Fotografie
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Lost in Hohenlohe


 

Der Corona-Zufallsgenerator hat uns im letzten Jahr auf die Hohenloher Hochebene geweht. Aufs Land, far from Sachsenhausen. Wo von morgens bis abends, im Sommer auch des nachts, Bauern oder ihre Billiglöhner mit Traktoren rackern. Wo seit Jahrhunderten Landwege gegangen werden. Manche unverändert, dem Absterben nah. Manche in der jüngsten Generation, lebendig wie je. Wir als Reingeschmeckte verstehen dieses gut, anderes gar nicht. Sehen dieses idyllisch, jenes schaudernd.





 

Um das nicht „nur“ abzubilden, sondern dem körnig-erdig Gefühlten Ausdruck zu verleihen, haben wir das Kallitypie-Verfahren gewählt. Diese Fototechnik stammt ursprünglich aus den 1850er Jahren. Wir wenden sie hier in moderner Mischform an: digital und analog. Genau damit spiegelt sie das Grundthema „Industrialisierte Landwirtschaft“ und lässt durch die Verfremdung umso genauer hinsehen.

Sie offenbart dieses rurale Industriegebiet auf eigene Weise. Ohne den eingeborenen Weichzeichner. Die verweilenden Städteraugen sehen das Verfallsdatum, die Überfälligkeit von Strukturen und (Land-)Wirtschaftssystemen, sind dabei Fremde all over – und bekommen doch mit dem Trecker die Eier geliefert.

Was kann, was muss verändert werden, ohne Funktionierendes, ohne soziale Netze zu zerstören? Was ist ohnehin nur Fake? Was wird mit dem/der letzten Alten aussterben? Wo ist das gut so, wo ists schade drum? Was muss verändert werden, um das Gleichgewicht zurückzuerlangen, das sich beim Augenzukneifen so schön erahnen lässt. Geht das? So viele Fragen, die unbeantwortet bleiben.

Die Weite hier ist wunderbar, sagen Bussard und Krähe in der Luft. Rangeln um Revier, um Nahrung für sich und ihre Nachkommen, um ihre Zukunft. Wie wir.






 
 
 

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