Alle Artikel mit dem Schlagwort: Konsumkritik

Wir Schnäppchenreiter

  “Fingerdick”, will ich gerade zeigen, als mich die junge Wurstverkäuferin unterbricht: „Die ist mit Schweineleber.“ Wie? Die Kalbsleberwurst? Nein, dann lieber noch vier Scheiben Leberkäse. „Mit oder ohne Leber?“ Wie? Wo ist der Unterschied? Sie kuckt professionell freundlich, nur die Augen dimmen merklich auf „Himmel ist die blöd“. Und es kommt, was kommen muss: „Na, entweder mit oder ohne Leber drin.“ Hm. Mit sieht irgendwie leberkäsiger aus – also mit. Jetzt kommt der Chef und erklärt: „Bayerischer ist ohne, hessischer mit. Weil, in Bayern ist mit Leber verboten, in Deu, äh, Hessen nicht.“ Aha. Und dass es natürlich auch Schweineleber ist. Aua. Also doch noch Schweineleber gekauft, wo ich Schwein eigentlich gar nicht esse, der alltäglich lebendig gesottenen Schweine wegen, deren Schreie mich verfolgen. Im Monat des Pferds kriegt man nun aber auch alles beantwortet (was man sich nie gefragt hat). Wurst gibt’s bei uns eher selten, denn eine Lage Salami oder Schinken liegt wochenlang – und die letzte Scheibe landet dann eh in einem Katerbauch. Aber gestern war doch mal wieder eine Runde …

Die K-Frage: Zeit für Fritz?

„Ideen sind das Geld von Morgen“ – lautet der Text eines Werbe- Plakats, der mich nicht mehr loslässt:. Die Schrift war eine Montage aus Geldscheinen. In seiner Plattheit ist es ja kaum zu überbieten, dabei ist es Werbung für den Art Directors Club. Eigentlich nicht der Rede wert, und doch. Es ist eine Weile her, da hing an fast der selben Stelle ein anderes Plakat im Zentrum ein aalglatter Jüngling, schick aufgetakelt, breites Grinsen – und die Aussage war etwa die: „Geschissen auf die Werte – eigentlich wollen wir doch alle nur eins: viel Geld verdienen (egal wie) und gut leben (egal auf wessen Kosten). Und weil die neueste Plakatierung diese platten Werbebotschaften perfekt abrundet, beschreibe ich es auch gleich noch: „Pommes im Ofen, Zeit für Fritz.“ Der Junge, für den Mama jetzt Zeit hat, (weil sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Pommes nicht selbst gemacht hat?) sitzt etwas unentspannt auf dem Tisch vor ihr. Ätzend. Das Weltbild, das Erziehungsbild, die Wortwahl. Viele sagen ja, der Journalismus sei tot (gespart) – die Werbung …