So Frühling!
Parallelwelt des hellichten Tags. Flohmarktzimmer voller Kristall, Gläser, Porzellan. Mittendrin ich. Lass mich locken. Hier und da schauend. Streifziehend auf Second-Hand, so antik. Zartblinde Augenfänger. U-Booten gleich im Rang-Tangwald der Träume. Botenstoffe, verschüttete Lieben, Findelbilder. Uralter Zauber des Urspursuchens. Nicht immer hält Augenschein: So ein schönes Intarsienkästchen! Nur: Es öffnet sich nicht. Spieluhr! Entzückend, wenn heil. Oh, da! Der Leuchter! Ach, doch nur Plastik. Aber hier! Jaaha. Schweres Stück. Schwarzwald pur: ne Kuckucksuhr! Mit lotschweren Tannenzapfen. Bleierne Zeit. Angehaltener Atem. Ruhe. Still. Über Jahrzehnte weg. Und auf jetzt: Ich. Schauend. Staunend. Schnellte der ins Holz gesperrte Kuck heraus, enterte er zackediekrach mein Sternum. Siebte schnabelkuckend Brustlicht, Rippenraum, Herz. Hackte mein Still, mein Jahreslauf. Hooh! Halt! Weg von mir. Nein. Nicht du und auch nicht all ihr andern Uhres. Haltet. Eure Zeiger im Zaum. Zeiget. Auf was ihr wollt, nicht mich. Ab Kuckuck. Und hopp. In Rückenlage. Ruh, damit Zeit nicht bricht. Die Unruh am Marmor, schwarz mit weißen Wellen. Auf Hohenloher Kirsch. Die Restzeit hängt. Haben sie davon. Zeigen irr ins Rund. Zeitlungernd lunsen …
Sieben Jahre her, mein erstes Bild auf Insta: Schneckenbaby auf Finger. Mein Finger. Ohne Hash ohne Tag. Wusste ich noch nix von. Auch nicht, dass, wie oder warum man Follower sammelt. Irgendwann kapierte ich und klinkte mich ein: #25bluehours #streetphotography #ifyouleave #myfeatureshoot #rebelsnature #saveourplanet #takemagazine #lucecurated #makeseemag #minimal #streethoney #thisaintartschool #mindtheminimal #kinfolk #paperjournal #onbooooooom #visualsgang…. Alles, damit Bilder gesehen werden. Bewundert, geteilt, gefeatured und gelikt. Und so ne Taschengalerie hat schon Charme. Verführerischer Zeitvertreib das. Und so wird ein Geschäft draus. Nicht meins. Bin eher für l’art pur l’art. Echt cool aber, und das hat mich lange gehalten, war dieses Weltgefühl. Kommentare und Austausch mit Menschen aus Venezuela oder Kalifornien, Schottland, den Niederlanden – oder … Stadtallendorf. Brüder und Schwester-Ansichten einer visuellen Welt, ach wie schön (wär das). Letztlich gehört man ja nirgends dazu, es sei denn man kommuniziert vor allem mit der eigenen Peergroup. Also alles wie immer als Journalistin. Aber nochmal zurückgespult. Da war vor allem Neugier: Wie ticken die anderen? Was sehen sie, was heben sie heraus? Impliziert ja auch Nachdenken. …