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Zeichen und Engel im Wald

. Die Krippe! ein Wunder. Schon abgeschrieben, und doch jetzt und endlich! Ochs und Esel, Hirte und – Engel Der Engel mit gebenden Armen und kräftigem Buchenfederschwung nie sah ich einen schöneren – so ein Glück. . Wieder sicher. Tut das so gut, weil die Kippe jetzt ständig da ist? Nicht erst, seit die Erde den Atomatem anhielt, seit wir dies unsichtbare Mal auf unseren Stirnen tragen: Glück gehabt. wieder Mal. Ist es deshalb? Occupy your life macht es selbst richtig damit es Traumpfade gibt, im unwägsamen Gelände damit, wann immer die Kippe kommt, damit wir wählen können und sehen, damit niemand aufgibt, zu früh.

Gedicht der Woche: unplugged

unplugged stäubts unter stellwänden geschredderten glücks brockts bunt, flockt, hartzt zu die ausgekommenen, ausgesiebten leeren blicks die dahocken, farblos gezaust, aschpink und plastik süchtig nach billigglimmer, overdrive gierend ohne grund immer nur: mehr,mehr dabei fehlt’s passwort mehr gibt’s nur für die drin geherzt vom druck: come on the pressure line nicht auffallen, auffragen nur einkommen zeitlos verbraust, züchtig bis ins workout und zikadesk: mehr,mehr und? schreischauwem gekappt alles bilder, süchte, blüten colours run dry die zukunft ein reisbrei politisch korrekt passwort? 1,2,3 und ab: schreischau selbst

Die BildGeschichte: Der Wald zwischen Mythos und Bauland – Wildwechsel

Die Augenwasser des Himmels, streifen Lichtungen, durchströmen Wege über Wurzeln und Steine, bis ans Ende der gangbaren Spur. Wo Spinne euklidische Träume zu Netzen webt, Schwarzspecht ruft, Erdkröte schläft. Seele tauch ein. Wie ein Lot tief in die Kraftquelle, und dann, wie Odysseus aufs Laubbett sinken. Zuflucht, Ruhe, Wiedergeburt. Ewige Wiederkehr des immer Neuen: sicher sprießen Bärlauch und Pfeilwurz im Frühjahr durchs orangene Laub, sicher kommen die Kröten, Frösche und Molche zum See, sicher finden die Hirsche das erste, das saftige Buchengrün und sicher ist jeden Tag das Staunen. Was? Vor mir ein Mann. Still. Lauschend mit jeder Anzugfaser. Sein Rücken sagt: Bitte nicht stören! Was ist da? Der Mann blickweist vor: Damhirsche. Äsend und sichernd, die Ohren zum V. Mit einem Mal wischen sie davon, stolz, erhobenen Geweihs. Voraus voraus! Mein Einschaufler mittendrin. Ich möchte auch so laufen, möchte diese Synästhetikerin sein, die das Grün singen hört: die hell perlenden Buchen, lachenden Birken, feingliedrigen Lärchen, die Eschen, die Weiden, die Erlen und die Eichen… Brennnesseln auch, Farne, Pfeilwurz und Fingerhut… Wem die Zunge nicht …

Gedicht der Woche: Nota

Nota Nenns Ausgrabung, Kreuzrat, Voodoo – nimm zwölf mal zwölf und fünf dazu und legs Orakelbild: Wem traun? Dann schüttel ab den schweren Staub der uralten Zeichen. Lass draußen den Tod, aber horch, schau: Vogelflug und Krötenzug. Dann fädel die Wirbel zur Kette und schenk sie dem, der aus Hühnerknochen die Pfeife zu schnitzen vermag, die noch unter tausend Zaubereien erklingt.    

Ocean City – lyrics

Als erstes zum Strand und Mittags wieder und jeden drauffolgenden Morgen. Immer. Bis endlich die Landkruste brennt, reißt und abplatzt: Frei! Weite, Wind, Möwenschrei. Immer. Als ich Kind war, allein, zu zweit und als das Kind Kind war – seit fünfunddreißig Jahrn und, mit Wenders Handke, so ist es heute noch: Feuchtes Morgensalz verschleiert die Strandcaféscheiben, später gibt’s Appelgeback met Slagroom, Mittags Sand, abends wirft der Himmel sein rotes Feueraug ins Meer oder ins Wolkengeball. Und Laufen. Laufen am Strand. Endlos Füße, Finger durch Sand und Wasser ziehn, bis unter der Gischt die Haut dampft den Brand, den Widerpart spürn ohne Druck. Seele durchspüln, Hirn durchsieben, Herz durchpumpen Durchs Feuer springen, von Dünung zu Dünung gegen den Landwind, der ungerührt Kinderbälle ins Meer bläst, zu schnell für Mama und Papa so stark, dass Falter todblind aufs Wasser taumeln. Welle um Welle verläufts Landgeheck. Doch, wenn die See das Elementgesicht hisst, brüllend sandauf rast, hockt Angst. Schon ziehn Rettungsbrigadeure die Tore auf. SOS! Sie schäumen hinaus. Der Leuchtturm pulst Licht. Tausend Tode stirbts Landherz bis kühl …