Alle Artikel mit dem Schlagwort: Flughafen Frankfurt

Symbole des Neoliberalismus: Bourdieus „Gegenfeuer 2“

Hier mal ein bisschen Background zu unserer Serie “Symbole des Neoliberalismus”. Im Grunde eine Fotorezension von Pierre Bourdieus „Gegenfeuer 2. Für eine europäische soziale Bewegung“. Mit dieser Streitschrift mischte sich der französische Philosoph, Soziologe und Ethnologe in den damaligen Neoliberalismus-Diskurs. Es ging ihm darum, Risiken und Potenziale der neuen Weltwirtschaftsordnung aufzuzeigen, aber auch darum, die wichtigen Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft bewahren. Die Texte sind sperrig, politisch, leidenschaftlich – der einundsiebzigjährige Autor hat damals auf eine neue politische Bewegung gehofft, gewartet… Er starb 2002. Versteckte, unsoziale Mechanismen des Neoliberalismus und: wie deren Auswirkungen aus einer Gesellschaft ein seelenloses Profitcenter machen könnten – darum gings, superknapp gesagt. Und wie viele Texte, die schon etwas abgehangen sind (schon zehn Jahre her, verdammt!), staunt man, wie aktuell sie sein können… Seine Thesen veranschaulichte Bourdieu mit Beispielen aus dem Alltag: unsoziale Arbeitsverträge, Fast-Food-Kultur, Shareholder-Value-Verhalten am Beispiel von Banken- und Geldwertpolitik. Pats Inspiration/Herausforderung war es, Symbole zu finden, die diese Thesen veranschaulichen. Die Umsetzung der Fotografien in „Lith-Technik“ sollte Bildaussage noch mal durch eine antik-konservativ anmutende Patina überzeichnen, ergänzt von Zitaten …

Nach dem Flughafenausbau: Anfluch von Denkfaulheit

Jetzt wachen sie auf. Viertel vor sechs, wenn der Flieger mitten durchs Schlafzimmer fliegt. Jetzt, wo der Wald abgeholzt, die Nordwest-Landebahn Rhein-Main gebaut ist, treffen sie sich zur Menschenkette in Offenbach mit viertausend Leuten (fünf Wochen vor der Eröffnung), gehen sie in Mainz zu zehntausend auf die Straße (zwei Tage nach der Eröffnung) und sind empört. Verdammt spät. Wo waren diese ganzen Empörten, als die Bürgerinitiativen mit drei bis vierhundert, wenn’s hoch kam 1500 Leuten vorm Flughafen Rabatz machten, im Wald demonstrierten und in Wiesbaden ihr Recht auf Lebensqualität einforderten. Wo? Während sich die Befürworter der Lebensqualität einer Region abgearbeitet haben, und die hessische Wirtschaft und Politik vorsichtig um die Ecke lunste, ob da auch wirklich nicht mehr passiert. Während die Mediation von Anfang an nur das eine Ziel hatte: dafür zu sorgen, dass die Landebahn ohne viel Bürgerkrach gebaut werden kann. Während Exministerpräsident Koch mit dem Nachtflugverbot lockte, das für die Lufthansa von Anfang an indiskutabel war. Vorausschauend Denken und sich für alles interessieren sollen Kinder und Jugendliche immer. Und die Erwachsenen? Beispiel Offenbach. …

Terminal Zero: Zeichen im Wald

Der Flusskrebs im Mönchhofweiher wird unbeeindruckt seine Pflanzenkost schlürfen, wenn Angela Merkel aus dem Flieger steigt und – wahrscheinlich – ein Bändchen zerschneidet. Spätestens dann ist es mit dem relativ geruhsamen Leben vorbei am klaren Wohnsee des Flusskrebses, der bis vor einem Jahr mitten im Kelsterbacher Wald lag. Heute: Erste Reihe an der neuen Nordwestbahn. Die Badenden haben bald unverstellten Blick auf Landeanflüge. Vor allem aber ist es mit der Ruhe in den umliegenden Städten und Orten vorbei, ein paar Kelsterbacher brauchen nur, wie der Flusskrebs, mal den Kopf heben. Die rotweißen Lampen der Einflugschneise sind dann nicht zu übersehen. Die Verträglichkeit des Tag- und Nacht-Lärmpegels werden alle Anlieger von 21. bis 30.10. testen, wenn der vorläufige Betrieb auf dem Rhein-Main-Flughafen Fraport eröffnet wird. Danach sind, nach dem Entscheid des Landesgerichts, (vorerst) nur Tagflüge erlaubt. Fraport und Lufthansa ärgern sich über dieses Urteil so kurz vor der Eröffnung, und rufen „Weihnachten fällt aus!“ „Die Post liegt lahm!“ Das Schreckensszenario der Fraport- Presseabteilung heißt: keine Päckchen (mit Hightech-Unterhaltung) unterm Weihnachtsbaum. Doch keine Angst Weihnachtsmänner, das letzte …