Autor: Sylvia

Wahlfilter: Schwarz-weiß oder Farbe?

  Schwarzweiß-Malerei, Schwarzweiß-Denken – den Blick aufs Schwarz-Weiße als altbackenen Look, negativ konnotiert als ‚Sehen ohne Nuancen‘ gibt’s schon lange; auch wenn’s, wie man auf guten SW-Fotos sehen kann, null trifft. Bei uns ist „sieht ja aus wie schwarz-weiß“ ein Running Gag aus Wim Wenders’ „Der Stand der Dinge“. Der Ausruf entfährt dem entsetzten Filmproduzenten: „Ich denke: Das sieht ja aus wie schwarz-weiß – – – es ist schwarz-weiß!“ Und? Dann und dafür will kein Geld mehr zahlen. Das war ein zynisch-selbstironisch-verzweifelter Autoren-Kommentar – damals war Wenders der Schwarzweiß-Filmer – aber Farbe, Farbe war Zukunft. Und jetzt? Schwarzweiß war so lange so was von out, dass die Werbebranche es vor ein paar Jahren als verdammt cool wieder entdeckt hat. Und: Was kaum noch jemand weiß, da kaum noch jemand so fotografieren kann – es hat ja was besonderes, es relativiert die Dinge. Schwarz-Weiß-Sehen ist nicht Polarisieren, sondern Sortieren. Eine Kunst, das ein Auge erfordert, das schwarz-weiß sehen kann. Denn aus der Menge der visuellen Reize sticht dann plötzlich nicht mehr das Bunteste hervor, sondern Muster …

Entree! Buch- und Ausstellungs-März

Schon draußen gewesen? Barfuß? Die Zehen im Sand, die Sohlen in taunasser Wiese, die Sommerwaden im Grasblütengekuschel… Draußen sein ist ein Lebensentwurf. Ist durchgepustet werden, ist die unberechenbar-köstliche Überraschung des Jetzt. Ob Urlaubstag, Waschtag, Marktag – alles Alltag, der nebenbei seine Stillleben zusammenwürfelt. Oft nur sichtbar in der Sekunde des Vorübergehns. Wenn die Kamera passen muss, übernimmt das innere Auge die Spur. … So fängts an. Unser Booklet. Das gerade gedruckt wird. Der Anlass – Tanztherapeutin Susanne Born will ihre Räume durch unsere Foto-Strick-Graffiti verwandelt haben. Am Sonntag den 25. März öffnet sie dann – für einen Tag für eine Ausstellung. Und weil wir den Besuchern auch was zum Blättern anbieten wollen, wird jetzt dieses Booklet gedruckt. Und dabei gleichmal blurb ausprobiert, den book-on-demand Publisher der Fotografen (das Wort blurb ist übrigens keine Neuschöpfung, ist kreatives Beiwerk, gibts seit 1907 sagt wiki: hier). Also blurb, denn: selbst ist der Mensch, vor allem der Autorenmensch, vor allem weil die Verlage nicht nur zicken, sondern buy-outen und Leistungsschutz irgendwie anders sehen als Autoren wie Freelenser und Freischreiber …

Strick-Aktion: Anti-Lärmteppich für Offenbach

  Ankommen und gelobt werden: Wie schön! Und so herrliche Wolle! „Och ja – meine Reste halt.“ „Drei Tage dran gehäkelt“, verrät die Frau mit dem kirschroten Schal neben mir, als sie eine kunterbunte Decke auspackt. In der Mitte des Offenbacher Marktplatzes treffen sich heute die ausdrucksstarken Nadeln der Region und stricken gegen Fluglärm. Am zentralen Nähtisch orientieren sich die Neuankömmlinge: wer hat hier den Hut auf? Wo soll ich anstricken? Der Lärmteppich oben verhindert, dass man verstehen kann, was die beiden Initiatorinnen der Aktion eben sagen, der Lärmteppich unten auf dem Marktpflaster wächst und mäandert über den Platz. Aus Taschen und Körben quellen Maschenkombinationen verschiedenster Couleur. Und werden allesamt aneinander genäht. Bunt zu monochrom, neonorange und kraus zu traumhaft schönen Farben und Mustern. Eine Frau freut sich, seit Ewigkeiten zum ersten Mal wieder an die Nadel gekommen zu sein. Eine andere hat nen Schal dabei, und sagt kategorisch – „Ich kann nicht stricken.“ Ach was, so was verlernt man doch nicht? „Nein. Ich will nicht, hat mir noch nie Spaß gemacht, deswegen hab ich …

Geschenkt: Betriebsfahrt zum Römer

Mutig. Diese etwas andere Demo war teuer. Voll durchdacht, designt und beworben – ganzseitig in den Zeitungen – in frischem , netten himmelblau -, im Radio und via Einladung der Vielflieger. Ein Stück Flughafen auf dem Römer, der fernsehgerecht ausgeleuchtet ist. Eine große Bühne ist aufgebaut, Zelte, Brezeln gibts, Kaffee und Wasser gratis. 35 große Busse und 6 kleine säumen den Mainkai. Betriebsfahrt. Eine glatte Moderatorinnenstimme spricht: darf ich das sagen: „das war erst der Anfang“. Der Römer ist gefüllt. Schätze es waren 6 bis 8000 Leute da (Fraport sagt 10, die Polizei 8000). Es dominieren zwei verschiedene Dresscodes: Blaumann mit neongelber Fraport-Weste oder Damen und Herren in edlem Zwirn, Schwarz-weiß. „Ich sehe Architekten, Ärzte und Parteimitglieder“, freut sich der Condorchef über die positive Resonanz der Region. Ein Exilbayer sagt, „der Flughafen muss noch weiter ausgebaut werden“, unbedingt. Alle tragen die gleichen himmelblauen oder grünen Schilder,die gleichen Aufkleber und die gleichen Sticker. Nur ein Schild weicht ab vom Vergissmeinnichtblau-Einerlei: „Keine Totenstille über Frankfurt“. Und, ja – hier sind endlich auch die Migrantenmitbürger unter den Demonstranten, …

Das Gedicht: Winter

  Winter Die Dachrinne kahl, bis auf ein Nest. Drin zittern weiße Federn, noch vom letzten Jahr. Wenn der Frühling kommt, wird dies das windige Zuhause von ein paar Küken sein. Kannst du sie hören? Wand an Wand, das schützende Dach über euch über dir Nach Jahren auf der Flucht, des Gehens im Sand vom Kind zum Mann. Des Singens, Aufbrechens, Suchens. Beschimpft, bepisst werdens, Umgeleitet, ausgenutzt werdens, des… Zuhören! Verdammt, ihr sollt endlich zuhören! Recht für, nicht gegen, Fluchtwege für Menschen freihalten, nicht nur als Notausgänge für Banken. Wem die Sohlen zu lange brennen, dem brennen auch Hände und Zungen Notausgänge fürs Erlebte Freiräume des Denkens manche kämpfen, manche beginnen zu singen So wie Yaxie Yax, nur älter, war Hilde Domin, der in der Fremde Wasser geschöpft wurde, die bleiben durfte, die auch fern ihrer Mutter ihren Fuß in die Luft setzte, es schmerzte, aber sie trug. Ihr Nest im Dachrinnenzweig Deins über den himmelblauen Geländern, über den roten Teppichfalten.. Rot, auch wenn Grün deine Lieblingsfarbe ist. Werden wir tragen?   Yaxie ist Yahye …

„Food Crash“ oder: Schwanz ab? Nein danke!

Lesen wollte ich das Buch Food Crash unbedingt, weil drin stehen soll, dass und wie ökologischer Landbau je Hektar und Jahr 0,4 Tonnen CO2 bindet, während ein konventioneller Hof auf der selben Ackerfläche 0,6 Tonnen CO2 freisetzt. Autor Felix zu Löwenstein belegt dies auch tatsächlich mit Studien und diversen Kostenaufrechnungen. Denn es ist ja ähnlich wie bei Auto versus Bahn: Die meisten schimpfen auf die Bahnpreise und rechnen vor, wie viel billiger sie mit dem Auto fahren – vergessen aber regelmäßig, dass ihr Auto auch einen Anschaffungspreis hatte, Steuer, Versicherung und Instandhaltung kostet. Auf Bio übersetzt wären das etwa die Kosten für Umweltverschmutzung und CO2-Ausstoß, die von der Allgemeinheit zu tragen sind. Grundsätzlich fordert Löwenstein: Bio für alle. Also für alle sieben, bald neun, Milliarden Menschen auf der Welt? Ich bin dafür – aber wie soll das gehen? Anders gefragt: Pervertiert ein solches Vorhaben nicht den Grundgedanken des Ökolandbaus hin zu „Massenbio“? Massenbetrieb heißt für mich, Tiere zusammenpferchen, ihnen Schwänze, Schnabelspitzen und Hörner abschneiden, damit sie sich nicht gegenseitig umbringen, und mit Medikamenten füttern, damit …

Anfluch von Lernfreiheit: Fluglärmdemo der Eltern

Vollsperrung der Darmstädter Landstraße für eine Stunde! Darauf einen Blecheimertrommelwirbel! Allein dafür hat sich der Einsatz gelohnt. Mitten im Feierabendverkehr durften !nur Busse! die südliche Hauptverkehrsader der Stadt passieren. Ökovision’s coming. Fußgänger, Fahrräder und öffentlicher Verkehr, sonst nix. Dass gerade an diesem Abend nicht die Anflieger der Nordwestlandebahn im Anderthalbminutentakt dröhnten… Laune des Wetters. Vorführeffekt, whatever. Üblicherweise nämlich liegt das Rhein-Main-Gebiet im Westwind. Dabei wird dann nicht nur die Sachsenhäuser Martin-Buber-Schule – deren Eltern zur Initiative „Familien gegen Fluglärm“ zusammengefunden und zur Demo aufgerufen haben – permanent von Überfliegern beschallt, sondern auch Bergkita, Mühlberg- und Gruneliusschule, die Kitas „Kinder Campus“ und St. Aposteln und etliche mehr. Es gehe darum, ein „weiteres Zeichen gegen den Fluglärm“ zu setzen, rief ein Martin-Buber-Vater vor Beginn des Protestzugs in die Menge. „Unsere Forderungen: Stilllegung der Nordwestlandebahn, Durchsetzung der gesetzlichen Nachtruhe von 22-6 Uhr, weniger Flugbewegungen über unseren Köpfen, Kontrolle und Verminderung der Luftschadstoffe!“ Nach jeder Forderung gabs ein Lärm-, Trommel- und Pfeifkonzert, das einen Dezibelmeter ordentlich zum Ausschlagen gebracht hätte. Außerdem rief der Vater mit der roten Mütze noch …

Hart am Wind: Fluglärm ahoi!

Schwalben falten und in Fraports Terminal 1B (Rhein-Main-Montagsdemo) fliegen lassen. Das wär doch mal nett, denk ich so bei mir. Paar Tage später les ich auf facebook, dass andere auch auf die Idee gekommen sind, aber woanders: „Familien gegen Fluglärm“, das Elternbündnis der Frankfurter Martin-Buber-Grundschule. Übermorgen, Freitag 27. Januar, lassen die Papierflieger vom Turm der Bergkirche segeln und schicken die echt leisen Papierjets dann an die Landesregierung. Warum? Täglich dröhnen bis zu 400 Maschinen direkt über das Schulgebäude am südlichen Rand Frankfurts, für Laien undefinierbarer Flugfeinstaubdreck rieselt herab, die Flughöhe liegt unter 400 Metern, die meisten Flieger haben das Fahrwerk schon ausgefahren – ist noch mal lauter. Die Einrichtung ist als „Umweltschule“ ausgezeichnet. Weil keiner der Stadt- oder Landespolitiker eine Antwort für nötig hielt oder sich gar blicken ließ – jetzt also Aktion Papierflug. Apropos Segeln. Laura Dekker soll noch vor ihrer Abreise, die Diagnose Borderlinerin gekriegt haben, damit kann man Leute gut abstempeln. Durch den Segeltörn jetzt soll sie auch noch ihren Gemeinsinn verloren haben, urteilt Psychologe Michael Winterhoff. MannMannMann. Müssen aber viele hessische …

Occupy Fraport: We`ll be back Monday

  Montag 16.1. Sachsenhausen, S-Bahn-Station Stadion, 17 Uhr 21 „Ich bring erst die junge Dame hier zum Flieger, dann stoße ich zu euch“, outet sich einer der Wartenden und kommentiert selbstironisch grinsend, „erst fliegen , denn protestieren…“ „Wir fliegen auch gerne,“ beruhigt ihn eine Frau, die gerade gegen die beißende Kälte eine Mütze auspackt. Zwischen die Beine geklemmt ein Schild, dessen Aufschrift sie als Sachsenhäuser Nachtfluggegnerin ausweist. Hab mir vorgestellt, das hier mehr Leute sind, denke ich noch, während mir grade die Finger abfrieren, dann rauscht endlich die Bahn ein – und ist rammelvoll. Da hilft nur: Lücke anpeilen, Augen zu, und rein.   Flughafen, Terminal 1B, 18 Uhr 16 Am Flughafen dann spuckt die Bahn Demonstranten zu Hunderten aus, und die nächste wieder, und auch die aus der Gegenrichtung. Im Viertelstundentakt kommen Leute aus: Mainz-Gustavsburg, Hanau, Rumpenheim, Offenkrach, Flörsheim, Schwabenheim…. Das jedenfalls kann man auf ihren selbst gebastelten Ortsschildern lesen. Wenn wieder ein Schwung Menschen angekommen ist, wird sich erst mal sortiert. Jee-ens?! Hallo Karlheinz! Mensch Moni, schön, dass du da bist! Am Ende …