Bild des Monats: September 2017
Fotoblog
Unsere Wahl-Ausstellung im Schaufenster von Meichsner und Dennerlein, den Buchhändlern unseres Vertrauens. Wie werden sie wählen die Schreber und Schlappenträger? Wir tippen auf Bohnenstangenraute… Aber man weiß ja nie. Geht gucken, wählt Bücher.
Ob es wieder Kürtös gibt wie vor zwei Jahren? Wir werden hinfahren, sehen – und berichten. Erst mal aber freuen wir uns sehr, wieder Teil des Schömberger Fotoherbstes zu sein. Unsere Reportage „Ich war ein Flughafen“ über das Arboretum Main-Taunus wird dort neben den Arbeiten der anderen Festival-Finalisten zu sehen sein. Unser Beitrag zeigt einen idyllischen Ort mit dramatischer Geschichte: Unter dem Decknamen Schafweide legte die deutsche Luftwaffe 1937 im Taunus einen geheimen Fliegerhorst an, den Flughafen Eschborn. 1944 bombardierte die US-Armee den Platz, und nutzte ihn nach dem Krieg selbst. Später wurde er ziviler Güter-Flugplatz für die Post und das Technische Hilfswerk – die große Wende für den Platz jedoch kam durch den Frankfurter Flughafen. Die wütenden Proteste gegen die Startbahn West am Flughafen Frankfurt führten letztlich dazu, dass er in einen der schönsten deutschen Waldparke verwandelt wurde: Als Wiedergutmachung für den Kahlschlag im Frankfurter Stadtwald entstand das Arboretum Main-Taunus. Ein berückend schönes Kleinod mit einem alten Hangar als Herz. Uns gab dieser Ort den Impuls für ein längerfristig angelegtes Reportageprojekt über Arboreten. …
Fesselnd, trotz des emotionslosen Blicks, dieses Bubikopfmädchen auf dem Plakat „Fotografien werden Bilder / Die Becher-Klasse“. Dem Titel entsprechend sind Hilla und Bernd Becher nicht im Fokus dieser Ausstellung. Die Grafik an der Foyerwand des modernen Städelzweigs ähnelt einem Stammbaum, zackig zur Matrix werdend: Die Bechers an der Spitze. Begründer einer Dynastie. Die abzweigenden Linien führen zu neun wohlgehabten SchülerInnen. In der Ausstellung zwar kein Wasserturm nirgends, aber dennoch frühe Becher’sche Leitplanken: Papierabzüge von Industrietoren, Fachwerkhäusern, Kohlesilos. Sehr schwarzweiß, sehr analog und auch sehr klein. Die Bilder ihrer Schüler anfangs noch ebenso analog, schwarzweiß – doch der bald kommt der erste Sprung ins Farbige und der nächste ins Digitale. Der noch gar nicht so lange her ist. Damit beginnt das Spiel mit der Wahrheit, dem Verschwinden der Doku, dem Dehnen und Größer- und Nochgrößerwerden. Viel Langweiliges dabei, unter diesen berühmten Fotografien, die „international prägend“ waren, wie Kuratorin Jana Bergmann emotionslos vermerkt. Ein Großteil wirkt enttäuschend flach. Ob klein oder groß, schwarzweiß oder bunt spiegeln die meisten – über die Vorsätzlichkeit hinaus und in einfache Bildsprache …
Im Test: Canon EF-S 35mm f2,8 Makro – featuring Roland Günter und Andreas Feininger Dem überraschten Fotohändler diktierte Pat eine Objektivbestellung. „Gibts doch noch gar nicht“, wandte der ein. Egal, bitte vorbestellen, insistierte Pat – damit wir dann auch wirklich eins kriegen. Brandneu! Einige Wochen vorher fiel mein Blick eher zufällig auf einige uralte Bücher, schon so lange im Regal, dass man sie gar nicht mehr sieht. „Die neue Fotolehre“ von Andreas Feininger – Pat packte sich ein zweites obendrauf: „Fotografie als Waffe“ von Roland Günter. Staubalt. Hier Pats Lese-Funde und Makro-Befunde: Andreas Feininger: Schöpferische Fotografen sind Künstler im wahrem Sinne des Wortes. … Sie bilden die Avantgarde der Fotografie. Sie sind gewöhnlich zäh, hartnäckig und eigensinnig. Ihre Arbeit ist stets anregend, oft zum Widerspruch reizend und für Leute mit konservativen Einstellungen gelegentlich schockierend. Sie folgen keinen „Regeln“ und respektieren keine „Tabus“. (1) Die Optik ist klein, leicht, handlich und gut verarbeitet. Es gibt ein cooles LED Hilfslicht in zwei Helligkeitsstufen und einen Bildstabilisator. Der Preis liegt bei 430 Euro. Roland Günter: Gerade Arbeiter …
Acht Bilder für acht Buchstaben: DEMENTIA – damit sind wir eine Facette von Insight, dem Grundthema der Wiesbadener Fototage 2017. Gestern abend die Email: „Wir freuen uns Ihnen mitzuteilen…“ Und wie! Wir uns freuen! Insight – Einblick nehmen, gewähren, aufzeichnen. Das war Ziel unserer Serie Dementia Road. Einen Zustand in Bilder fassen, der uns immer wieder an den Rand von Wahrnehmungskraft und Fassung bringt, und dennoch ausgehalten werden muss. Seit einigen Jahren leidet meine Schwiegermutter unter Demenz. Sie sagt: „Es ist, als wäre da ein Schwamm vor meinem Gesicht“. Wir wohnen drei Autostunden entfernt – wenn wir zu ihr fahren, wird die A3 zur Dementia Road. Dieses Mitfühlen ist beklemmend: Wie mag es sich anfühlen, nicht mehr zu wissen, wer man ist und wo. An einem ihrer letzten Geburtstage verwandelten sich die an unserem Auto vorbeiziehenden Schemen auf mystische Weise in Repräsentanzen ihrer schwindenden Erinnerung. Der Schwamm saugt alles auf. Die Nebelkälte draußen entsprach unserer inneren Beklemmung. Wie sie sich verzweifelt mühte, die Teile zusammenzusetzen. Je mehr, desto vergeblicher. Furchtbare Denkschleifen, in denen sie …