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Buchkritik: Wild, wertvoll – Wald

Wie fängt und lenkt man das Interesse auf den Wald? Wie bringt man Menschen von Vorstellungen ab wie, „Wächst der nicht von selbst?“ oder „Ach, der ist doch eh kaputt.“ Wie bringt man sie stattdessen dahin, zu sagen „Wald muss sein“? Das Buch „Europas wilde Wälder“, im Auftrag von Greenpeace entstanden, ist ein Waldliebhaber-Augenfängerbuch. Ein Bildplädoyer pro Wald. Vor 30 Jahren setzten Umweltschützer auf Mahnung. Brachten Schilderungen und Fotos möglicher, möglichst schlimmer Konsequenzen, um Leute aufzurütteln. Waldromantik ist etwas genauso Urdeutsches wie Waldsterben – ein manisch-depressiver Umgang mit diesem Lebensraum. Vielleicht setzen deswegen neue Bücher wie das von Mauthe und Hennigsen oder Filme wie Deep Blue, die sich für die Natur einsetzen, auf das Antippen der Sinne. Nicht auf Botschaften oder Belehrung, sondern auf schöne Bilder. Zweieinhalb Jahre lang bereiste Fotograf Markus Mauthe, mit dem beneidenswerten Auftrag von Greenpeace in der Tasche, fünfzehn europäische Länder. Von den nördlichen LÄndern wie Schweden, und Norwegen üb die östlichen wie Polen und russland durch mitteleuropäische Waldgebiete in Belgien, Deutschland oder der Schweiz rüber in östliche Forste von Rumänien …

Buchkritik: Richard Louv: Das letzte Kind im Wald?

Der Autor schreibt, dass Kinder heute immer weniger Naturerfahrungen machen und stellt Studien vor, die davon zeugen, dass aber die Fähigkeit zur Konzentration und Entspannung und die Kreativität direkt mit intensiven Natur-Begegnungen zusammenhängen… Er hört Kindern genau zu und stellt anregende Zusammenhänge her. Ein lesenswertes Buch. (mehr dazu hier) Minuspunkt – das ganze Buch ist in grün getaucht, grüne Buchstaben, grüne Bildchen von Gras und Kinderchen um die Seitenzahlen herum. Dieser grüne Overkill im Kinderbuchstil könnte beim ernsthaften Publikum den Neugierfaktor schmälern, das wäre schade. Beltz Verlag, Weinheim 2011, 358 S. 19,95 Euro

Draußensein beruhigt – Richard Louvs Plädoyer gegen eine „Nature deficit disorder“

Im Wald spazieren gehen? Nein danke. Vielen ist das offenbar zu langweilig. „Immer nur die Wege rauf und runter“, mault der Mann einer Frankfurter Hundebesitzerin und lehnt das Gassigehen dort rundweg ab. Je jünger der Mensch, desto langweiliger – keine action weit und breit. Außerdem: war man auch schon mal da, und Wald hat man ja auch schon im Fernsehen gesehen… In seinem Buch „Das letzte Kind im Wald?“ zitiert Richard Louv aus Interviews mit Kindern und Jugendlichen, die er nach ihrer Beziehung zur Natur gefragt hat, und ob sie gern draußen spielen. Es sind verblüffende Aussagen darunter, die die Erfahrungen vieler Eltern und Kinder auch in Deutschland bestätigen. Darüber hinaus zeigen sie, wie erschreckend groß die Distanz der Kinder zur Natur geworden ist. Louv beobachtet seit fünfzehn Jahren die schleichende aber grundlegende Veränderung von Kindheit in den USA. „Wir Babyboomer“ (geboren zwischen 1946 und 1965) werden auf lange Zeit die letzten sein, die als Kinder ganz selbstverständlich Erfahrungen in Feldern, Wiesen, Wäldern und am Wasser gemacht haben, glaubt er. Er beschreibt eine seltsame Beziehung …

Strick Graffiti zum Lesen

Mandy Moore, Leanne Prain: Strick Graffiti Strick-Graffiti – hatte ich bis vor kurzem weder gehört, noch gesehen. Schau dir doch mal das Buch an, empfahl mir eine Redakteurin… Ich blätterte zwischen Strampelanzügen für Bäume, umstrickten Steinen, Mützchen für Poller und dachte abwechselnd „wie niedlich“, „cool“ oder „warum macht man so was?“ Das verblüffendste Fotobeispiel für Strickkunst in diesem Buch ist eine Linde, deren Stamm komplett in gehäkelte, weiße Spitze eingehüllt ist. Ein Bild wie aus einem Traum, es war das erste Strickkunst-Objekt, das der Redakteurin von Knitty begegnete, auf einer Insel. Wer Guerilla-Vermummungsanleitungen sucht, wird hier fündig. Für Jacken und Handschuhe gibt es sicher schönerere Modelle als im Buch, aber die Anregungen fürs Aufpeppen der Umgebung sind zum Teil superwitzig. Irgendwann werde ich mal irgendwas mit einem Monsterfuß bestricken, einem Amtsschimmelgehege, vulgus Behördenzaun, ein paar Mausezähnchen spendieren, oder einer Anhängerkupplung ein Planet-Erde-Mützchen… Für Streetart/Strickkunst-Freaks ist das Buch ein Muss. Strick Graffiti: 16,99 Euro, Knaur, 2011.