Alle Artikel mit dem Schlagwort: Sommer

Beerensommer: Glas um Kuss

  „Magst Du Kirschgrütze mit Joghurt?“ Wir hatten Gäste – und ich hatte für alle unser Lieblingsfrühstück vorbereitet. „Kirschgrütze? Nein danke”, antwortete sie höflich, guckte aber doch ein wenig entsetzt. Warum wir anderen ihr nicht erklärt haben, dass Grütze kein ekelhaftes Schlabberzeug ist, sondern feinstes Obstkompott? Keine Ahnung. Warum es kaum jemand selber macht? Auch keine Ahnung, denn: es gibt kaum was Einfacheres, das am Ende so verdammt lecker ist. Dann also hier und jetzt: Rote Grütze ist Beerenobst, das mit wenig Stärke gekocht wird, früher nahm man dazu in Norddeutschland (da kommt das geile Zeug her) grob gemahlenes Getreide wie Hafer, Gerste, Buchweizen… Auf althochdeutsch: gruzzi. Heute nimmt man praktischerweise Sago oder Stärkemehl. Dabei soll aber kein Glibberkram rauskommen! Nur ein etwas dickflüssigeres Kompott. Aus dem Siebeck-Kochbuch „Nicht nur Kraut und Rüben“ habe ich die Idee, es überhaupt selbst zu versuchen. Wie es dem alten Wahlfranzosen wohl geht? Ewig nichts mehr von ihm gelesen. Er schrieb damals typisch gebieterisch: nur Rhabarber und Erdbeeren oder Johannisbeeren und Pfirsiche dürfe man dafür verwenden, bei allen andern …

Das Gedicht: Weiß

Weiß dein Kleid war weiß den ganzen Sommer lang ein Kinderkuss, ein Flirrflug, ein Blinzeln im Luftzug im Sternnebel der Pollenlust. Um ist das Spieljahr, gefaltet das Kleid, Unschuld zerfressen, Glieder bloß. Noch wehen zwischen Blauflügel und Rotschnute Wege aus Himmelerde einbahnig das Unterkleid aus Luftkammern rippt im Lichtflug das Gestern Bruch auf Bruch. Morgen, singt Wader, Morgen, wenn alle Träume geträumt, werde er wissen woher das Gift in seinen Adern. Sich bauschend derweil das Kleid des Todes im Staub der Tage verweht, verschossen: das Tanzkleid des Sommers.