Fotografie, Tagebuch
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Hörst du?

Die blanke Schwedenmünze rollt noch in meinem Kopf hin und her. Die See, jetzt so tobend, vor Wochen noch ruhiger, sehe noch die Abdrücke meiner Barfüße auf Stein. Sonne, Regen, Menschen und nasser Sand. Schöner Abschied von einer Reise. Bin noch dort. Liege im Wald. Kann nur erzählen, was vor- und nachher, was immer geschah. Von den Überlagerungen aus diesem viel zu langen Sommer, diesem Ausgangswinter und dem Leuchten des Frühherbsts.

Am Arm der Schatten erspäh ich Wegkreuzungen, die sich übereinanderschieben. Doppelt, dreifach beleuchtet. Tun sie seit Jahren. Da ist es das Lebensmosaik, ganz ohne Scherben nur mit handelsüblichen Brüchen. Durchschimpft von Amseln, Kehlchen und Sylvias. Da war ich. Nein dorther, nee dorthin gekommen und habe das, ach nein, es war doch jenes, ich habs gesehen, weißt du. Also, ich selbst wahr, wahrhaftig war dort und wann? Wird sich so leicht versä’n wie Münchner Bergminze.

Auch Tränen lecke ich selbst, das Einhorn ist noch am Südsee in Schweden. Mag es die Dachse filmen, wie sie über die Wege huschen, und die Hirsche, die trefflichen Hirsche. Auch bitte den weißen, aber ich schweife. Schweige ab.

Schwelge in Augenseen, wohin ich denk. Der Garten meines Geists überall. In den Furten, die ich hochspritzend durchfahr. Während ich lausche und mich feueratmend ausbreite. Während ich hier so achtsam den Eulenblick übe, überfahre ich dort die Eidechse. Nur ruhig, sie entkommt. Ihr Schwanz mich ablenkend, vor mir auf dem Asphalt zuckt und springt. Ich Idiotin. Drauf mein Handy stürzt und ich verliere es, wie alle Wege und Notizen an mich selbst, alle Hin und Zufahrten. Meine Liebe, Freunde und Feindesfreunde, meine geschundenen Adern, diese Lakritzfäden, meine Schlangen. Granatrote Tintenfischkrone, ich schlürfe dein Ei, bin dein Haar.

Dein Blitz: mit Archeris Kraft, mit dem Gleitschirm ersegle ich die Balkons der Dünen, sieben Möwen über mir. Spüre die Hitze, die Wasserlöcher unter den Straßen und weine um totgefahrene Igel. Niemals würde ich ihnen die Stacheln ausreißen oder Federn. Sie deshalb dann Lehrer heißen. Niemals. Lieber träume ich in den Sitzecken der Spree. Spüre auf den Sanden des Tagbaus nach Marderhund, Oothek, Heidelerche. Bebe, wenn der Hirschlöwe brüllt. Schrecke, wenn hinter mir das Reh bellt. It‘s Vollmond, Baby, und lache über die Tollkirsche zu seinen Füßen. Riechst du‘s? So viel aufzunehmen, anzulegen, so gebt, um Erdenswillen, gebt den Seelen, dem Frieden mehr Luft, hört ihr!?

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