Autor: Sylvia

Schwarmeleganz: Bergfinken

Hier der Link zur Galerie: Bergfinken im Winterquartier (15 pics) Da sind sie! Erst die kleine Vorhut, rund 50 der heiß erwarteten Bergfinken, dann eine Zeit lang wieder nichts. Dann ein weiterer Vogelschwarm, und kurz drauf die nächste Vogelwolke. Tausende, abertausende Vogelleiber im Formationsflug. Zum ersten Mal zeigen sich Bergfinken hier in Hessen. Bieten uns ein ungewohntes Bild: unerschöpfliche, unfassbare und dazu magisch schöne Überfülle. Sie kommen her zum Schlafen, satt von Bucheckern, die es letztes Jahr reichlich gab (sprenkeln uns mit weiß-zimtnen Klecksen). Mal ähneln sie einem Band, das sich spiralig windet, mal wenden sie, als hätten sie genau diese Choreografie für genau jene Sekunde ausgezwitschert. Geflogene Partituren. Der Himmel gefüllt mit Strichen und Punkten. Zeichen so fremd und zugleich so vertraut, man möchte mitsingen, mittanzen, fliegen… Ausbreiten, falten, anlegen, Fahrt gewinnen! Dabei sind sie kaum zu hören. Ein überirdisches Rauschen, ein flattriges Flirren wenn sie genau über unseren Köpfen sind, mitten durch die Menschen zu fliegen scheinen, oder zum Steigflug ansetzen um endlich ihren Schlafplatz auszusuchen. Ausbreiten, falten, anlegen. Mit angelegten Flügeln wie …

Urban Landscapes: Fünf

  Fünf Gott was für ein Licht! Leitfeuer. Leuchtspur. Gepunktet. O Glück! Die Kreuzung so still so tief – nebelzart im Eishauch 2 Stunden noch dann wieder Stoß und Stoß Rot und Rot. Warten. Warten. Warten. Minority Report War da was? Gestern? Nacht im Kopf – Coffee to go Voll heiß. Voll kalt – Slow-Mo Warte. Noch ist Zeit. Vereist die Bühne. Traumkalt, leer zerwischt Orangnes Leuchten Urban stills Memes all over Guck. Die im Fenster wie aufgezogen Steht. Kaffee. Schicht Dreht im eignen Rhythmus, wie nie von dieser Welt. Sortiert, ordnet, häuft Brezel und Brötlich ne andre matscht im Nudelsalat schabt, formt, pampt so fort 2 Brücken weiter Schlag auf Schlag. Ein Riese Boden bebt Metall blaut rammt – tief ins Stadtherz – rafft Main-Erde rasselt, rummst, rockt schlägt ab häuft das Gebrock, dampft und schnauft neongelb die Arbeiter kurz angezuckt vom Blau der Retter …vorbei… Mögen ihre Hände ruhig sein  

Erleuchtet: Minutes to Midnight von Trent Parke

  Schon der Einband dieses Fotobuchs fasziniert: Zarte Figuren mit durchscheinenden Flügeln. Ein Schwarm Flughunde oder Fledermäuse. Kleine Ikarusse gedruckt auf grauem Leinen. Drinnen unzählige Geschichten in buntestem schwarz-weiß. Strahlende Bilder, die mal atemlos wirken, mal hechelnd geballte Lebenskraft versprühn – eingefangen vom Magnum-Fotografen Trent Parke. Ein Lichtfänger dieser Mann. Mitten unter den Menschen, Aug in Aug oder durch sie hindurch. Seine Bilder strahlen surreale Direktheit. Es geht um Liebe, Geburt, Schmerz, Tod. Was sonst wäre wichtig. Was sonst würde taugen in den Minuten bis Mitternacht. Minutes to midnight, die uns bleiben bis zum Tag X der globalen Katastrophe. Oder auch nur der persönlichen. Man erfährt nicht mehr, als das, was man in der Lage ist, selbst zu sehen. Wir haben dieses Buch zusammen mit einem der ungewöhnlichsten Ausstellungskataloge geschenkt bekommen, die wir je hatten. Kein teurer Tiefdruck, sondern billiges Faltwerk aus „Massenpapierhaltung“ für zweisechzig. Gemeinschaftswerk der Süddeutschen und Gerhard Steidl zur Ausstellung von Robert Frank in München. Mit keineswegs billigen Texten. Sie begleiten uns jetzt seit sechs Wochen. Unter anderen der von Walker Evans …

Bild des Monats: Januar 2015

Sie sehen uns öfter als unsere Freunde: die Markthändler unseres Vertrauens. Einmal mindestens, manchmal sogar dreimal die Woche, sogar wie hier bei minus 2 Grad. So sehen echte Helden aus. Best Äppel in town – und best Gemüse sowieso. Seit 20 Jahren. Sie nennen uns „die Sachsenhäuser“ – wir nennen sie „die Marktjungs“.

Das Quappen-Tagebuch

Hier der Link zur Galerie: Quappen (12 pics)   Achtzehn könnten sie heute sein – oder tot. Ich sage: sie leben noch. Schließlich hatten sie eine Powerkinderzeit – bei uns. Achtzehn Jahre ist das schon her, dass wir den Förster fragten, ob wir uns Kaulquappen holen dürften. „Klar, sowas muss ein Kind doch mal erlebt haben“, lautete die Antwort. Erst nach unserer Quappenaufzucht belehrte uns dann ein anderer Forstmann, „sowas“ sei verboten. Alle Amphibien stünden unter Naturschutz! Weil: Leider sei die Überlebensquote ziemlich gering, und sogar Schulklassen mit offizieller Erlaubnis bei der Kaulquappenaufzucht wenig erfolgreich. Daran musste ich jetzt wieder denken, als ich „Die Tage des Gärtners“ von Jakob Augstein las. Schönes Buch. Bin zwar an verschiedenen Stellen gar nicht seiner Meinung – Rhododendron etwa würde ich nie pflanzen. Nie. Rittersporn dagegen überall. Bei der Funkien dagegen sind wir uns wieder einig. Und herzlichen Dank auch für die Info mit der Kletterhortensie – aber das wäre ein anderer Text. Hier jetzt will ich vom Frühling reden! Sechs krasse Wochen noch, bevor er endlich kommt. Reden …

Dreizehn Stunden, dreizehn Kilometer: Wuppertal

Hier der Link zur Galerie: Wuppertal 2014 (35 pics)   Nein. Nicht Hamburg, Berlin oder Prag, sondern Wuppertal. Da sitzen wir jetzt. In der Schwebebahn, weil ich mir das zum Geburtstag gewünscht hatte. Mal einfach weg sein statt Fete. Nichts müssen, nur sein. Fanden unsere Freunde gut: Super Idee – wohin geht’s denn? Wuppertal. Bitte? Was? Wupp..? Das klang fassungslos. Und das passt ja. Zu dieser Stadt, die irgendwie gar keine ist. Wuppertal hat – und das ist deutschlandweit echt besonders – kein Stadtzentrum, sondern ein Stadtzentralband. Sieht man aus dem All, wie ein Satellitenbild auf Wiki zeigt. Also, nix Kirchturm als Orientierungspunkt, nix niedliche Altstadt, Rathaus, Marktplatz oder so. Voll suburban. Gegründet und dezentral geleitet von Delegierten jener sieben Städte, die im Tal der Wupper über die Jahrhunderte aneinandergewachsen sind. Langweilig? Cool! Fand schon Kaiser Wilhelm Zwo. Mit seiner Frau Auguste Viktoria weihte er 1900 die dreizehn Kilometer Schwebebahn-Strecke ein. Knapp tausend Jahre früher war übrigens schon Karl der Große an diesem Ort strategisch interessiert. Heißes Grenzland damals. Zwischen Franken und Sachsen. Also ließ …

Bild des Monats: Oktober 2014

  Dieser Monatsrückblick gilt den Löwenzahnkindern, die in der Nähe von Freiburg den Montessori Naturkindergarten und die -Naturschule besuchen. Das Leitmotiv der Erwachsenen – die hier wie an allen freien Schulen Begleiter heißen – könnte man so zusammenfassen: „Kindern ermöglichen, selbstbestimmt ihre Potenziale zu entfalten“. Vor 7 Jahren waren wir zum ersten Mal da – und was uns erst hinterher bewusst wurde: es ist total leise an dieser Schule. Vielleicht weil sie das innere Entdeckerfeuer nicht verlieren, das Kinder ursprünglich antreibt. Damit sie sich überhaupt entwickeln. Gerade habe ich für einen andern Artikel viel über die motivierende Kraft nachgedacht, die das selbst bestimmte, freie Spiel (sogar bei Erwachsenen) freizusetzen vermag. Entspanntheit und ein Mit-sich-im-Einklang-sein bringt uns zur jeweils nächsten Herausforderung. So wird es nie langweilig und es macht Spaß. Der normal gestresste Erwachsene braucht für sowas eine Runde Meditation. Um die überladenen inneren Kanäle freizupusten, um wieder fokussieren zu können. Für normal ungestresste Kinder ist das die Grundeinstellung: Wenn ich schaue, schaue ich, wenn ich sitze, sitze ich, wenn ich staune, staune ich… So geht …