Ausstellungen, Fotografie
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Ausstellung: I AM SO HAPPY YOU ARE HERE

Aus der Serie “The Eyes, the Ears” von Ishyah Rinko-Kawauchi

Bild für Bild: Stehenbleiben. Schauen. Angezogen, eingesaugt werden von der grandiosen Präsenz der Bilder und ihrer Schöpferinnen. Diese Ausstellung ist besonders. Sie zeigt Fotografien, die man teils noch nie in Europa gesehen hat, weil sie lange unterm Radar liefen. Japanische Fotografie lernte ich, ist noch nicht lange im Fokus und zuerst kam die männliche Variante hier an. Die weibliche wird oft übersehen, dabei ist der Frauenblick immer ein anderer und oftmals ein intensiverer. Hier ist es so. 26 Frauen-Perspektiven von 1950 bis heute. Die Ausstellung ist auch deshalb besonders, weil sie immer wieder abweicht von den üblichen Hängungsmethoden – in einer spielerischen Vielfalt, die sich nicht aufplustert, sondern der jeweiligen Autorin angemessen ist. Den Horizont weiten, die Gewohnheiten gegen den Strich locken. Danke! Es ist bunt, es ist rau, es ist schwarz-weiß, es ist träumerisch und es ist krass, aber nicht heischig und alles auf einmal, sondern Bild für Bild erfahrbar…

Auch gelungen: die Auswahl der Zitate. Von jeder der gezeigten Fotografinnen ist ein Statement zu lesen – und alle bieten Stoff, sich mit den Ausdrucksmöglichkeiten des visuellen auseinanderzusetzen.

Hier ein Zitat von Shiga Lieko : Ich glaube, dass die Fotografie eine Dimension der Zeit einfangen kann, die für das Auge unsichtbar ist. Ich glaube auch, dass die Zeit in der Fotografie ein einzigartiger Bildraum ist, nicht die Zeit und der Raum von ‚Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft‘, in dem wir leben, ich bezeichne ihn machmal als ‚ewige Gegenwart‘.

Ausstellungsfoto: Aus der Serie „Rasen kaigan“ von Shiga Lieko

Ausstellungsfoto: Fotogramme von Sugiura Kunié

Zu gerne hätte Gedichte von Ishyah Rinko-Kawauchi gelesen, aus einem davon stammt die Zeile I am so happy you are here – der Titel der Ausstellung. Mit einem ihrer Fotos wurde das Ausstellungsplakat gestaltet.

Wir mäanderten durch die Räume, immer wieder miteinander ein besonderes Bild teilend – der Blick des Mädchens auf dem alten Barytabzug, die Straßenszenen, die Sexarbeiterinnen-Porträts, der Kühlschrank (offen und geschlossen:), die Elevator Girls – zwei Bilder von großer Kraft, eines wie ein Nahtod-Bild. Die Selbstporträts der Frau ohne Unterschenkel, auf einem Bild am Strand wie eine angespülte Seejungfrau, auf dem anderen den Blick in die Welt hinter dem Betrachter richtend, auf einem Sofa inmitten von Nähpuppen, ausgestopften Dingen und Prothesen. Eine japanische Frida. Und so viele mehr.

Die den Bildern auf kleinen Tafeln zugeordneten Zitate beziehen sich immer darauf, was fotografieren für die Einzelne bedeutet. Eine sagt, wenn sie gefragt werde, was sie fotografiere oder mache, traue sie sich fast nicht einfach zusagen, „ich fotografiere“. Weil damit doch schon alles gesagt sei. Keine Botshcaft, nur sehen, was andere nicht sehen. Und darin sich selbst suchen und bestenfalls die Identität anderer oder die eigene festhalten.

Kurz: Großartig. Wieder rauskommen auf die Straße war wie nach einem Kinofilm. Japanisches Kino. Ganz große Empfehlung

Aus der Serie “Half awake and half asleep in the Water” von Ishyah Asako-Narahashi-Kawaguchikko

Fotografie Forum Frankfurt: I’M SO HAPPY YOU ARE HERE – Japanese Women Photographers from the 1950s to Now. 24.05.–07.09.2025

 

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