Ausstellungen, Tagebuch
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Vom Unterwegssein, Prost 2024!

Danke 2023. Warst ein guter Begleiter. Bei vielen Erlebnisreisen, die noch wollen beschrieben und erinnert werden. Als inspirierenden Abschluss wählten wir: Berlin! Unter Warhols Augen wandelnd, wie schon im Februar, als man noch für Frieden auf die Straße ging. Jetzt alles so kompliziert, dass alle durcheinanderreden. Als sei Krieg der neue Frieden. Zum gegen die Wand laufen. Da passte der Film, „Anatomie eines Falles“, den wir mitgenommen haben. Allen Paaren heiß empfohlen, die mal von außen auf ihre Streits gucken wollen, um sich mal lachend mal schluckend wiederzufinden im temporären Wahnsinn eines Beziehungsgeruckels.

Berlin. Den Bahnhof bestaunten wir Touris mit Rädern ne halbe Stunde früher als geplant, trotz- und nachdem in Frankfurt unser Zug ausgefallen war und wir tatsächlich noch Fahrradplätze im Zug vorher bekamen. Supper gelaufen. Also, ankommen, einchecken und zu Fuß ins C/O Berlin. Wieder eine grandiose Ausstellung. Wie im Februar, als wir uns William Egglestone anschauten und ich mir schöne Zitate nehmen konnte: „I am at war with the obvious.“ Bis dato Beste Fotolocation in Town.

Diesmal Mary Ellen Marks. Überwiegend Schwarz-Weiß. Bilder mit geradezu magisch präsenter Ausstrahlung. auf jedem Bild mindestens ein Mensch. Menschen waren ihr Thema. Menschen in besonderen Umständen. 12- 15-jährige Prostituierte, Psychisch kranke und vergessene Frauen, Kinder in Armut, gebrochenen Familien, ein Zirkus als Kinderauffangstation in Indien, Zwillinge. Ein Junge, der seinen Kater an den Schnurrhaaren zieht, und ein viel zu junges Elternpaar von rührender Zärtlichkeit. Das USA der 70er und 80er. Schwarz und Weiß nur Indien schrei-bunt.

Offensichtlich konnte sie sich so gut einfühlen, dass ihr die Menschen ihr Herz offenbarten. Ihre Sehnsüchte, ihr Sosein. Bilder von fast brutaler Tiefe. Anstrengend aber unumgänglich, jedes einzelne anzuschauen. Unmöglich alle zu würdigen. Sonst gehe ich gern am Ende nochmal durch eine Ausstellung, mir hier und da nochmal ein Bild anschauen, das mir besonders gut gefiel. Es mir einprägen. Wie schnell ja alles zerfällt hinter den Lidern. Vorbei, versiebt. Deswegen alles zweimal. War mir hier nicht möglich. Nachdem wir den zughörigen Film gesehen hatten, eher blass, waren wir nicht mehr aufnahmefähig. Ich wollte nur noch ins kultige Café des Hauses.


Tags drauf stand ein ganz anderes Kulturhighlight auf dem Plan: das „Schöneberger Südgelände“. Wir entdeckten diesen Park an einem wenig strahlenden Wintertag und doch glänzt er in meiner Erinnerung. Wie muss der erst im Frühjahr sein. Ein wilder mit Kunst verwobener Ort. Auch hier ein Zitat zum mitnehmen: „Kunst ist die nächste Nachbarin der Wildnis“ (ohne Genderei von Kurt Ganser). Muss da nochmal hin.

Berlin morgens, Berlin abends und Berlin nachts. Aber von wegen rund um die Uhr Leben. Denkt man nur als Touri. Die Leute wollen halt auch irgendwann schlafen. In unserem Kiez schließt die Kneipe der Wahl gerade, als wir reinwollen. Na dann nicht, Pah. Haben eien Lounge im Warholhotel. Noch ne Runde Schaufenstergucken. Etwa bei bei Shakespeare&Company und zur Beruhigung „Es ist wie es ist“ mit auf den Weg bekommen. Hätten wir sonst nicht gesehen. Auch nicht den Friseur Lohengrin nebenan. Knorke die Berliner. Finds nicht so schlimme, dass da mal ne Wahl nicht klappt. Sympathisch eher.

Und hopp: Allen die mit uns Stunden in diesem tollen Jahr teilten: Herzlichen Dank für feine gemeinsame Erlebnisse – euch und allen anderen ein tröstliches, ein bereicherndes und durchgepustetes 2024!

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