Atlantische Zeit. Blau und blau und blau. Nichtmal ein Vogel. Nichts. Stundenlang. Nur dieses ganz besondere Licht, dass es nur im Schiffsland gibt. Die Crew immer auf Achse, hier Schraube kontrollieren, da bisschen Farbe auftragen…
An Bord eine ganz besondere Sprache, und ganz besondere Treffpunkte. Victoria ist eine Bodenständige. Nicht 17 Lounges und 20 Restaurants, nicht 3000 Menschen, eher so um die hundert. Glaube ich. Man sieht sich ständig, wie in Passau. Bis man alle Sehenswürdigkeiten aufgesucht hat.
Die Bar mit Meerblick, das Leuchtturmcafé mit TV, den Shop, das Schlafkino, den Flur mit Meerblick, die handtuchgroße Plastik-Kackwiese für Hunde (na, los doch!).
Die überdachten und windgeschützen Raucherhaltestellen. Die Außendecks! „Denis“, litauisch für Deck, 9, 10 und 11. Mit? Meerblick!
Rettungsringe gecheckt, Müll geleeert, das erste Bier von manchem schon morgens um neun gezischt. Menschen laufen leer, Fernseher läuft. Sieht deutsch aus. Ist deutsch. Zweite Bundesliga, live. Elverseleben gegen Klein-Keineahnung: Null zu Null. Der litauischem Kommentator ist das Beste dran.
Was nun? Laufen. Kilometer um Kilometer, Runde um Runde, schön, dass es einen Hubschrauberlandeplatz gibt. Immer am Kreis längs. Wenn’s dann genug ist, bisschen sitzen. Und nen Cappu vom Leuchtturmcafe. Plates only for cakes, schnappt die müde Frau an der Theke. Issjagut.
Nach dem Cappu wieder raus, aufs Außendeck. Hab dort den Liegestuhl ergattert. Kurioserweise der einzige auf Deck. Gestern Abend besetzt durch einen Mann – heute von mir.
Und wieder in die Himmelsweite tauchen, Wellen schauen. Nichts. Tun. Herrlich. Gerne auch mal bisschen quatschen – unter Reiseradlern kein Problem. Verschworenes Völkchen. Trifft man sich im Labyrinth der Gänge, nickt man sich kurz zu, als sei man Familie. Irgendwann sitzen sie in der Sonne im Rund, wie am Lagerfeuer, und tauschen Geschichten. Namen sind unwichtig, was zählt ist das Woher, Wohin und Wo schon gewesen.
Cool die Frau mit der kecken Schirmmütze und dem Fck AfD-Lesezeichen, sie wird sich nach Helsinki aufmachen, drei Wochen hat sie vor sich. Braun gebrannt ist sie jetzt schon. Das Paar aus Straßburg wird das Baltikum erkunden, genau wie die beiden aufgedrehten Jungs aus Dresden. Bisschen Windhund, aber viel Herz: „Wenn keiner mitmachen würde“, wird er später sagen, als wir ihn, seinen Kumpel und die kecke Schirmütze zwei Tage später auf der Nehrung wieder treffen, „Wenn keiner mitmachen würde, hätten wir keinen Krieg! Wenn alle Soldaten sagen würden: Ne, mach nicht mit. Oder?!“ Darauf ein Svyturis, wie schön wäre das!
Und so begann es, unser Litauen-Abenteuer.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht 😊
Ich arbeite dran 🧡