Alle Artikel mit dem Schlagwort: Eichelhäher

Schau. Mich. An. – 10 Porträts

Das Kameraauge schreckt sie wenig – zumindest am Waldsee, wo die meisten Vögel beim Anblick von Zweibeinern nur das Eine im Sinn haben: Brötchen. Gibt es von uns nicht. Aber ein bisschen Modelhonorar in Form von Rosinen, Haferflocken oder Buchweizen ist schon drin. Vor allem wenn man so hinreißend aussieht. Erst seit kurzem weiß ich, dass Schwäne hellbraune Augen haben, Eichelhäher eine Iris wie Bergkristall und Ringeltauben eine, die an weiße Jade denken lässt. Blaue Augen sind bei Tierens ja eher selten – aber Dohlen schauen aquamarin drein und Hausgänse mögen plumpe Füße haben, aber ihr Blick ist der Himmel in vergissmeinnicht… Bruno, die wahrscheinlich Bruni heißen müsste, führt die Reihe an. Einige Wochen lang hielt sie Hof an einem unserer Weiher, an dem zuvor noch nie Schwäne gesehen wurden. Ganz zu Anfang handelte sie sich vermutlich eine Vergiftung ein. Warum auch immer, zum Glück rief ein zupackender Jogger den Tiernotarzt und Bruni kam wieder auf die Füße.        

Gelesen: Ein Krähenbuch

Mangel an Spiritualität? Protestantische Verbissenheit? Dass Westler Krähen böse und unausstehlich finden, könnte an deren unentspannter, ewig nach Schuldigen suchender Geisteshaltung liegen, vermutet Cord Riechelmann in seinem neuen Buch Krähen – ein Portrait. Nur bei uns Europäern und unseren Nachfahren in den USA nämlich sind Krähen und Raben (der Autor erklärt, dass es da keinen Unterschied gibt) als Unglücksbringer oder „Raubzeug“ verschrien – und werden dafür bis auf den Tod verfolgt. Vielleicht ist es auch die Farbe schwarz, das seltsame Hüpfen oder ihre unkontrollierbare und unglaubliche Gewitztheit… Ein geradezu ehrfürchtiges Verhältnis zu Krähen oder Raben haben dagegen asiatisch-indigene Völker. Das Buch öffnet ein märchenhaftes Fenster zu fremden unbekannten Krähenmythen. So glauben etwa die Inuit, dass Raben das Licht erschaffen haben, indem sie Silberstückchen an den Himmel warfen. Klar, wer derart wichtig für das Leben ist, den verfolgt und tötet man nicht. Ein Sündenbock dagegen, der Pest und Tod übers Land bringt, hat rund um die Uhr zu büßen. Man kann dieses mit zahlreichen Anekdoten und Fakten sowie weiter führenden Lesehinweisen gewürzte Vogelportrait wohl als Akt …