Strickrebellen und Strickwissenschaftlerinnen
Farbe wo nie Farbe war: bunte Einerkörbchen-BHs, Mützchen und Badeanzüge lassen die schönen sieben Nackten im Rothschildpark leuchten. Gut 55 Jahre waren sie erhaben, traurigschön und dunkel. Seit diesem Sommer tragen sie Strick und sehn aus wie neugeborn. Wahrscheinlich das Werk der Frankfurter Strickguerilla. An der Sitzbank gegenüber allerdings ging ihr wohl Esprit oder Wolle aus. Denn die nach lieblosem Schnellstrick aussehenden Teile sind da nur irgendwie drumgemurkelt. Da geht noch was. Kurz zuvor hatte ich überhaupt erst vom Streetart-Ableger Strick-Graffiti gehört und gedacht, Oh-Kay. Nett. Hier bei uns gibts das aber nicht. Von wegen. Überall sprießt und mäandert plötzlich Maschenwerk. Sowohl von Schnellstrick- Garnbombern, als auch von hingabevolleren Aktivistinnen, die Schilderstangen umstricken oder Nicht-auf-dem-Gehweg-Parken-Bügel. Letzterer steht bei uns um die Ecke, und ich sah beim Einstricken zu. Unglaublich beruhigender Anblick, wie Oma beim Apfelschälen, und das mitten an einer Pendlereinfallstraße. Dass beide Geduldsfrauen zum Stoffladen dahinter gehörten, lag nahe. „Aber wir sind nicht von der Strickguerilla!“ Und dann noch mal genauer hingeschaut – Das sind ja Stoffbänder! „Wir haben immer so viele Reste, das …