Alle Artikel mit dem Schlagwort: Asyl
Stay, Yahye stay! Lasst ihn endlich sein Leben starten
Das Ausländergesetz ist nicht für die Menschen da, es regelt nur den Umgang mit ihnen durch die Behörde. Chef der Frankfurter Ausländerbehörde, 2003. Wir treffen den Ex-Kindersoldaten, Flüchtling, Rapper, wir treffen Yahye (spricht man Yachje) bei sich zuhause. Er checkt die Deutsch-Hausaufgaben in seinem knallrot gestrichenen WG-Zimmer unterm Dach. Betroffenheitsgetue und Winkelzüge von Anwälten sind nicht sein Ding. Flucht soll vorbei sein, die Zukunft beginnnen – er will ein Bleiberecht für dieses Land, dafür arbeitet er mit aller Kraft. Er blättert in seinem Heft. Alles erledigt? Der ebenfalls tiefrote Teppichboden schlägt eine trotzige Falte, der Junge mit den starken Oberarmen, dem runden Gesicht und der männlichen Stimme hat ihn selbst verlegt. Mit 13 ist er aus Somalia nach Polen geflohen. Allein. Letzten Sommer, mit 17, flieht er von dort nach Frankfurt – und wird kurze Zeit später aufgefordert, „freiwillig“ wieder auszureisen. „Fliegen oder Knast“, so schätzt er die Alternative ein. „Dann doch lieber sehen, was mir in Polen einfällt“, entscheidet er, packt und stellt um auf Überleben. Am nächsten Morgen um acht würde er …
Wo bleibt das Bleiberecht?
Lieber will ich all mein Silbergeräte verkaufen, als diesen armen Leuten die Aufnahme versagen. (auf einem Denkmal in Bad Homburg für Landgraf Friedrich II., der 1687 den wegen ihrer Religion aus Piemont und Frankreich vertriebenen Hugenotten Asyl gewährte.) Wump, Wump, wump. Töne wie Herzklopfen. In einem verdunkelten Saal sitzen 150 Leute, doch es kommt kein Mutterleibsgefühl auf. Wump, wump, wump – das Pochen ist Angst, ist aggressionsgeladen, ist Spannung. In der Mitte des mehrreihigen Stuhlkreises liegen vier Schauspieler auf Hände und Füße gestützt, jeder einen Ellbogen angewinkelt. Bei jedem Herzton stoßen sie sich vom Fußboden ab und mit rufen kurze, atemlose Sätze: „Kommen sie?“ „Die Zähne fallen mir aus!“ „Ich kann nicht mehr!“ „Sei still!“ Es soll beklemmen, es beklemmt. Die meisten Zuschauer sind wie gebannt, weil ihnen die Leute vom Peripherietheater mit ihrem Stück „Die im Dunkeln“ direkt aus dem Herzen spielen. In einer anderen Szene heißt es: „Sie wollen mich zurückschicken – wohin denn? Ich bin überall Ausländer.“ In wieder einer anderen spielt Hatice Bayval beispielhaft das Schicksal einer jungen Asylbewerberin, die …