Beerensommer: Glas um Kuss
„Magst Du Kirschgrütze mit Joghurt?“ Wir hatten Gäste – und ich hatte für alle unser Lieblingsfrühstück vorbereitet. „Kirschgrütze? Nein danke”, antwortete sie höflich, guckte aber doch ein wenig entsetzt. Warum wir anderen ihr nicht erklärt haben, dass Grütze kein ekelhaftes Schlabberzeug ist, sondern feinstes Obstkompott? Keine Ahnung. Warum es kaum jemand selber macht? Auch keine Ahnung, denn: es gibt kaum was Einfacheres, das am Ende so verdammt lecker ist. Dann also hier und jetzt: Rote Grütze ist Beerenobst, das mit wenig Stärke gekocht wird, früher nahm man dazu in Norddeutschland (da kommt das geile Zeug her) grob gemahlenes Getreide wie Hafer, Gerste, Buchweizen… Auf althochdeutsch: gruzzi. Heute nimmt man praktischerweise Sago oder Stärkemehl. Dabei soll aber kein Glibberkram rauskommen! Nur ein etwas dickflüssigeres Kompott. Aus dem Siebeck-Kochbuch „Nicht nur Kraut und Rüben“ habe ich die Idee, es überhaupt selbst zu versuchen. Wie es dem alten Wahlfranzosen wohl geht? Ewig nichts mehr von ihm gelesen. Er schrieb damals typisch gebieterisch: nur Rhabarber und Erdbeeren oder Johannisbeeren und Pfirsiche dürfe man dafür verwenden, bei allen andern …