#standwithhumanity
Abschottung? Nein danke!
Abschottung? Nein danke!
Zeit heute Es erfordert Mut heute, einen Text für eine Zeitung zu schreiben, der Friedensverhandlungen Waffenlieferungen vorzieht. Es wird jemand ausgebuht heute, weil er wagt, dasselbe auf einer Friedensdemonstration zu sagen. Es werden Sprüche wie dieser auf Facebook geteilt: „Pazifismus ist das Privileg der Behüteten“. Es gibt einen Ort, wo Tschaikowsky nicht mehr gespielt wird, weil er Russe war. Wollt ihr auch Dostojewski, Achmatowa und Zwetajewa verbannen? Kandinski, Rodtschenko ihre Bücher und Bilder verbrennen? Als ob. Einer der andauernden oder zurückliegenden Waffenlieferungen irgendwen, irgendwas besser gemacht hätten. Fällt euch nichts anderes ein als nach Waffen zu rufen? Habt ihr nichts anderes zu tun? So wie die Söldner, die sich jetzt heerscharenweise und freiwillig melden, sich nützlich zu machen. Ich kriege die Bilder nicht aus dem Kopf. Die aus den Nachrichten der letzten drei Wochen: Eine Frau, an einem roten LKW. Hinter ihr kracht ein Geschoss, zitternd drückt sie sich an die Wagentür. Ein singendes Mädchen. Menschen, die auf Bretterplanken einen Fluss überqueren. Eine Frau, braungebrannt, aus dem Urlaub kommend, die zurück will nach Hause, „Meine …
„Der Anblick, den Europa heute bietet, ist sehr traurig, aber auch sehr lehrreich. Auf einer Seite ein Kommen und Gehen von Diplomaten und Höflingen, welches jedesmal, daß die Luft anfängt, nach Pulver zu riechen, augenfällig zunimmt. Man knüpft und löst Bündnisse; man schachert und verkauft das menschliche Vieh, um sich Verbündete zu sichern. „Soviel Millionen Köpfe, welche unser Herrscherhaus dem eurigen überläßt; soviel Hektar Land, um sie darauf zu weiden, diese Häfen, um ihre Wolle zu exportieren!“ Und es handelt sich darum, wer in diesem Geschäft den anderen besser betrügen kann. Das nennt man in der Sprache der Politik: ‚Diplomatie‘. Andernteils Kriegsrüstungen ohne Ende. Jeder Tag bringt uns neue Erfindungen, um unsere Nächsten besser ausrotten zu können, neue Ausgaben, neue Anleihen, neue Steuern. Patriotismus zu schreien, in Chauvinismus zu machen, den Hass zwischen den Völkern anfachen, wird in der Politik und im Journalismus zum einträglichsten Geschäft. Sogar die Kindheit wird nicht verschont; man reiht die kleinen Buben in Bataillone ein, man erzieht sie im Hass gegen den Fremden, man dressiert sie zum blinden Gehorsam jenen …
„Die Nationalökonomie ist die Metaphysik des Pokerspielers.“ Kurt Tucholsky, 1931