Landpferds, Sandpferds Grenzband borderline Abseits home mit neuen Silberschuh‘n, am Abgrund einer rechts, einer links, einer gefallen Ach! Zwei gerettet im Zelthaus und da: leben! Im Schaukasten Wie sich‘s gehört Vorn das Meer und 30 drinnen Setzfach chillen Eier legen, weiß und türkis draußen Spatzen befreien das rosa Geranium von Läusen dazwischen die Alben der Vormieter Sag! was du willst ich sammle Leuchttürme Bild um Bild in Tüten lausch auf Knien paarweis, vielleicht sogar verliebt im Wispern der Schmetterlinge.
Red&Blue Die sieben Himmel der See und die sieben des Lands Blau und Blau und Rot und Gelb. Das Leben streifen mit Strandsohlen, Moosgummiballen, Regenlidern mit Mal so hungrig so riesig, Großmutter wo ist dein Mohn? Wo deine Erinnerungen? Die unbeschwerten Rufe, Küsse, die Lichterketten des Abends Neuheit, Neugier wo? Tour de Force durch all die Jahre alle Windungen Gleichnisse als Marker gegen Schwenksicht Und wir sehen, fühlen unter der weißen Wüste das Bersten, die Katastrophe. Ein Nachglühen wie zerrauschte Träume. Schwelt es noch? Alles fort, Bäume, Büsche… Wie die Vögel flohen! Hier war es! Hier wütete die Blume des Feuers – und für diesmal die Retter eilten nicht in die schäumende See Wie surreal die weißen Wolken! Wie froh! Wir finden die Pfade, wir baden die Sohlen In blauem Ruß Und, wie alle, folgen dem Leuchten, ziehen den achten Himmel Nacht Die „Blume des Feuers“ ist ein Gedankensprung zu Cees Nooteboom