Alle Artikel mit dem Schlagwort: Naturfotografie

Vom Draußensein – und Schuss!

  Hier mal ein bisschen Making-of. So sieht es aus, wenn meise&meise sich Bäumen nähern oder vor Schnecken in den Staub werfen… Es gilt auch für uns, was Andy Goldsworthy in dem Film Rivers und Tides über seine Arbeit erzählt: “Ich brauche das Land.” Wenn er länger nicht draußen arbeiten könne, fühle er sich abgeschnitten von sich selbst, entwurzelt. Angefangen damit, draußen mit Steinen, Erde, Wasser oder Blättern zu arbeiten, hat er als Student am Strand. Um der Enge der Hochschularbeitszimmer zu entkommen. Dort wurde er dann, anders als in den Hallen des Lehrhauses, von purer Energie mitgerissen. Dort war “Atemlosigkeit und Unsicherheit”, erinnert er und schließt: Absolute Kontrolle kann der Tod einer Abeit sein.      

Rezension: Vogelfotografie, die zweite

  Wir waren ziemlich nah dran dieses Jahr: der GDT Wettbewerb um den Preis für den Europäischen Naturfotografen ist wie jedes Jahr die Herausforderung – und der Katalog wie jedes Jahr die Sammlung atemberaubender Fotos. Leider ohne uns. Aber, wir waren immerhin nominiert – und Wettbewerbsleiter Marc Hesse hat jenen aus dieser in der Leider-im-Finale-ausgeschieden-Mail versichert, darauf könnt ihr durchaus stolz sein. Sind wir. Und haben den Katalog geordert, wo wir neidlos Bilder bewundern wie das vom „Tanz unter den Sternen“ der Maifliege an der Donau (Imre Potyó), das von der schützenden Hand der Affenmutter auf dem Kopf ihres Babys “Schutz” (Alain Mafart Renodier) oder vom „Atemzug“ in der Polarnacht von Audun Rikardsen, dem Gesamtsieger. Auch dieses Jahr zeugt die Auswahl vom kreativen Potenzial der Tier- und Naturfotografie – und von der Offenheit der Jury. Auch politisch anklagende Bilder sind wieder darin. Eine wie ans Kreuz genagelte Rabenkrähe brennt in mir nach, zum Luftholen die Wildwechselbrücke. Und dann wieder zum Verrücktwerden ein mit der Säge abgetrenntes Nashorn, diesmal von Bence Máté festgehalten, den wir als …

Posh Blitz! Ausstellung GDT 2014

  Gleich das erste Bild, auf das ich zusteuere, bleibt mein Favorit: Halsbandsittiche über einem Londoner Friedhof. „Posh pidgeons – schicke Tauben“ lautet der Titel. Posh, weil sie für die Londoner Normalo-Vogelwelt überirdisch grün sind; Pigdeons, weil sie in dieser Gegend Englands mittlerweile so zahlreich sind wie Tauben, erklärt Fotograf Sam Hobson. Er hat ihnen nachrecherchiert, die abendlichen Flugroute zu ihren Schlafplätzen entdeckt. Gewartet – und märchenhaft geblitzt! In diesem GDT-Ausstellungs-Jahr wurden viele märchenhafte Unschärfe-Bilder ausgezeichnet. Manchmal nur Schemen, die den Bewegungsmoment ans Herz funken. Wie jedes Jahr finde ich den Ausstellungsort genial. Die Bahnhofspassanten betreten geradezu magisch angezogen das Schaukästen-Karree. Natürlich zücken sie die Handys: ich war hier! Etwa beim Bärenbild, wo ein Eisbär durch eine Öffnung in der Schiffswand schaut. Eine fotografiert, die Zeitung untern Arm geklemmt und nimmt die Gepardin mit, die eine Gazelle jagt. Über uns riesige i-Phone-Foto-Werbebanner. Solche Bilder sind hier unten in der GDT-Welt kein Thema. Hängengeblieben sind mir: die Eule im Dunkel; der kleine (Schmetterlings)Fuchs in der Kirche: das Schneckenauge, umgeben von traumhaft schönen Lichtreflexen; dass laichende Korallenriff …

5785 Hektar for 13. Schömberger Fotoherbst!

Mit unserer Serie “5785 Hektar – Stadtwald Frankfurt” sind wir beim 13. Schömberger Fotoherbst, dem Internationalen Festival für serielle Reise- und Reportagefotografie. Schwarzwald wir kommen! (9. Oktober bis 8. November 2015)   Barfuß auf der Borke, bäuchlings im Farn oder mit dem Tele wartend im Gebüsch: wir haben ein besonders enges Verhältnis zum Frankfurter Stadtwald. Seit 25 Jahren erkunden wir fast täglich das Grün vor unserer Haustür zu Fuß oder mit dem Rad. Erleben ihn immer wieder anders, entdecken Unbekanntes – oder genießen das Ritual der Wiederholung auf bekannten Wegen. Für manchen Städter dagegen ist schon ein Reh ein exotisches Wesen, ihm ist der Naherholungsforst ferner als der malaiische Regenwald, in dem er vorgestern noch über eine Hängebrücke lief… Diese fortschreitende Entfremdung bewegte uns dazu, unser Langzeitprojekt zur Serie „5785 Hektar – Stadtwald“ zu bündeln. Der stadtnahe Wald fasziniert uns, weil er so viele Facetten birgt. Trotz der starken Nutzung und der Geringschätzung, die manche nur für ihn übrig haben, erfüllt er tagtäglich zahlreiche Funktionen: ist Luftfilter, Wasserreservoir, Lärmschutz, Erholungsgebiet – Kultur- und Lebensraum zugleich. …

Großartig: Die besten Naturfotografien Europas

  Richtige Bilder. Frei von Kitsch oder Ichzeigdirwasknipserei, geladen mit jener wunderbaren Intensität, die Blicke anzieht. Wieder und wieder hält jemand inne und betritt das graue Karree der Stellwände. Sie zeigen die Siegerfotos der „Europäischen Naturfotografen des Jahres“ – dem jährlichen Wettbewerb der GDT. Die Menschen stolpern geradezu über diese Bilder, denn sie fallen erst beim zweiten, dritten Hinschauen auf. Eben noch schaute das Pärchen mit den Rollkoffern auf die Anzeigentafel: wann fährt mein Zug? Pünktlich? Plötzlich stehen die Rädchen still, die beiden staunen, lassen den typischen Lassmich-in-Ruh-Ausdruck, den Bahnhofsblick fahren, und sind ganz offenbar berührt. Hier!? Mitten im Trubel passiert, was durch sinkendes I-Stock-Bildniveau immer seltener gelingt: intensive Kommunikation zwischen Bild und Betrachter. Die Jury markiert diese Eigenschaft in dem einfach aber ansprechend gemachten Katalog als absolutes Auswahlkriterium für Siegerfotos. Zwischen Fastfoodangeboten, Werbegeflatter und allgemeinem Menschengewusel wirkt die Ausstellung wie ein ruhender Pol. Eine eigene Welt, die hier in Frankfurt sehr dicht in das kleine Aktionskarree gepasst wurde (an Ostern hockte da noch ein überdimensionaler, aufgeblasener Hase). Die Fotos überraschen mit besonderen Perspektiven, sind …