Alle Artikel mit dem Schlagwort: Landwirtschaft

Lost in Hohenlohe

  Der Corona-Zufallsgenerator hat uns im letzten Jahr auf die Hohenloher Hochebene geweht. Aufs Land, far from Sachsenhausen. Wo von morgens bis abends, im Sommer auch des nachts, Bauern oder ihre Billiglöhner mit Traktoren rackern. Wo seit Jahrhunderten Landwege gegangen werden. Manche unverändert, dem Absterben nah. Manche in der jüngsten Generation, lebendig wie je. Wir als Reingeschmeckte verstehen dieses gut, anderes gar nicht. Sehen dieses idyllisch, jenes schaudernd.   Um das nicht „nur“ abzubilden, sondern dem körnig-erdig Gefühlten Ausdruck zu verleihen, haben wir das Kallitypie-Verfahren gewählt. Diese Fototechnik stammt ursprünglich aus den 1850er Jahren. Wir wenden sie hier in moderner Mischform an: digital und analog. Genau damit spiegelt sie das Grundthema „Industrialisierte Landwirtschaft“ und lässt durch die Verfremdung umso genauer hinsehen. Sie offenbart dieses rurale Industriegebiet auf eigene Weise. Ohne den eingeborenen Weichzeichner. Die verweilenden Städteraugen sehen das Verfallsdatum, die Überfälligkeit von Strukturen und (Land-)Wirtschaftssystemen, sind dabei Fremde all over – und bekommen doch mit dem Trecker die Eier geliefert. Was kann, was muss verändert werden, ohne Funktionierendes, ohne soziale Netze zu zerstören? Was ist …

Abschuss – von Krähen, Gärtnern und Journalisten

  Was? Die erschießen Krähen mit städtischer Erlaubnis? Und das schon seit drei Wochen und auch noch in unserem Revier?! Las ich heute morgen in einer Email. Ich wär vom Rad gefallen, hätte einer vor meinen Augen eine Krähe abgeschossen. Gebe mich hiermit als Vogelgucker und Krähenfan zu erkennen: Ich mag die schwarzen Kerls, die einen immer so genau anschauen und möglichst auf Abstand halten – außerdem habe ich gerade das Buch Krähen. Ein Porträt von Cord Riechelmann gelesen (eigentlich wollte ich heut das Buch vorstellen, mach ich noch – jetzt kommt erst die Krähenstory life). War mir bisher nicht bewusst, dass Krähen das Etikett Unglücksvogel haben. Oder dass manche Menschen glauben, Rabenvögel wie Elstern und Krähen dezimierten bösartig unsere Singvögel und fräßen Lämmer oder kleine Hunde. Schall und Mythen. Riechelmann erzählt das sehr eingängig. Erfüllt vom neuen Krähenwissen entsetzt mich das Geschieße gleich doppelt: Idioten, mitten in meiner Stadt! denke ich daher zuerst, als ich den Onlineartikel zum Krähenmord anklickte. Der Link kam von einem bisher als seriös eingestuften Absender, nur deshalb las ich …