Gelesen: Ein Krähenbuch
Mangel an Spiritualität? Protestantische Verbissenheit? Dass Westler Krähen böse und unausstehlich finden, könnte an deren unentspannter, ewig nach Schuldigen suchender Geisteshaltung liegen, vermutet Cord Riechelmann in seinem neuen Buch Krähen – ein Portrait. Nur bei uns Europäern und unseren Nachfahren in den USA nämlich sind Krähen und Raben (der Autor erklärt, dass es da keinen Unterschied gibt) als Unglücksbringer oder „Raubzeug“ verschrien – und werden dafür bis auf den Tod verfolgt. Vielleicht ist es auch die Farbe schwarz, das seltsame Hüpfen oder ihre unkontrollierbare und unglaubliche Gewitztheit… Ein geradezu ehrfürchtiges Verhältnis zu Krähen oder Raben haben dagegen asiatisch-indigene Völker. Das Buch öffnet ein märchenhaftes Fenster zu fremden unbekannten Krähenmythen. So glauben etwa die Inuit, dass Raben das Licht erschaffen haben, indem sie Silberstückchen an den Himmel warfen. Klar, wer derart wichtig für das Leben ist, den verfolgt und tötet man nicht. Ein Sündenbock dagegen, der Pest und Tod übers Land bringt, hat rund um die Uhr zu büßen. Man kann dieses mit zahlreichen Anekdoten und Fakten sowie weiter führenden Lesehinweisen gewürzte Vogelportrait wohl als Akt …