Beautiful Noise-Picknick
Hände und Füße im Himmel über Frankfurt für mehr Bewegung am Boden Hände und Füße für mehr beautiful noise für alle Himmel über Frankfurt (FFM Hauptwache, 25.8.12)
Hände und Füße im Himmel über Frankfurt für mehr Bewegung am Boden Hände und Füße für mehr beautiful noise für alle Himmel über Frankfurt (FFM Hauptwache, 25.8.12)
37 Grad zeigt die Temperaturanzeige meines Tachos und die Badeseen, die wir passieren, sind rappelvoll. Nur wir (Dumme oder Helden?) lassen Walldorfer Badesee, Schnepfensee, Bornbruchsee links liegen, denn unser Ziel ist heißer: Fahrrad-Corso rund um den Flughafen Egelsbach. Die passenden Strick-Graffitis in der linken Fahrradtasche, den Proviant in der rechten, haben wir schon einige Kilometer hinter uns, als wir den Treffpunkt unter den Pappeln erreichen. Immer mehr Menschen aus Egelsbach, Erzhausen, Langen, Rödermark und auch zwei, drei aus Frankfurt treffen ein. Bis schließlich rund 150 Pedaleure startklar sind. Leider zieht es nicht mehr Leute von weiter weg an – keine Offenbacher, Mörfelder, Hofheimer… Die BIs sind zwar kreativer als die Flughafenbetreiber – aber die wiederum sind um Längen besser vernetzt. „Zieht möglichst was Orangenes an“, schrieb im Vorfeld der veranstaltende Verein Flug-Lärm-Abwehr-Gemeinschaft-Egelsbach „flag-e“ – und die meisten haben sich dran gehalten. Warum auch nicht, es ist schließlich die Farbe der Lebenslust. Das verschossene T-Shirt vom vorletzten Indian Summer ist daher ebenso vertreten wie die nagelneuen FLAG-E-Hemden oder ein leuchtend oranges Radlertrikot. Manchem ist das …
Wenn der nächste Eissturm kommt, weil die alaskanischen Dämme schmelzen… Wenn der nächste Blutsturm kommt, weil die Angst vor dem Nächsten immer größer wird… Wenn der nächste Hirnsturm braust durch dein Gesicht, bis du im Spiegel dich nicht mehr kennst… sich das Spielfeld krümmt am Ende der Berechenbarkeit – dann bleibt: nur Sein.
„Wir sehen Menschen, wo andere Leichen sehen“ Als mein Vater vor sechs Jahren starb, hatten wir schon viele Male bei Schnee oder im Regen an Gräbern gestanden. Mit unseren Eltern, Cousins, Tanten, Onkeln und auch mit Freunden und immer neu gelernt, was Rilke längst aufgeschrieben hat – dass jeder seinen eigenen Tod stirbt. Mancher wild und durch eigenen Willen durch Messer oder Eiseskälte, einsam im Heim, oder als Drogenabhängiger, urplötzlich, schwer krank. Jede, jeder ging auf ganz eigene Weise – jedes Mal furchtbar. Bei meinem Vater war ich zum ersten Mal ganz nach dran. Sein Todestag und auch die Tage danach waren von unglaublicher Intensität. Ich erinnere unseren Besuch beim Bestatter wie durch einen Vorhang. Sehe kalkweiße Wände, einen Plastikhefter mit Klarsichtfolienseiten. Darin Anzeigenbeispiele und Bilder und Preise von Särgen. Gegenüber ein Mann im schwarzen Anzug, der uns mit schwerer Miene Vorschläge macht, Särge zeigt und Urnen, und dem meine Mutter in einer Tasche die Kleidung übergibt, die mein Vater im Sarg anhaben sollte. Ganz anders mein Eindruck bei den Bestatterinnen Sabine Kistner und …
Noch einen Monat läuft unsere Ausstellung in Offenbach. Ein paar Bilder und Texte daraus haben wir schon vorgestellt unter Entrée… – hier die Fortsetzung zum Reinschnuppern: Waldsee Nimm die Birkenroute, lies ruhig ihre Schriftrollen, summ das codierte Lied der zarten Betula. Folge dem Uferweg. Hände und Füße im Waldfell Kopf in den Wolken. Tag um Tag. Mit Mal wirst du die Glasschnüre sehn im Frühlicht des Jahrs, drin Hunderte schwarzer Samtperlen, unterm Bernsteinblick der Eltern eingewirkt. Eine jede ein pulsendes Wunder. Ein Leben. Es ist nicht mehr da, das unschuldige Aufwachsen in grünen Kinderzimmern. Und auch die Kinder nicht. Aber dies Sehnen, Verlangen nach flirrendem Blattgold, das Ruhe ins Aug fächelt. Dem Lichterspiel winzigster Zellen, dem Rauschen – Wasser und Photonenströme, dem Gurren der Frösche tief und nicht von dieser Welt. Finde die Feder. Stehn bleiben Warten. Welche Farbe hat die Zeit? Loslassen. Denn: „es kommt natürlich vor, dass man wirklich sprachlos ist.“ Pina. Sie kämpfte, dass ein Ahnen beginne ein Tanzen im Kopf. Half den Nadelkissen im Hirn zu singen, den Füßen …
Vier Menschen, 13×13 Kunstwerke (und noch ein paar mehr)… Es duftet nach Lindenblüten, als wir frühmorgens in den Zug nach Kassel steigen. Unser Ziel- und Startpunkt dort: Kulturbahnhof. Charmant niedergerockt. Unübersichtliches, dabei doch klar gegliedertes Gelände, dessen ungeschönte Präsenz uns bereits kunstsinnlich macht. Einen Tag lang stürzten wir uns in den „Tanz“ der documenta 13. So nämlich fasst die Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev (CCB) die Kunstschau unschlagbar in diesem Satz: „Der Tanz war sehr frenetisch, lebendig, rasselnd, scheppernd, walzend, gewunden in Schlangenlinien und dauerte eine lange Zeit.“ Natürlich auf Englisch. So wie hier fast alle Bildinfos, Videos und Filme, was ziemlich arrogant gegenüber den Gastgebern ist. Unser erster Knoten in der Kasseler Tanzlinie war die Taschenabgabe an einem weißen Container. Ein immer wieder kehrenden Ritual, das uns fortan Knotenpunkt um Knotenpunkt begleitet. Die Containerfrauen tragen Seidenschals in petrol mit rötlichen Streifen. Daran soll man alle documenta-13-Helfer erkennen. Ticketverkäufer, Ticketprüfer, Eckensteher, Publikumszähler, Mahner und Aufseher tragen sie um den Hals, im Haar, um Hüften oder Handgelenke gewunden. Schlicht schön. Wenn ich dagegen an die Jugendkirchentagsspaghetti in grün …
Hab ich da eben richtig gesehen? Kleine bunte Bärchen auf den Oberarmen unserer Tierarzthelferin Anna Maria Weber? Tatsächlich, auch auf den zweiten Blick tummelt sich das Fantasievolk auf ihrer Haut. Tattoo-Tiere in Comicstil, die mich angrinsen, als wollten sie mir gleich die Zunge rausstrecken, ein Häschen sogar mit Spritze im Bobbes… Dass Anna ihre Haarfarbe variiert, gern auch mit knallbunten Strähnen, bin ich gewohnt.. aber.. Tätowierungen? Ist mir neu. Sonst trägt sie auch nichts Ärmelloses.. aber.. heute ist’s brülleheiß – und ich klebe mit meinem Blick an ihr. Ihr Chef steht daneben und grinst. „Jaja, die Anna. Die hat noch mehr in petto…“ Was denn? „Sie tanzt und tritt auch auf und zwar mit zwei verschiedenen Michael Jackson-Gruppen.“ Weil gerade Zeit ist, winkt mich unser Tierdoktor zum Laptop und startet das Youtube Video vom letzten Gig in Österreich. Michael Jackson ist nun nicht so mein Geschmack, aber ich bin neugierig geworden – bisher kenne ich Anna nur als besonnene Bezwingerin unserer Kater. Wenn die nämlich zum Tierarzt müssen, verwandeln sie sich in Knäuel messerscharfer …
Das sollen tolle Bilder sein? Ich bin enttäuscht. Sind extra nach Rüsselsheim zur Austellung gefahren – Goldsworthy zum ersten Mal in Deutschland!! – und jetzt? Stehe ich vor großformatigen Fotos, die zusammengefügt wie ein Puzzle oder Mosaik einen Baumstamm zeigen, zu dessen Füßen ein kreisförmiges, schwarzes Loch gähnt. Hm. „Das ist aber kein Bild! Nur ein Beweisfoto“, würde Pat zu mir sagen, hätte ich es gemacht. Aber dann funktioniert es doch, treffen sich mit Mal Ausstellungskonzept und Landartfoto. Im nächsten Raum geht es endlich auf, das Goldsworthy-Fenster. Saugt uns in eine Welt, weit und atemlos. Berührt uns mit Bildern wie das hier: See mit filigraner Installation aus Schilf. Drumherum eine traumverlorene, unberührte urlandschaft. Oder dieses, auf dem ein spitz zulaufender grauer Stein im Morgenlicht zu sehen ist, darauf balancierend ein anderer Stein, rund, mitten auf der Spitze. Hält gerade so auf diesem Foto, man glaubt ihn taumeln zu sehen kurz bervor er ins nächste Bild fällt. Im Fallen eine Möwe, die sich fortschwingt. Auf den nächsten Bildern Kreisbögen aus Schneeplatten. Und Licht. Am Südpol. …
Noch nicht da gewesen? Hier ein paar Bilder und Texte unserer Ausstellung: Früh Zum See. Frühmorgens, wenn die Stadt noch schmale Augen hat. Die Ufer gesäumt von Suchenden. Die am Wasser sitzen, Gedanken schwimmen lassen, austreiben, auswuchern, passen. Ich wusste doch nicht, dass Städte sich verkleiden, sie drauf angewiesen sind, ihre Plätze tauschen manchmal und sich wild und heimlich ausschütten vor Lachen. Dass es so einfach wäre, Du zu sagen. Doch die Schwäne. Heben sich und tragen mich fort. Unterm Rad Wie es formt, das tägliche Schaffen von Zukunft! Den Stein ein wenig weiter schieben dürfen. So ein Glück, ihn herabrumpeln zu sehn. Sich einspieln, hochziehn – immer rasanter hinab, geschickter die Züge hinauf. Kette und Schuss, 40 mal 45 – zähl nach. Die Welt ein Lachen im Kompass, bis die Nadel springt. In einer Sekunde nur alles gewendet, gestoppt, auf Null. Nachtflug Ein Leuchten im Lidschlag des Monds eine Lichtspange rafft All und Rinne des Zufall. Ein Aufglühn: Verheißung, Gral, Sirius’ Sehnen. Gebannt von undeutbaren Zeichen, gebrannt vom Atem der Hoffnung. …