Alle Artikel mit dem Schlagwort: Yarnbombing

Babel – vom Fremdsein

  Wer versteht mich? Ist das nicht die zentrale Frage? Sobald wir auf der Welt sind – und für jeden einzelnen immerfort -, bis wir sie wieder verlassen. Zuhause kann vieles sein – der/die Geliebte, also wo mein Herz ist oder wo Rechnungen ankommen. Oder, und das wäre wieder eine soziale Variante: Zuhause ist da, wo man mich versteht. Wo ich ohne lange nachzudenken weiß, wer was wie meint. Was gerade tausende, abertausende Menschen verlieren. Wenn sie Glück haben nur das, nicht auch ihr Leben. Europa ist das Ziel. Das zwischen Hilfsbereitschaft und Abwehr umhertorkelt. Nur zur Erinnerung: Wären unsere Vorfahren nicht migriert, es gäbe uns Europäer nicht.   Babel. Fünf Buchstaben, die für eine biblische Geschichte der Konfusion stehen. Fünf Buchstaben, in die jeder seine eigene Geschichte knüpfen kann. Eine des Suchens nach Verständnis, und was wäre das anderes als die Suche nach Anerkennung und Geborgenheit? Ein harte Suche – eine des Scheiterns oder Gelingens – je nachdem. Unser Projekt erzählt vom Fremdsein, vom Ausfallen, Herumwandern, vom Faden, den es überall gilt aufzunehmen. Fremde …

Strick Graffiti zum Lesen

Mandy Moore, Leanne Prain: Strick Graffiti Strick-Graffiti – hatte ich bis vor kurzem weder gehört, noch gesehen. Schau dir doch mal das Buch an, empfahl mir eine Redakteurin… Ich blätterte zwischen Strampelanzügen für Bäume, umstrickten Steinen, Mützchen für Poller und dachte abwechselnd „wie niedlich“, „cool“ oder „warum macht man so was?“ Das verblüffendste Fotobeispiel für Strickkunst in diesem Buch ist eine Linde, deren Stamm komplett in gehäkelte, weiße Spitze eingehüllt ist. Ein Bild wie aus einem Traum, es war das erste Strickkunst-Objekt, das der Redakteurin von Knitty begegnete, auf einer Insel. Wer Guerilla-Vermummungsanleitungen sucht, wird hier fündig. Für Jacken und Handschuhe gibt es sicher schönerere Modelle als im Buch, aber die Anregungen fürs Aufpeppen der Umgebung sind zum Teil superwitzig. Irgendwann werde ich mal irgendwas mit einem Monsterfuß bestricken, einem Amtsschimmelgehege, vulgus Behördenzaun, ein paar Mausezähnchen spendieren, oder einer Anhängerkupplung ein Planet-Erde-Mützchen… Für Streetart/Strickkunst-Freaks ist das Buch ein Muss. Strick Graffiti: 16,99 Euro, Knaur, 2011.

Strickrebellen und Strickwissenschaftlerinnen

Farbe wo nie Farbe war: bunte Einerkörbchen-BHs, Mützchen und Badeanzüge lassen die schönen sieben Nackten im Rothschildpark leuchten. Gut 55 Jahre waren sie erhaben, traurigschön und dunkel. Seit diesem Sommer tragen sie Strick und sehn aus wie neugeborn. Wahrscheinlich das Werk der Frankfurter Strickguerilla. An der Sitzbank gegenüber allerdings ging ihr wohl Esprit oder Wolle aus. Denn die nach lieblosem Schnellstrick aussehenden Teile sind da nur irgendwie drumgemurkelt. Da geht noch was. Kurz zuvor hatte ich überhaupt erst vom Streetart-Ableger Strick-Graffiti gehört und gedacht, Oh-Kay. Nett. Hier bei uns gibts das aber nicht. Von wegen. Überall sprießt und mäandert plötzlich Maschenwerk. Sowohl von Schnellstrick- Garnbombern, als auch von hingabevolleren Aktivistinnen, die Schilderstangen umstricken oder Nicht-auf-dem-Gehweg-Parken-Bügel. Letzterer steht bei uns um die Ecke, und ich sah beim Einstricken zu. Unglaublich beruhigender Anblick, wie Oma beim Apfelschälen, und das mitten an einer Pendlereinfallstraße. Dass beide Geduldsfrauen zum Stoffladen dahinter gehörten, lag nahe. „Aber wir sind nicht von der Strickguerilla!“ Und dann noch mal genauer hingeschaut – Das sind ja Stoffbänder! „Wir haben immer so viele Reste, das …

Strick Graffiti in Frankfurt

Manche nennen sich Strickguerilla und ihre Aktionen Yarnbombing. Aber es gibt auch Strickerinnen, die einfach ihre Stadt ein bisschen bunter haben, oder ihren Lieblingsplatz mit persönlicher Note versehen wollen. Strick Graffiti ist ein Trend aus Kanada. Hier eine Frankfurter Variante, nicht gerade guerillesk, aber elegant.