Alle Artikel mit dem Schlagwort: Demenz

Finis: Wiesbadener Fototage

  Abgeholt. Und noch auf den Weg bekommen, wie gut unsere Serie „auch bei Nicht-Fotografen angekommen“ ist. Genauso sollte es ja auch sein. Alles andre ist nicht Mumpitz, schon auch schön, aber doch eher Filterblasenfreude. Vielen Dank allen, die uns für den Publikumspreis vorgeschlagen haben. Und vielen Dank an das Wiesbadener Fototage-Team für eine Superausstellung. Nächste Woche: Sind wir wieder auf der Dementia Road.      

Fotofestival Wiesbaden 2017: mit unserer Serie Dementia Road

  Acht Bilder für acht Buchstaben: DEMENTIA – damit sind wir eine Facette von Insight, dem Grundthema der Wiesbadener Fototage 2017. Gestern abend die Email: „Wir freuen uns Ihnen mitzuteilen…“ Und wie! Wir uns freuen! Insight – Einblick nehmen, gewähren, aufzeichnen. Das war Ziel unserer Serie Dementia Road. Einen Zustand in Bilder fassen, der uns immer wieder an den Rand von Wahrnehmungskraft und Fassung bringt, und dennoch ausgehalten werden muss. Seit einigen Jahren leidet meine Schwiegermutter unter Demenz. Sie sagt: „Es ist, als wäre da ein Schwamm vor meinem Gesicht“. Wir wohnen drei Autostunden entfernt – wenn wir zu ihr fahren, wird die A3 zur Dementia Road. Dieses Mitfühlen ist beklemmend: Wie mag es sich anfühlen, nicht mehr zu wissen, wer man ist und wo. An einem ihrer letzten Geburtstage verwandelten sich die an unserem Auto vorbeiziehenden Schemen auf mystische Weise in Repräsentanzen ihrer schwindenden Erinnerung. Der Schwamm saugt alles auf. Die Nebelkälte draußen entsprach unserer inneren Beklemmung. Wie sie sich verzweifelt mühte, die Teile zusammenzusetzen. Je mehr, desto vergeblicher. Furchtbare Denkschleifen, in denen sie …

Sechs mal, Demenz und app

  Auszeit poliert Kontraste. Oder vielleicht ist man einfach nur beim Neustart, sogar nach einem Kurzurlaub, blitzmedienblank. Um so heftiger pulsen am Tag eins die kabellosen Freunde: #geheimnis, #ausnahmslos und #rigaer94. Muss man erstmal kapieren. Während die Speicherkarte Double Exes, Dohlen und Dünen einspeist, während Tweets und fb-Posts auflaufen, die „Ich weiß was!“ zwitschern, „Hier bin Ich!“ oder „Kauf mein XY (Text/Bild/Buch sowas), also während all das piept und brummt und lädt, bleibt es auf der Strecke. Fällt es, das big picture. Die Vision, was mal bleiben soll und was man hinterlassen, besser: mitgestalten möchte. Mankell ruft uns das nach, (Niels) Quaquebeke vor – nur, die Mehrheit möchte nicht. Will nur spielen und „Ich bin dran“ rufen. Und natürlich Tipps verkaufen, wie man das Spiel am Laufen hält. Hinkriegt, nein, optimiert, sodass so viele wie möglich sich den eigenen Auftritt angucken, liken und reliken. Scheine und Likes (schein breit like Deimonds, deidelt das Autoradio nach der Grenze, bevor ich auschalte). Optimierung. Auf dass alles satt und sauber wird. Gibs durchdachte Strategien und Workshops für. Mit …

Dementia Road

  Sprünge in der der Haut: Wo bin ich? Zuhause, Mutter. Hier? Nein! Warum habt ihr mich weggeschickt? Schwamm im Ohr, fernmündlich ausgesogen Wann kommt ihr? Jetzt. fahrn, fahrn, fahrn – hin-wo die Alten sind unterwegs so viele Niemands Warnplakate und Baken 100, 120 und Stau Wann? Warten Warten. Blakes Rapid Ukraine.. ich lege, setze, ordne ich sammle: Solidaris, Wir fahren Ihr Gut, Blumen – von Tyfoon? und Ultras heimische Früchte   Schön dass ihr da seid! Der Kühlschrank? Weiß nicht Kaffee geht noch, bis Kuchen und früher – aber dann der Zweistundensprung. Da ist ein Schwamm vor meinem Gesicht. Wo ist mein Schlüssel? Ich kann nicht mehr! Angst frisst Herz Mein Schlüssel! Geklaut? mein Geld! Mein Wo-Ich im Schwamm Wir finden nichts back on the road: The good will out Gefangen in der Transzone fahrn wir, fahrn, fahrn neben uns Sportpferde die Buswand träumt Bügellaternen, wie schön Wahrschauwem Nomen est Omen und Zeichen: POKAL + Puton, OKTAN und Serum BOSCH! (mein Favorit) Im Diez-Loop überholt Cyrill Zuber Gartner rastet Unicorn ist fort. Bleibt: das …

Max, 19 Jahre, leicht dement

Unser Seniorkater Max war ja immer schon etwas gaga, aber jetzt – ist er altersgaga   Es kommt direkt aus dem Bauch: Wiauurouhh-aah!! Wiauurouhhhaa! Selbstvergessen, Oooommm pur sozusagen. Minutenlang. Ein sattes Röhren, das am Ende oft in haltloses Geschrei kippt. Ziege? Pfau? Baby? Nein! „Was Sie da hören, ist meine Katze…“ Fast jedes meiner Telefon-Interviews startet mit diesem Hinweis. Und immer öfter höre ich dann: „Ohja, kenne ich. Wir haben auch so eine.“ Max und seine greisen Mitkatzen und Mitkater sind raus aus dem lustigen Youtube-Clip Alter, sie sind dement und das ist nicht immer komisch. Bis vor fünf Jahren noch redete niemand von dementen Haustieren. Doch je besser die medizinische Versorgung, die stressfreie Haltung, das Futter, desto so älter werden Haustiere. Und desto mehr Alterskrankheiten bekommen sie. Ganz wie der Mensch. Tierärzte beobachten das schon länger, doch die Tierbesitzer trifft der Elchtest in Sachen Pflege meist unvorbereitet. So wie uns an Silvester. Unser älterer Kater war schon immer sehr speziell in Sachen Futter. Kleine Häppchen, am liebsten vom Feinsten, bloß nix Unbekanntes, aber auch …

Das Buch: Vom Schlafen und Verschwinden

Zeichen, Zettelsammlungen, ein flaches Z in der Luft – die ersten zwölf Seiten sind geheimnisvoll und verwunschen. Wie zufällig hingeworfener Sand, eine Häufung von Andeutungen und Worten, deren Inhalt man erst später richtig verstehen wird. „Alles ist voller Zeichen“ – lautet der erste Satz, es endet damit, dass alle Zeichen verschwinden. Dazwischen entfaltet und verwebt die Autorin die Geschichte zweier Frauen, Ellen und Marthe. Sie erzählt von Schlaf- und Rastlosigkeit, von Erinnern und Vergessen, und von vielfältigen Variationen, sich zu entziehen. Die Hauptprotagonistin und Icherzählerin ist Dr. Ellen Feld. Allein erziehende Mutter und Schlafforscherin. In einer einzigen, 280-seitigen, schlaflosen Nacht reflektiert diese ihr Leben. Wie sie sich in .. der Vorhölle des Todes? des Verschwindens? auf jeden Fall .. zermürbender Schlaflosigkeit wälzt – das ist der Rahmen. Währenddessen trinkt sie ab und an Wasser, betrachtet die schlafende Tochter, spürt die Vibrationen der Hamburger Untergrundbahn, registriert das Fortschreiten der Zeit über die Stadtgeräusche sowie die Schattenlamellen der Jalousie, kommt immer wieder darauf zurück, dass sie unbedingt ihr Buch über die Schlaflosigkeit beenden muss – spinnt die …