Jahr: 2013

Spargel-Pizza mit Blümchen-Salat

  Es reicht. Definitiv. Der blöde Kunde (eigentlich ein guter ) meldet sich nicht, eine Honorarzahlung ist im schwarzen Loch „Ich-wars-nicht“ verloren gegangen und der zweitunterste Nachbar hat sich gerade tüchtig ausgeheult (der Psychiater seiner Frau gehört verteert und zerfedert). Und jetzt noch Pizza kochen?? Selbst? Dass wir uns das ausgerechnet für Freitagabend vorgenommen hatten? UaH! Dabei können wir uns grad nicht mal zum Pizzaholen aufraffen. Schsch… Schon gut. Alla hopp, sagt der Hesse. Genug geheult, auf geht’s. Schließlich hat der eine schon eingekauft, die andere schon Wildkräuter gepflückt. Außerdem ist unsere Pizza ein Pas de deux: immer abwechselnd wird geschnippelt und geschmurgelt, bis wir schlussendlich und gemeinsam alles auf den Teig häufeln. Spargelpizza allerdings hatten wir noch nie. Und Spargel dies Jahr erst, nachdem der Preis von satten 12 Euro das Pfund auf erträgliche 4-5 gesunken ist. Ich mag Spargel. Noch. Noch so lange jedenfalls, wie ich noch nichts von üblen Nachwirkungen weiß, die die neue permanente Form des Spargelanbaus unter Folie auf mein Gewissen haben könnte oder müsste. Als ich kürzlich auf der …

Wechselbilder – Trompe-l`ésprit

  Faszinierender Gedanke, dass der effektivste Zensor im eigenen Hirn sitzt. Alles, was an Reizen und Infos auch nur unseren äußersten Blickwinkel streift, wird permanent gescannt, mit vorhandenem Datenmaterial abgeglichen und auf Plausibilität geprüft. Bei Abweichung: Oha, was Neues oder Alarm! Gefahr. Wir bewegen uns in und mit Bildern. Wir denken von uns und von den anderen in Bildern. Seit je, um schnell handeln zu können. Damit der Oberstübchenalarm aber nur im Bedarfsfall schrillt, gibt’s Vorgefertigtes. Schablonen, Urteile , Schubladen. Hilfreiche Kategorien, mit denen sich die Lage ratz-fatz einschätzen lässt. Energiesparmaßnahme das. Verwirrend wird’s erst, wenn das Bild zum Wechselbild kippt. Das eigene Denken sich der Einstellungen bewusst wird… Einstellung eins – Stop Motion Im Wald herrscht Anarchie. Keine rote Ampel, keine weißen Streifen, Grün halt. Nur die nötigsten Regeln. Befreiend irgendwie, trotzdem muss man die Pfade teilen. Was tun als Radfahrer, wenn der Waldläufer mitten auf dem Weg träumt? Rechts vorbei? Links? Die offizielle Variante: Klingeln, damit der andre Platz macht. Waah! Schreit der Fußler erschreckt, torkelt genau vors Rad, hasserfüllt, knapp dem Infarkt …

Bärlauch III: Hasta la Pasta Baby!

  Die sind kurz vorm Platzen. Zwar ist’s grad eher ostkühlwindig, aber das wird schon… Wenige Tage noch, paar Grad mehr, dann öffnen sich die zarten Blütenknospenhüllen. Zu Füßen der alten Stadtwaldbuchen wandeln sich dann sattgrüne Bärlauchblattteppiche in weiße Blütenmeere – die immer noch verwirrend nach Knoblauch duften werden. Für Lastminute-Gerichte also am besten gleich noch am Wochenende ein paar händevoll holen. Sind die Blüten erst offen, ist die Saison gelaufen. Die Blattstruktur wird derber, der Geschmack strenger und der Nährstoffgehalt sinkt bis zum Vergilben und Absterben der Blätter im Mai oder Juni. Die Pflanzenwurzeln zieh’n ihre Kraft wieder ein. Giftig sind die Blätter übrigens in keiner Phase. Allerdings wachsen jetzt auch die Maiglöckchen – und deren Blätter sind nun wirklich giftig, sehen dem Bärlauch etwas ähnlich, riechen allerdings kein bisschen nach Knoblauch. (Mehr? Eine schöne Infoseite zum Bärlauch von Franz und Gisela Schmidt: klick). Wer lieber ganz viel Bärlauch in echt sehen und ein bisschen in echt mitnehmen will, sollte nach Eberbach am Neckar fahren. Da laufen einem die Augen über vor sattem Grün! …

Lesestoff: Dann press doch selba…

Apfelgrün und pink rutschte mir diese unvermutete Buchsendung in die Hand: „Dann press doch selber Frau Dokta!“ Geschrieben von der „furchtlosen Frauenärztin“ Dr. Josephine Chaos. Natürlich dachte ich sofort an die „unerschrockene Lehrerin“ Frau Freitag. „Chill mal Frau Freitag“ habe ich an einem Stück gelesen. Schon bevor es rauskam fand ich den Titel so witzig, dass ich es unbedingt haben wollte – aber dies hier? Hm. Kein Cover für mich. Gekauft hätte ich das nie (apfelgrün und pink, sechsarmiger Ärztewitz – Brr). Rezensieren wollte ich es auch nicht, denn: beim xten „Ächt jetzt“ oder „Nee, ist klar“ auf den ersten Seiten hatte ich schon fertig. Doch dann war da eines Abends die Wahl zwischen ABC (Arbeiten, Besaufen, Computerspielen). Ich wählte D wie Dr. Chaos – und lachte Tränen. Über Schwester Notfall, Fancy Nancy die so metzelgeile wie arrogante Chirurgin und Dr. Sandmann, den guten Anästhesisten, den nur eine 2020-prozentige Ärztin so aus dem Takt bringen kann, dass er brüllt. Dr. Chaos beschreibt cool und mit verdammt viel Drive absurde bis melodramatische Klinikalltage. Wie sturzbiedere Frauen …

Nur im Weltall ist es wirklich still – Buchkritikfeature

Am Anfang war das Ohr   Lärm ist immer und überall. Am Streit über Lärm und Ruhe verdienen Rechtsanwälte satt – aber gibt es auch eine Kultur von Lärm oder Stille? Die Autorin Sieglinde Geisel hat sich auf die Suche begeben, Zitate lärmgeplagter Menschen geschürft und einen Essay über dieses Thema verfasst. Sehr lesenswert. Kaum hatte ich „Nur im Weltall ist es wirklich still“ in der Hand, konnte ich es nicht mehr weglegen. Und Diverses dazu gelernt: Entfremdung vom selbsterzeugten Schall etwa ist Schizophonie (iPod und Co.)… Was ich durch eigene Recherche für einen Text schon gelernt hatte: kein Lärm ist gleich. Sie macht das deutlich durch eingestreute Zitate oder vielmehr Antworten auf die Frage, was schlimmer Lärm ist. Wer hier antwortet steht nicht dabei, vielleicht weil das immer gleich persönlich wird… Spannende Idee jedenfalls, die ich gleich an ein paar Willigen ausprobiert habe – unglaublich, was die Menschen alles antworten: Krähengekreisch, Bahnbremsenquietschen, Computerspielgeräusche aus dem Nachbarzimmer. Die offizielle Definition gab mir Lärmforscherin Brigitte Schulte-Fortkamp: „Lärm ist belästigender, unangenehmer Schall.“ Schon klar, dass ein Motorradfahrer …

Das Brot zum Bärlauch

Brot muss sein. Drum sind Brotpreise politisch und Rezepte für den Laib Brot ein Stück Landeskultur. Das etymologische Wörterbuch, zum Wort Laib befragt, verrät übrigens, dass wir das „a“ darin Grammatikfreaks aus dem 18. Jahrhundert verdanken. Damit sollte der Brot- vom Menschenleib unterschieden werden. Ich allerdings finde durch und durch leiblich, was da vor mir in der großen tönernen Schüssel liegt – und zu atmen scheint, während die Hefegeister Zucker verputzen und Bläschen produzieren. Und dabei launisch sind wie nur irgendein Leibeswesen – entsprechend viel Gefühl ist also angesagt und noch mehr Geduld.   Kurz: Ich liebe Brotbacken. Erstens bestimme ich, was reinkommt – letztes Mal unter anderem Wild- und Naturreis sowie ein Tütchen Salatkerne (Sonnenblume, Pinie, Kürbis und Soja) -, zweitens beruhigt es ungemein, und drittens: verdammt cool, ein echtes Stück Brot aus dem eigenen Ofen zu essen. Wir brauchen: Hefe, Mehl Wasser, Salz – mindestens – und reichlich Zeit, Zeit, Zeit. Häufigster Brotrezeptfehler ist die zu geringe Zeitangabe für den Gärprozess. Solche Rezeptschreiber gehören erschlagen, das Ergebnis nämlich ist Frust pur, schmeckt meist …

Heute: World Poetry Day!

Ruhende Schnee modelliert Grabgärten, Licht spielt die Zapfeneisorgel und nur ein „Bitte nicht betreten!“ markiert das Feld der Ungenannten im Weiß. Wer jetzt Spuren tritt, hat Tränen im Bauch, Wut, Liebe, Trauer. Hält verfrorene Tulpen, klamme Narzissen und das fingergezeichnete Herz unterm Stein. Was dann kommt? Nur wenige Schritte weiter es dauert ein Krähenschweigen, und du siehst den Engel mit gebrochener Nase. Gestreift von vielen Wintern, vielen Sommern, steckt nun zu seinen Füßen ein „Patenschaft gesucht“. Denn: das Recht auf Ruhe, die Zeit, sie ist um.     PS: Zum World Poetry Day, von dem ich erst letztes Jahr im Oktober erfahren habe, hätte ich gern für jeden von uns ein Gedicht zitiert – je eines von John Berger und Cees Nooteboom, literarische Lebensbegleiter beide.. Vielleicht später, wenn geklärt ist, was das Nutzungsrecht erlaubt.

Tauwetter? Bärlauch-Risotto!

  Wir brauchen: Bärlauch, Risottoreis und Weißwein. Mindestens. Bärlauch gehört zu den ersten und zartesten Wildkräutern, die sich im Frühling aus dem Waldboden wagen. Findet man mittlerweile fast überall in Bachtälern und Feuchtgebieten. Als in diesen Breiten noch Bären gab, sollen die ganz scharf auf das Zeug gewesen sein – um ihr Gedärm nach dem Winterschlaf wieder in Gang zu bringen. Da mag was dran sein, denn der wilde Verwandte vom Knoblauch schmeckt weniger intensiv, enthält aber auch ätherisches Öl mit verschiedenen Schwefelverbindungen. Was bakterientödlich wirkt und insgesamt weniger Knoblauchgeruch als reinigende Wirkung entfaltet. Für unser Rezept also ein bis zwei Hand voll. Die Blätter über dem Boden abschneiden. Die Wurzelzwiebeln bitte in der Erde – und die professionelle Ernte den Gärtnern lassen! Gemeine Bärlauchwilderer dagegen sind Leute, die ihre SUVs oben an der Straße parken, um dann tütenweise alles, was grün ist, einzusacken (und für 1,50 bis 2 Euro das Bund verkaufen). Danach ist die Bärlauchlichtung kahl rasiert. (Da das zwar Berserker, aber keine Bären sind, werden sie leider weder sofort erschossen noch verjagt.) …