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Geschenkt: Betriebsfahrt zum Römer

Mutig. Diese etwas andere Demo war teuer. Voll durchdacht, designt und beworben – ganzseitig in den Zeitungen – in frischem , netten himmelblau -, im Radio und via Einladung der Vielflieger. Ein Stück Flughafen auf dem Römer, der fernsehgerecht ausgeleuchtet ist. Eine große Bühne ist aufgebaut, Zelte, Brezeln gibts, Kaffee und Wasser gratis. 35 große Busse und 6 kleine säumen den Mainkai. Betriebsfahrt. Eine glatte Moderatorinnenstimme spricht: darf ich das sagen: „das war erst der Anfang“. Der Römer ist gefüllt. Schätze es waren 6 bis 8000 Leute da (Fraport sagt 10, die Polizei 8000). Es dominieren zwei verschiedene Dresscodes: Blaumann mit neongelber Fraport-Weste oder Damen und Herren in edlem Zwirn, Schwarz-weiß. „Ich sehe Architekten, Ärzte und Parteimitglieder“, freut sich der Condorchef über die positive Resonanz der Region. Ein Exilbayer sagt, „der Flughafen muss noch weiter ausgebaut werden“, unbedingt. Alle tragen die gleichen himmelblauen oder grünen Schilder,die gleichen Aufkleber und die gleichen Sticker. Nur ein Schild weicht ab vom Vergissmeinnichtblau-Einerlei: „Keine Totenstille über Frankfurt“. Und, ja – hier sind endlich auch die Migrantenmitbürger unter den Demonstranten, …

Symbole des Neoliberalismus: Bourdieus „Gegenfeuer 2“

Hier mal ein bisschen Background zu unserer Serie “Symbole des Neoliberalismus”. Im Grunde eine Fotorezension von Pierre Bourdieus „Gegenfeuer 2. Für eine europäische soziale Bewegung“. Mit dieser Streitschrift mischte sich der französische Philosoph, Soziologe und Ethnologe in den damaligen Neoliberalismus-Diskurs. Es ging ihm darum, Risiken und Potenziale der neuen Weltwirtschaftsordnung aufzuzeigen, aber auch darum, die wichtigen Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft bewahren. Die Texte sind sperrig, politisch, leidenschaftlich – der einundsiebzigjährige Autor hat damals auf eine neue politische Bewegung gehofft, gewartet… Er starb 2002. Versteckte, unsoziale Mechanismen des Neoliberalismus und: wie deren Auswirkungen aus einer Gesellschaft ein seelenloses Profitcenter machen könnten – darum gings, superknapp gesagt. Und wie viele Texte, die schon etwas abgehangen sind (schon zehn Jahre her, verdammt!), staunt man, wie aktuell sie sein können… Seine Thesen veranschaulichte Bourdieu mit Beispielen aus dem Alltag: unsoziale Arbeitsverträge, Fast-Food-Kultur, Shareholder-Value-Verhalten am Beispiel von Banken- und Geldwertpolitik. Pats Inspiration/Herausforderung war es, Symbole zu finden, die diese Thesen veranschaulichen. Die Umsetzung der Fotografien in „Lith-Technik“ sollte Bildaussage noch mal durch eine antik-konservativ anmutende Patina überzeichnen, ergänzt von Zitaten …

Die BildGeschichte: Der Wald zwischen Mythos und Bauland – Wildwechsel

Die Augenwasser des Himmels, streifen Lichtungen, durchströmen Wege über Wurzeln und Steine, bis ans Ende der gangbaren Spur. Wo Spinne euklidische Träume zu Netzen webt, Schwarzspecht ruft, Erdkröte schläft. Seele tauch ein. Wie ein Lot tief in die Kraftquelle, und dann, wie Odysseus aufs Laubbett sinken. Zuflucht, Ruhe, Wiedergeburt. Ewige Wiederkehr des immer Neuen: sicher sprießen Bärlauch und Pfeilwurz im Frühjahr durchs orangene Laub, sicher kommen die Kröten, Frösche und Molche zum See, sicher finden die Hirsche das erste, das saftige Buchengrün und sicher ist jeden Tag das Staunen. Was? Vor mir ein Mann. Still. Lauschend mit jeder Anzugfaser. Sein Rücken sagt: Bitte nicht stören! Was ist da? Der Mann blickweist vor: Damhirsche. Äsend und sichernd, die Ohren zum V. Mit einem Mal wischen sie davon, stolz, erhobenen Geweihs. Voraus voraus! Mein Einschaufler mittendrin. Ich möchte auch so laufen, möchte diese Synästhetikerin sein, die das Grün singen hört: die hell perlenden Buchen, lachenden Birken, feingliedrigen Lärchen, die Eschen, die Weiden, die Erlen und die Eichen… Brennnesseln auch, Farne, Pfeilwurz und Fingerhut… Wem die Zunge nicht …

Ocean City – lyrics

Als Erstes zum Strand und Mittags wieder und jeden drauffolgenden Morgen. Immer. Bis endlich die Landkruste brennt, reißt und abplatzt: Frei! Weite, Wind, Möwenschrei. Immer. Als ich Kind war, allein, zu zweit und als das Kind Kind war – seit fünfunddreißig Jahrn und, mit Wenders Handke, so ist es heute noch: Feuchtes Morgensalz verschleiert die Strandcaféscheiben, später gibt’s Appelgeback met Slagroom, Mittags Sand, abends wirft der Himmel sein rotes Feueraug ins Meer oder ins Wolkengeball. Und Laufen. Laufen am Strand. Endlos Füße, Finger durch Sand und Wasser ziehn, bis unter der Gischt die Haut dampft den Brand, den Widerpart spürn ohne Druck. Seele durchspüln, Hirn durchsieben, Herz durchpumpen Durchs Feuer springen, von Dünung zu Dünung gegen den Landwind, der ungerührt Kinderbälle ins Meer bläst, zu schnell für Mama und Papa so stark, dass Falter todblind aufs Wasser taumeln. Welle um Welle verläufts Landgeheck. Doch, wenn die See das Elementgesicht hisst, brüllend sandauf rast, hockt Angst. Schon ziehn Rettungsbrigadeure die Tore auf. SOS! Sie schäumen hinaus. Der Leuchtturm pulst Licht. Tausend Tode stirbts Landherz bis kühl …

Strick Graffiti FFM #2

Strickrebellen und Strickwissenschaftlerinnen

Farbe wo nie Farbe war: bunte Einerkörbchen-BHs, Mützchen und Badeanzüge lassen die schönen sieben Nackten im Rothschildpark leuchten. Gut 55 Jahre waren sie erhaben, traurigschön und dunkel. Seit diesem Sommer tragen sie Strick und sehn aus wie neugeborn. Wahrscheinlich das Werk der Frankfurter Strickguerilla. An der Sitzbank gegenüber allerdings ging ihr wohl Esprit oder Wolle aus. Denn die nach lieblosem Schnellstrick aussehenden Teile sind da nur irgendwie drumgemurkelt. Da geht noch was. Kurz zuvor hatte ich überhaupt erst vom Streetart-Ableger Strick-Graffiti gehört und gedacht, Oh-Kay. Nett. Hier bei uns gibts das aber nicht. Von wegen. Überall sprießt und mäandert plötzlich Maschenwerk. Sowohl von Schnellstrick- Garnbombern, als auch von hingabevolleren Aktivistinnen, die Schilderstangen umstricken oder Nicht-auf-dem-Gehweg-Parken-Bügel. Letzterer steht bei uns um die Ecke, und ich sah beim Einstricken zu. Unglaublich beruhigender Anblick, wie Oma beim Apfelschälen, und das mitten an einer Pendlereinfallstraße. Dass beide Geduldsfrauen zum Stoffladen dahinter gehörten, lag nahe. „Aber wir sind nicht von der Strickguerilla!“ Und dann noch mal genauer hingeschaut – Das sind ja Stoffbänder! „Wir haben immer so viele Reste, das …

Ocean City

Hier der PreviewLink zu unserem ersten Lyrikvideo:   Mit den Bildern aus diesem Video sind wir vertreten beim 11. Internationalen Festival für Reise- und Reportagefotografie, dem Schömberger Fotoherbst 2011. Ausstellung vom 7. bis 23. Oktober 2011.