Alle Artikel mit dem Schlagwort: Frankfurt

Abschuss – von Krähen, Gärtnern und Journalisten

  Was? Die erschießen Krähen mit städtischer Erlaubnis? Und das schon seit drei Wochen und auch noch in unserem Revier?! Las ich heute morgen in einer Email. Ich wär vom Rad gefallen, hätte einer vor meinen Augen eine Krähe abgeschossen. Gebe mich hiermit als Vogelgucker und Krähenfan zu erkennen: Ich mag die schwarzen Kerls, die einen immer so genau anschauen und möglichst auf Abstand halten – außerdem habe ich gerade das Buch Krähen. Ein Porträt von Cord Riechelmann gelesen (eigentlich wollte ich heut das Buch vorstellen, mach ich noch – jetzt kommt erst die Krähenstory life). War mir bisher nicht bewusst, dass Krähen das Etikett Unglücksvogel haben. Oder dass manche Menschen glauben, Rabenvögel wie Elstern und Krähen dezimierten bösartig unsere Singvögel und fräßen Lämmer oder kleine Hunde. Schall und Mythen. Riechelmann erzählt das sehr eingängig. Erfüllt vom neuen Krähenwissen entsetzt mich das Geschieße gleich doppelt: Idioten, mitten in meiner Stadt! denke ich daher zuerst, als ich den Onlineartikel zum Krähenmord anklickte. Der Link kam von einem bisher als seriös eingestuften Absender, nur deshalb las ich …

Legende: Bild 01/13

Elegant, die Zwillingsgigantin. Inbild von Aufbruch und Wachstum. Die Flanken stabilisiert von filigranen Kränen. Die wiederum recken ihre Konjunkturfühler, ihre Haussefinger immer heiter zum V-double. Bürgermeister müssen verliebt in solche Kräne sein. Vielleicht ragen die deshalb in rot und gelb zum Stadthimmel, stecken im Herzen der der City, wie das knöcherne Zauberkreuz im Herzen eines Rehs. Fast hat der jüngste Himmelbau seine Endgröße erreicht. Ein doppelter Monolith, noch im Verpuppungsstadium. Die beiden Fühler aufmerksam gereckt, sichernd das äußerste, das Ostende der Stadt. „Achtung an alle Welten“ funkt HAL. Von den Anrainern nicht unbedingt erwünscht, heftig angefeindet gar von Bank-Occupisten. Und von Schrebern, denn die wurden ihrer Gartenfrische beraubt für den EZB-eigenen Brückenschuss. Schon wird diskutiert, ob nicht auch der Hafen – einen Katzensprung weiter – ob dem nicht auch ein Hauch Luxus gut anstünde? Appartements für Börsenkenner, so was. Die Eurozone Ost wird sicher noch weiter aufgemotzt. Der Straßenzug, an der das summende Bankhaus gerade andockt, ist längst beim Upsizing. Überragend eben, die neuen Twins. Fast ein wenig Furcht einflößend hier, wo sie nicht wie …

Kalter Entzug – Was alles fehlt

  Ein letztes Aufbäumen, jetzt hängen sie am Boden. Kabel wie zertretne Schlangen ohne Saft: mein Computer ist tot. Finger tippen ins Leere, Facebook kennt mich nicht mehr. Die Nebenstelle meines Gehirns, Speicherort aller Pass- und Notizworte, abgeraucht. Mit ihm ins ewige digitale Rauschen entschwand auch die Transcription-Software meines Aufnahmegeräts. Dass ich das jüngste Interview jetzt doch gleich, und dabei komfortabler als je abschreiben kann, verdanke ich der netten Presse-Crew des Gerätehändlers O. und kurzfristigem Asyl auf dem PC des Fotografen P. Auch fort: Rosita! Abgeholt bei Nacht und Nebel – oder während mein PC ein letztes Mal runterfuhr. Zurückgeholt von der Agentur des Künstlers, nachdem wieder Platz war für schweres Stahlstemm-Gerät; nachdem das ganze Buchmessenvolk mitsamt Brillen, Rollkoffern, und Hotelschiffen Messe und Main geräumt hatte. Abgereist all die Tausenden von Zwangslesern, die vor einer Woche noch die acht Mega-Großraumbüros der Messe bevölkerten. Ein wenig von der Verwirrung, die diese Buchbörse immer verursacht, ist noch da. Jedenfalls bei mir und die Erinnerung ist noch frisch: Frühmorgens hin, damit mir die Verlagsvertreter von den Büchern des …

Rosita tanzt den Euro

Unser neues Foto-Strick-Graffiti „Rosita“   für alle downgerateten Merkelländer frei nach der Melodie Zwei Apfelsinen im Haar (France Gall, 60er, unbedingt dazu hören!!!):             Zwei Apfelsinen im Jahr, und zum Parteitag Bananen… das ganze Volk schreit Hurra – der Kapitalismus ist da. Lalalalalalala         Im gold’nen Oktoberschein, tanzt unsre Rosita den Jaguar, zeigt muntren Hüftschwung am Main die Eurogermanen schunkeln dabei. Nanananananana, nanananananana  

Drei Mal höher – Erfolgsstory mit Büchern

  Eigentlich dürfte es diesen Buchladen gar nicht mehr geben: klein, inhabergeführt, überwiegend anspruchsvolles Sortiment sowie belesene Beratung – und alles hin und wieder von klassischer Musik untermalt. Gegenstromig. So haben sie’s geschafft: „Meichsner & Dennerlein“ ist jetzt 30. Am Montag wurde deshalb lecker umgetrunken, geklönt – und das Geheimnis des Erfolgs von Klaus Meichsner und Hanns Dennerlein gelüftet. Gleich mehr davon. Davor ein paar Takte zum Visuellen: Vor ein paar Wochen nämlich kam die Einladungskarte. Die Buchstaben weiß und dunkellachsrosa of lachsrosa konnte ich kaum lesen, gefreut hab ich mich trotzdem. Schon allein wegen des vertrauten, genialen Scherenschnitt-Logos, das die beiden Buchhändler, einen auf der Schulter des anderen zeigt (M oben nehme ich an, aufgrund des verschmitzen Lächelns). Außerdem natürlich dem versprochenen Umtrunk und drittens schließlich dem Zitat von Enzensberger wegen, das mich nach mühsamem Entziffern im hellsten Licht dann doch prusten ließ: „Was Sie vor Augen sehen, meine Damen und Herren, das sind Buchstaben. Entschuldigen Sie.“ Also, alles lachse Absicht? 30 Jahre also, fast 25 davon kennen wir (was uns nach einem passenden …