Ende korrekt, alles gut? Beim Film Leroy kommt das so: Erst versuchen Eva Brauns Brüder, allesamt Nazis (Wotan, Horst, Hanno, Siegfried) ihren schwarzen Freund Leroy fertig zu machen – und plötzlich wird aus den vier krassen Jungs und dem einen lieben Kerl ne Boygroup, die durch Gegenkommerz die böse, fremdenfeindliche deutsche Welt verändert. Ähm. Ja-ha. Bis dahin echt komische – und vor allem für Eltern pubertierender Kinder aufbauende – Unterhaltung, an diesem Punkt aber sackten wir enttäuscht vom Sofa. So gut wie zwischendrin die Pointen, so lausig das Ende (Gabs vielleicht ursprünglich ein anderes?). Dieser superpolitisch-korrekte und deshalb toddröge Schluss muss einfach durch das Nadelöhr Fernsehfilmredaktion geeiert sein. Genau. Und zwar bei denen mit dem Doppelblick, den ZDFlern.
Die mit der App1 können das aber grad genauso schön, z.B. bei „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Die taz folgerte bissig, dass der sonst doch so gute Regisseur Wolfgang Murnberger dringend Geld gebraucht haben müsse, um die Geschichte derart seicht landen zu lassen. Ich hatte mich zur Entspannung in der öffentlich-rechtlichen Badewanne rumschwappen lassen. Nicht zu heiß nicht zu kalt. Zwar fand ich die Namen der Protagonisten „Alpha“ (black man) und „Zita“ (white Bavarian ) schon gleich grenzblöd, aber ihr Spiel war doch nett anzusehn. Der ARD-Film umkreist so genüsslich wie harmlos alltägliche Fremdendiskriminierung bayerischer Sturhammel und Gwitterhexn. Aber gut, ich hatte schließlich nur reingezappt und verstand anfangs nicht ganz, was los war. Etwa, dass einer der Akteure, der überall mit rumhing (wie bei Pumuckl, schreibt Jens Müllerin der taz) schon tot war. Am Schluss aber: Schnief, Schmalz, Fernsehschnulz.
Und das ist, was die Leute sehen wollen? Verdammich. Bildsprache auf Tod und Liebe, Wortbilder mit Wums. Wollt ihr das wirklich alle nicht? Der Anwalt der Kinokette UCI behauptet das. Kein Schwein wolle das geförderte Kultur-Zeug sehen. 70 Prozent davon für die Tonne, weswegen sein Klient keine Filmförderungsabgabe mehr zahlen will. Bin gespannt, was Richter Voßkuhle in Karlsruhe dazu sagt. Da ist es wieder das Schreckgspenst des Normalkonsumenten: Autos ja, Kultur nein. Gegenmittel? Babel! Da gibt’s Nähe, dass Schädelnähte puckern und Adern schmerzen vom Gucken. Unfassbar, wie dieser Mexikaner, dieser Alejandro González Iñárritu uns alle kennt. Uns in die Seele zoomt. Jeden Winkel unserer Süchte, unseres Sehnens hell ausleuchtet. Verstecken unmöglich. Sand und Staub. Als ob. Einer anders wär. Mainz, Rio, Tokyo… Nur: so genau in den Spiegel gucken mögn’s vielleicht wirklich net alle.