Autor: Sylvia

Kehrum: Dünenauge

  Salz auf meinen Augen. Wunderbar. Das Meer grau. Der Sand blau. Schwarzbunt die Menschen, Vögel, Plastikmüll. Und was los: Wow! Riesenboliden rummern übern Strand: Rettungsübung. Das sind Kerle! Mit Silberringen in den Ohren. Ein Satz Fliegende Holländer. Und alle Strandläufer zücken ihre Handys. Fotografieren und filmen sie. Uh! Der Ortsfotograf dagegen ist fort. Sein Sohn nahm das Erbe nicht. Im Laden heute Pommes, oder Klamotten. Welches Haus war das noch? Die Dünen in Wolken. Alles taucht ab. Sand, Gras und das tote Holz. Ein Mix aus Graubraungrün. Zum Festhalten nur zerwühlte Mähnen. Uralte Strandstiere, die schlafen. Als Bollwerke gegen den Sturm und wie den Märchenträumen der Ahnen entstiegen. Die roten Highlander dagegen, die hier wirklich leben, zeigen sich nicht. Leck mich Offline. Nachts raue Dunkelheit. Schluckt die Tagwelt weg. Tiefenschwärze rundum. Einsamkeit auch. Umhüllt alles wie magischer Zauber. Stillt. Schutz oder Schrei? Wieder Landwind. Bläst Sand all over. Ungerührt tauchen aus dem Dunkel Paare ineinander. Streifen Hunde mit blinkenden Halsbändern den Blick, knistern Kotbeutel im Wind. Plötzlich Irrlichter zwitschernd am Gischtsaum. Radler. Im Trupp, …

Gelesen: Scham (ein unterschätztes Gefühl)

Beschämt sie und rettet die Welt! Jennifer Jacquet erforscht, was Kooperation braucht und Scham kann – und hat sieben Tipps für wirklich wirksame Kampagnen Eine Vorliebe für Tunfischsandwiches führte Jennifer Jacquet zu dem ungewöhnlichen Mix ihrer Forschungsfelder: Fischerei, Kooperation und Scham. Und war letztlich Auslöser für dieses engagierte Buch. Als Neunjährige sah sie Bilder von Delfinen, die durch Tunfischfang qualvoll getötet wurden. Damals habe sie dafür gesorgt, dass ihre Familie nur noch Tunfisch mit dem Siegel „delfinfrei“ kaufte. Heute ist sie überzeugt, dass schuld-bewusster Konsum nichts bringt. Es werde zwar gern von der Macht des Konsumenten gesprochen, doch deren Verhaltensänderung etwa beim Tunfischkauf habe prinzipiell nichts an den Praktiken der Fischerei geändert. Die kindliche Empörung mag noch rumoren, die Autorin hat jedenfalls das Ziel ein Werkzeug zu bieten, das wirklich greift. Ob Überfischung der Weltmeere oder Klimaschutz-Maßnahmen – seit Jahren ist klar, was zu tun wäre für eine bessere Welkt, aber es bewegt sich nichts. Was hält Staaten, Unternehmen, Einzelne davon ab, zum Wohl der Gemeinschaft das Naheliegende zu tun – oder zu lassen? Jennifer …

Beat the beach! Strandrace in Egmond aan Zee

Wer am Strand Rennen fahren will, muss natürlich im Winter ran. Also, wenns knackig bläst und kalt ist (und keine Touris am Strand brutzeln). Ehrlich: Nie gehört vorher, dass es solche Rennen gibt. Erst waren nur ein paar Radler mehr da. Plötzlich waren sie überall. Tag und Nacht. Bis wir kapierten: die meinen das ernst, die trainieren… Strandrace Egmond-Pier-Egmond, las ich online. Verrückte müssen das sein. Egobiker, Leistungsfreaks. Oder? Denk ich, als ich auf der Website des Küstenorts entdecke, was ansteht: eines der „bekanntesten, größten Mountainbike-Wettbewerbe in Benelux!“, 18. Rennen – rund 3500 Teilnehmer. Und dann sind wir, mitten im Urlaub, mittendrin.   Über Nacht füllt sich der nachsaisonal von deutschen Touristen erschöpfte Ort mit Menschen. Holländer, Belgier, paar Deutsche sind auch noch da. Alles belegt, überall radelt wer rum, und Samstag (9.1.16, 11 Uhr), gehts ab… Startschuss am Leuchtturm. Warum liegen hier Strohballen?, fragt ein Junge, und schon zischen sie vorbei, es wird gejubelt, gerufen, geklatscht. Rennfieber pur. Erinnert mich an Zeiten, als es noch das 1. Mai-Rennen rund um den Henningertum gab. Hach! …

Sechs mal, Demenz und app

  Auszeit poliert Kontraste. Oder vielleicht ist man einfach nur beim Neustart, sogar nach einem Kurzurlaub, blitzmedienblank. Um so heftiger pulsen am Tag eins die kabellosen Freunde: #geheimnis, #ausnahmslos und #rigaer94. Muss man erstmal kapieren. Während die Speicherkarte Double Exes, Dohlen und Dünen einspeist, während Tweets und fb-Posts auflaufen, die „Ich weiß was!“ zwitschern, „Hier bin Ich!“ oder „Kauf mein XY (Text/Bild/Buch sowas), also während all das piept und brummt und lädt, bleibt es auf der Strecke. Fällt es, das big picture. Die Vision, was mal bleiben soll und was man hinterlassen, besser: mitgestalten möchte. Mankell ruft uns das nach, (Niels) Quaquebeke vor – nur, die Mehrheit möchte nicht. Will nur spielen und „Ich bin dran“ rufen. Und natürlich Tipps verkaufen, wie man das Spiel am Laufen hält. Hinkriegt, nein, optimiert, sodass so viele wie möglich sich den eigenen Auftritt angucken, liken und reliken. Scheine und Likes (schein breit like Deimonds, deidelt das Autoradio nach der Grenze, bevor ich auschalte). Optimierung. Auf dass alles satt und sauber wird. Gibs durchdachte Strategien und Workshops für. Mit …

Heartbreaking News

  Mitten ins Herz: der Tagesspiegel schmeißt von heute auf morgen die Freien raus. Bin gespannt, wie sie jetzt ihre Seiten voll kriegen. Früher war überall mehr Lametta. Aber früher war ja manches anders. Manche Kollegen können da allerdings keine Witze drüber machen. Wenn einem ein Drittel der Einnahmen wegfällt… Diese Woche vor Journalismus-Erstsemestern eine Gastvorlesung gehalten. Erzählt vom Leben als Freie und von Freischreiber. Etwa 50 Leute saßen vor mir, sehr interessiert. Viele Fragen, u.a. auch die wichtige nach dem Geld: Gibt es auch Journalisten, die richtig gut verdienen? Und dann fragte ich, wie viele ein Abo hätten, irgendwas – und? Einer. Glaub nicht, dass das neue Modell des TSP ein Geschäftsmodell ist.      

Happy Crow and me – KiR-Kunstpreis 2015

  Zurück Zeitrad, zehnmal zurück – und: Erinnerung sprich! Diesmal pur, direkt aus den grünen Schuhen, aus meiner Seel. Das Bild „Spielgrund“, aus meiner Serie für den KiR-Kunstwettbewerb „Gedankenwelten“, hat das Rennen gemacht. Dabei hatte ich auf „Fremde Welten“ gesetzt, dieses Viel-Ebenen-viel-Farben-Bild unser Freundin Karin (Kück). Aber langsam, Zeitrad, und zurück: Es war von Anfang an ein intensives Inmir. Ein: was bist du Welt, und was ich in ihr? Wie umbilden und auslegen? Wie Farben und Formen finden für das, was sich denken und fühlen ließe… Natürlich müssten es Überblendungen sein, denn was passt besser zu „Gedankenwelten“ als Ebenen, die nicht parallel voreinander fliehen, sondern ineinander wirken? Bevor es zu fabulös wird: Es war früh im Jahr, als Karin fragte, ob wir am KiR-Kunstwettbewerb dieses Jahr teilnehmen wollten. Das traf genau den Zeitpunkt, an dem ich mich gerade für die Doppelbelichtungen von Brandon Kidwell begeistert – und selbst mit Montagen begonnen hatte. Also: Ja. Und Monate später hat der Rödermarker Kunstverein KiR diese Ausstellung hingelegt. Und der Bürgermeister spricht zur Eröffnung Schiller: „Die Kunst ist …