Alle Artikel in: Fotografie

Fotoblog

5785 Hektar = Heimat durch X

  Was ist Heimat? Zum Beispiel „5785 Hektar Stadtwald“ – so heißt unser Langzeitprojekt. Hier ein Zwischenstand, gefasst zu fünf Triptycha. Jedes ist als Rundblick mit Brüchen konzipiert. Unsere Füße als menschliche Klammer, damit stehen wir stellvertretend für all die regelmäßigen Waldgänger, die sich wie wir in einem Stadtwald heimisch fühlen. Jene, die dem Ort und einander verbunden, sich dort morgens, mittags, abends treffen, sich grüßen und kennen, auch wenn sie kaum mehr als ein Wort wechseln. Unsere fünf Bildtafeln folgen wie Eyetracker dem menschlichen Schweifen durch den Wald – und entdecken eine Welt, die direkt vor unserer Haustür liegt. Eine Welt, die manchem Frankfurter ferner ist als etwa der malaiische Regenwald, in dem er vorgestern noch über eine Hängebrücke lief… Eine Welt, die für den Durchschnittstädter eine nahezu unbekannte Fremdartigkeit birgt. Die Verwandlung etwa eines Rehs in ein exotisches Wesen, oder ganz allgemein die Entfremdung von der Heimat war Auslöser dieses Projekts. Seit 25 Jahren erkunden wir den Frankfurter Stadtwaldgürtel zu Fuß oder mit dem Rad auf verschiedenen Strecken – und sehen in der …

Schwarmeleganz: Bergfinken

Hier der Link zur Galerie: Bergfinken im Winterquartier (15 pics) Da sind sie! Erst die kleine Vorhut, rund 50 der heiß erwarteten Bergfinken, dann eine Zeit lang wieder nichts. Dann ein weiterer Vogelschwarm, und kurz drauf die nächste Vogelwolke. Tausende, abertausende Vogelleiber im Formationsflug. Zum ersten Mal zeigen sich Bergfinken hier in Hessen. Bieten uns ein ungewohntes Bild: unerschöpfliche, unfassbare und dazu magisch schöne Überfülle. Sie kommen her zum Schlafen, satt von Bucheckern, die es letztes Jahr reichlich gab (sprenkeln uns mit weiß-zimtnen Klecksen). Mal ähneln sie einem Band, das sich spiralig windet, mal wenden sie, als hätten sie genau diese Choreografie für genau jene Sekunde ausgezwitschert. Geflogene Partituren. Der Himmel gefüllt mit Strichen und Punkten. Zeichen so fremd und zugleich so vertraut, man möchte mitsingen, mittanzen, fliegen… Ausbreiten, falten, anlegen, Fahrt gewinnen! Dabei sind sie kaum zu hören. Ein überirdisches Rauschen, ein flattriges Flirren wenn sie genau über unseren Köpfen sind, mitten durch die Menschen zu fliegen scheinen, oder zum Steigflug ansetzen um endlich ihren Schlafplatz auszusuchen. Ausbreiten, falten, anlegen. Mit angelegten Flügeln wie …

Urban Landscapes: Fünf

  Fünf Gott was für ein Licht! Leitfeuer. Leuchtspur. Gepunktet. O Glück! Die Kreuzung so still so tief – nebelzart im Eishauch 2 Stunden noch dann wieder Stoß und Stoß Rot und Rot. Warten. Warten. Warten. Minority Report War da was? Gestern? Nacht im Kopf – Coffee to go Voll heiß. Voll kalt – Slow-Mo Warte. Noch ist Zeit. Vereist die Bühne. Traumkalt, leer zerwischt Orangnes Leuchten Urban stills Memes all over Guck. Die im Fenster wie aufgezogen Steht. Kaffee. Schicht Dreht im eignen Rhythmus, wie nie von dieser Welt. Sortiert, ordnet, häuft Brezel und Brötlich ne andre matscht im Nudelsalat schabt, formt, pampt so fort 2 Brücken weiter Schlag auf Schlag. Ein Riese Boden bebt Metall blaut rammt – tief ins Stadtherz – rafft Main-Erde rasselt, rummst, rockt schlägt ab häuft das Gebrock, dampft und schnauft neongelb die Arbeiter kurz angezuckt vom Blau der Retter …vorbei… Mögen ihre Hände ruhig sein  

Bild des Monats: Januar 2015

Sie sehen uns öfter als unsere Freunde: die Markthändler unseres Vertrauens. Einmal mindestens, manchmal sogar dreimal die Woche, sogar wie hier bei minus 2 Grad. So sehen echte Helden aus. Best Äppel in town – und best Gemüse sowieso. Seit 20 Jahren. Sie nennen uns „die Sachsenhäuser“ – wir nennen sie „die Marktjungs“.

Dreizehn Stunden, dreizehn Kilometer: Wuppertal

Hier der Link zur Galerie: Wuppertal 2014 (35 pics)   Nein. Nicht Hamburg, Berlin oder Prag, sondern Wuppertal. Da sitzen wir jetzt. In der Schwebebahn, weil ich mir das zum Geburtstag gewünscht hatte. Mal einfach weg sein statt Fete. Nichts müssen, nur sein. Fanden unsere Freunde gut: Super Idee – wohin geht’s denn? Wuppertal. Bitte? Was? Wupp..? Das klang fassungslos. Und das passt ja. Zu dieser Stadt, die irgendwie gar keine ist. Wuppertal hat – und das ist deutschlandweit echt besonders – kein Stadtzentrum, sondern ein Stadtzentralband. Sieht man aus dem All, wie ein Satellitenbild auf Wiki zeigt. Also, nix Kirchturm als Orientierungspunkt, nix niedliche Altstadt, Rathaus, Marktplatz oder so. Voll suburban. Gegründet und dezentral geleitet von Delegierten jener sieben Städte, die im Tal der Wupper über die Jahrhunderte aneinandergewachsen sind. Langweilig? Cool! Fand schon Kaiser Wilhelm Zwo. Mit seiner Frau Auguste Viktoria weihte er 1900 die dreizehn Kilometer Schwebebahn-Strecke ein. Knapp tausend Jahre früher war übrigens schon Karl der Große an diesem Ort strategisch interessiert. Heißes Grenzland damals. Zwischen Franken und Sachsen. Also ließ …

Bild des Monats: Oktober 2014

  Dieser Monatsrückblick gilt den Löwenzahnkindern, die in der Nähe von Freiburg den Montessori Naturkindergarten und die -Naturschule besuchen. Das Leitmotiv der Erwachsenen – die hier wie an allen freien Schulen Begleiter heißen – könnte man so zusammenfassen: „Kindern ermöglichen, selbstbestimmt ihre Potenziale zu entfalten“. Vor 7 Jahren waren wir zum ersten Mal da – und was uns erst hinterher bewusst wurde: es ist total leise an dieser Schule. Vielleicht weil sie das innere Entdeckerfeuer nicht verlieren, das Kinder ursprünglich antreibt. Damit sie sich überhaupt entwickeln. Gerade habe ich für einen andern Artikel viel über die motivierende Kraft nachgedacht, die das selbst bestimmte, freie Spiel (sogar bei Erwachsenen) freizusetzen vermag. Entspanntheit und ein Mit-sich-im-Einklang-sein bringt uns zur jeweils nächsten Herausforderung. So wird es nie langweilig und es macht Spaß. Der normal gestresste Erwachsene braucht für sowas eine Runde Meditation. Um die überladenen inneren Kanäle freizupusten, um wieder fokussieren zu können. Für normal ungestresste Kinder ist das die Grundeinstellung: Wenn ich schaue, schaue ich, wenn ich sitze, sitze ich, wenn ich staune, staune ich… So geht …