Alle Artikel mit dem Schlagwort: Reisen

Schottland – Reiselogbuch #2

Fáilte gu Stornoway!   Nicht so riesig wie die erste Fähre, aber immer noch verdammt groß – der Pott, mit dem wir Ullapool hinter uns lassen. End-lich Reise-Radler. Wir sind überreif für die Insel Lewis, die in anderthalb Stunden aus dem Dunst auftauchen wird. Vor uns drei ganze Wochen Zeit. Für mich ist alles neu. Pat hat zumindest eine Vorstellung dessen, was uns erwartet, auch wenn sein letzter Schottlandtrip mehr als 40 Jahre zurückliegt. Ich sonne mein Gesicht und errücke mir, Zentimeter für Zentimeter nach vorne rutschend, einen guten Fotoplatz in der ersten Reihe. Hart am Wind, das Tele im Anschlag scanne ich die Wellen. Rechts und links, hoch und runter – schließlich haben mir alle versichert: Du wirst Delfine sehen. Und ich bin nicht allein: Rund um mich lauter Erwartende, Ferngläser und Teles zielen sich in alle Richtungen. Wie kann man nur unten in den Sitzen hängen, wo das doch so spannend ist? Da? Hinten! Großes geraune um mich herum. Ja?! Nur Wellengischt. Zarte Brise, sanfte See – kein Tier. No Dolphin weit und …

Schottland – Reiselogbuch #1

Cut and go   Katzennetz in unseren Balkongarten gefummelt. Letzte Infos für die Katzensitterinnen. Süßes für die Postfach-Bestücker. Das noch erledigt, und das und das. Pffff. Aber gut, wir werden immerhin fast vier Wochen weg sein. Endlich starten wir. Los. Fahrn. Losfahrn. Ich sitze ruhig da, aber in mir rüttelts und ruckelts. Die letzten Stunden, Tage, Wochen der Vorbereitung in den Knochen. Das Abgehake der Listen. Das Packen. Zwei Lenker-, neun Fahrradpacktaschen. Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Hänger. Klamotten, Campingküche, Fotoausrüstung, Strom, Bücher, Trackingkram, Waschkram, Klammern sogar – und, klar, Proviant für on the Road. Check, check: die letzen Emails. Läuft alles? Wie, Bankverbindung habt ihr nicht? Was will der denn noch. Wieso hat der denn den Anhang nicht gekriegt? Zur Hö… Also gut, nochmal raus damit, gesendet von meinem Handy. Fertig. Aus. Urlaub. Und dann – O Mann! Adrenalin schießt auf: Die Buchungsbestätigung für die Fähre – wo ist die?!? Wollt ich doch noch in die Dropbox laden. Hab ich nicht. Die Mail zu alt, komm nicht ran mit dem Handy. Ach du Kacke. War das …

Kehrum: Dünenauge

  Salz auf meinen Augen. Wunderbar. Das Meer grau. Der Sand blau. Schwarzbunt die Menschen, Vögel, Plastikmüll. Und was los: Wow! Riesenboliden rummern übern Strand: Rettungsübung. Das sind Kerle! Mit Silberringen in den Ohren. Ein Satz Fliegende Holländer. Und alle Strandläufer zücken ihre Handys. Fotografieren und filmen sie. Uh! Der Ortsfotograf dagegen ist fort. Sein Sohn nahm das Erbe nicht. Im Laden heute Pommes, oder Klamotten. Welches Haus war das noch? Die Dünen in Wolken. Alles taucht ab. Sand, Gras und das tote Holz. Ein Mix aus Graubraungrün. Zum Festhalten nur zerwühlte Mähnen. Uralte Strandstiere, die schlafen. Als Bollwerke gegen den Sturm und wie den Märchenträumen der Ahnen entstiegen. Die roten Highlander dagegen, die hier wirklich leben, zeigen sich nicht. Leck mich Offline. Nachts raue Dunkelheit. Schluckt die Tagwelt weg. Tiefenschwärze rundum. Einsamkeit auch. Umhüllt alles wie magischer Zauber. Stillt. Schutz oder Schrei? Wieder Landwind. Bläst Sand all over. Ungerührt tauchen aus dem Dunkel Paare ineinander. Streifen Hunde mit blinkenden Halsbändern den Blick, knistern Kotbeutel im Wind. Plötzlich Irrlichter zwitschernd am Gischtsaum. Radler. Im Trupp, …

Dreizehn Stunden, dreizehn Kilometer: Wuppertal

Hier der Link zur Galerie: Wuppertal 2014 (35 pics)   Nein. Nicht Hamburg, Berlin oder Prag, sondern Wuppertal. Da sitzen wir jetzt. In der Schwebebahn, weil ich mir das zum Geburtstag gewünscht hatte. Mal einfach weg sein statt Fete. Nichts müssen, nur sein. Fanden unsere Freunde gut: Super Idee – wohin geht’s denn? Wuppertal. Bitte? Was? Wupp..? Das klang fassungslos. Und das passt ja. Zu dieser Stadt, die irgendwie gar keine ist. Wuppertal hat – und das ist deutschlandweit echt besonders – kein Stadtzentrum, sondern ein Stadtzentralband. Sieht man aus dem All, wie ein Satellitenbild auf Wiki zeigt. Also, nix Kirchturm als Orientierungspunkt, nix niedliche Altstadt, Rathaus, Marktplatz oder so. Voll suburban. Gegründet und dezentral geleitet von Delegierten jener sieben Städte, die im Tal der Wupper über die Jahrhunderte aneinandergewachsen sind. Langweilig? Cool! Fand schon Kaiser Wilhelm Zwo. Mit seiner Frau Auguste Viktoria weihte er 1900 die dreizehn Kilometer Schwebebahn-Strecke ein. Knapp tausend Jahre früher war übrigens schon Karl der Große an diesem Ort strategisch interessiert. Heißes Grenzland damals. Zwischen Franken und Sachsen. Also ließ …