Hier der Link zur Galerie: Bergfinken im Winterquartier (15 pics)
Da sind sie! Erst die kleine Vorhut, rund 50 der heiß erwarteten Bergfinken, dann eine Zeit lang wieder nichts. Dann ein weiterer Vogelschwarm, und kurz drauf die nächste Vogelwolke. Tausende, abertausende Vogelleiber im Formationsflug. Zum ersten Mal zeigen sich Bergfinken hier in Hessen. Bieten uns ein ungewohntes Bild: unerschöpfliche, unfassbare und dazu magisch schöne Überfülle.
Sie kommen her zum Schlafen, satt von Bucheckern, die es letztes Jahr reichlich gab (sprenkeln uns mit weiß-zimtnen Klecksen). Mal ähneln sie einem Band, das sich spiralig windet, mal wenden sie, als hätten sie genau diese Choreografie für genau jene Sekunde ausgezwitschert. Geflogene Partituren. Der Himmel gefüllt mit Strichen und Punkten. Zeichen so fremd und zugleich so vertraut, man möchte mitsingen, mittanzen, fliegen…
Ausbreiten, falten, anlegen, Fahrt gewinnen! Dabei sind sie kaum zu hören. Ein überirdisches Rauschen, ein flattriges Flirren wenn sie genau über unseren Köpfen sind, mitten durch die Menschen zu fliegen scheinen, oder zum Steigflug ansetzen um endlich ihren Schlafplatz auszusuchen. Ausbreiten, falten, anlegen. Mit angelegten Flügeln wie Fischlein. Luftfische. Silbern, schwarz und orange. Und wie sie uns in Erstaunen versetzen. Aufstiebend Schleifen ziehen ohne je aus dem Takt zu geraten. Jedes Einzelgeschöpf im angemessenen Abstand zum je anderen – und landen. Und das alles nur mit Hilfe ihres Kleinhirns wie sich in „Ornis“, dem letzten Buch von Vogelversteher Josef H. Reichholf nachlesen lässt. Und wir reden von „Schwarmintelligenz“. Wären unsere Synapsen so wendig wie ihre, gäbe es keine Verkehrsunfälle.
Unten auf der Wiese kommen wir langsam wieder zu uns. Die Menschentraube, die sich auflöst in der Dämmerung. Entspannt, gebannt, beglückt.