Autor: Sylvia

Lost in Hohenlohe

  Der Corona-Zufallsgenerator hat uns im letzten Jahr auf die Hohenloher Hochebene geweht. Aufs Land, far from Sachsenhausen. Wo von morgens bis abends, im Sommer auch des nachts, Bauern oder ihre Billiglöhner mit Traktoren rackern. Wo seit Jahrhunderten Landwege gegangen werden. Manche unverändert, dem Absterben nah. Manche in der jüngsten Generation, lebendig wie je. Wir als Reingeschmeckte verstehen dieses gut, anderes gar nicht. Sehen dieses idyllisch, jenes schaudernd.   Um das nicht „nur“ abzubilden, sondern dem körnig-erdig Gefühlten Ausdruck zu verleihen, haben wir das Kallitypie-Verfahren gewählt. Diese Fototechnik stammt ursprünglich aus den 1850er Jahren. Wir wenden sie hier in moderner Mischform an: digital und analog. Genau damit spiegelt sie das Grundthema „Industrialisierte Landwirtschaft“ und lässt durch die Verfremdung umso genauer hinsehen. Sie offenbart dieses rurale Industriegebiet auf eigene Weise. Ohne den eingeborenen Weichzeichner. Die verweilenden Städteraugen sehen das Verfallsdatum, die Überfälligkeit von Strukturen und (Land-)Wirtschaftssystemen, sind dabei Fremde all over – und bekommen doch mit dem Trecker die Eier geliefert. Was kann, was muss verändert werden, ohne Funktionierendes, ohne soziale Netze zu zerstören? Was ist …

Wolkenzug und Kuckucksflug

  Parallelwelt des hellichten Tags. Flohmarktzimmer voller Kristall, Gläser, Porzellan. Mittendrin ich. Lass mich locken. Hier und da schauend. Streifziehend auf Second-Hand, so antik. Zartblinde Augenfänger. U-Booten gleich im Rang-Tangwald der Träume. Botenstoffe, verschüttete Lieben, Findelbilder. Uralter Zauber des Urspursuchens. Nicht immer hält Augenschein: So ein schönes Intarsienkästchen! Nur: Es öffnet sich nicht. Spieluhr! Entzückend, wenn heil. Oh, da! Der Leuchter! Ach, doch nur Plastik. Aber hier! Jaaha. Schweres Stück. Schwarzwald pur: ne Kuckucksuhr! Mit lotschweren Tannenzapfen. Bleierne Zeit. Angehaltener Atem. Ruhe. Still. Über Jahrzehnte weg. Und auf jetzt: Ich. Schauend. Staunend. Schnellte der ins Holz gesperrte Kuck heraus, enterte er zackediekrach mein Sternum. Siebte schnabelkuckend Brustlicht, Rippenraum, Herz. Hackte mein Still, mein Jahreslauf. Hooh! Halt! Weg von mir. Nein. Nicht du und auch nicht all ihr andern Uhres. Haltet. Eure Zeiger im Zaum. Zeiget. Auf was ihr wollt, nicht mich. Ab Kuckuck. Und hopp. In Rückenlage. Ruh, damit Zeit nicht bricht. Die Unruh am Marmor, schwarz mit weißen Wellen. Auf Hohenloher Kirsch. Die Restzeit hängt. Haben sie davon. Zeigen irr ins Rund. Zeitlungernd lunsen …