Alle Artikel mit dem Schlagwort: S. Fischer Verlag

Gelesen: Restlaufzeit und Sterblich sein

Kein Zufall, dass „Sterblichsein“ von Atul Gawande und „Restlaufzeit“ von Hajo Schumacher gerade jetzt bei mir aufeinandertreffen – beide sind ein Plädoyer für Selbstbestimmtheit und würdevolles Leben im Alter. Themen, die uns durch eigene Erfahrungen gerade sehr stark berühren. Das Buch Sterblich sein habe ich vor zwei Jahren im Vorfeld der Buchmesse aus der Vorankündigung des Fischer-Verlags gepickt und mir als Rezensionsexemplar schicken lassen. Restlaufzeit wurde mir etwa zur selben Zeit von einer Redakteurin empfohlen. Gekauft habe ich es vor einigen Wochen. Kommt mir vor, als wäre das Jahre her. Pats Mutter lag im Sterben. Wir haben sie erst vor kurzem beerdigt. Die zweite aus unserer nahen Verwandtschaft in diesem Jahr. Und wir begleiten eine dritte, die so schwer krank ist, dass wir im Februar glaubten, sie würde den Sommer nicht erleben. Solche Erfahrungen verändern Perspektiven und werfen Fragen auf: Wie viel muss man machen und was muss man lassen, wann loslassen? Wo sind die Grenzpunkte der pflegerischen Für- und der medizinischen Versorge? An diesen Punkten wird es ja erst anspannend und aufreibend. Wir brauchen …

3 Bücher: Kindheit ist… nicht Krankheit!

Zu dick, zu dünn? Zu klein, hektisch, ungeschickt? Sobald Eltern das Gefühl haben, ihr Kind entwickle sich nicht wie andere, rumort in ihnen die Fage: Ist das normal? So weit so klar – das gehört zum Elternsein. Wenn aus diesen Überlegungen jedoch Angst wird und daraus Etiketten wie „gestört“ oder „hyperaktiv“, ist definitiv Schluss mit normal. Drei Bücher hab ich dazu für Psychologie Heute (August 2015) gelesen, darin ziehen zwei Kinderärzte und drei Journalistinnen eine Bilanz ihrer Arbeit. Fazit: Wenn es ein Problem, gibt, dann ist es der Optimierungs- und Normierungswahn! Aber eins nach dem andren: In “Die Kinderkrankmacher” haben die ZDF-Journalistinnen Beate Frenkel und Astrid Randerath umfangreiches, zum Teil investigatives Recherche-Material in Sachen Pharma-Seilschaften zusammengestellt, das sie für diverse Frontal21-Sendungen gesammelt haben. Es geht ums Geschäft. Genauer um das systematische Geschäft mit dem Gesamtmarkt Kind. Dazu zählen Antibabypillen, die Teenagern als probates Mittel gegen Akne verkauft werden, Brustvergrößerungen für 18-Jährige oder Tabletten gegen ADHS. Die Autorinnen zitieren etwa die Studie einer Krankenkasse, in der auffiel, dass im Raum Würzburg doppelt so viele Jungen und …

Gelesen: Scham (ein unterschätztes Gefühl)

Beschämt sie und rettet die Welt! Jennifer Jacquet erforscht, was Kooperation braucht und Scham kann – und hat sieben Tipps für wirklich wirksame Kampagnen Eine Vorliebe für Tunfischsandwiches führte Jennifer Jacquet zu dem ungewöhnlichen Mix ihrer Forschungsfelder: Fischerei, Kooperation und Scham. Und war letztlich Auslöser für dieses engagierte Buch. Als Neunjährige sah sie Bilder von Delfinen, die durch Tunfischfang qualvoll getötet wurden. Damals habe sie dafür gesorgt, dass ihre Familie nur noch Tunfisch mit dem Siegel „delfinfrei“ kaufte. Heute ist sie überzeugt, dass schuld-bewusster Konsum nichts bringt. Es werde zwar gern von der Macht des Konsumenten gesprochen, doch deren Verhaltensänderung etwa beim Tunfischkauf habe prinzipiell nichts an den Praktiken der Fischerei geändert. Die kindliche Empörung mag noch rumoren, die Autorin hat jedenfalls das Ziel ein Werkzeug zu bieten, das wirklich greift. Ob Überfischung der Weltmeere oder Klimaschutz-Maßnahmen – seit Jahren ist klar, was zu tun wäre für eine bessere Welkt, aber es bewegt sich nichts. Was hält Staaten, Unternehmen, Einzelne davon ab, zum Wohl der Gemeinschaft das Naheliegende zu tun – oder zu lassen? Jennifer …