Monate: Dezember 2016

Aufstehn / Get up

English version below Aufstehn Als der Tag Tag war und die Nacht sein Brunnen Als die Brust Brust war und die Zunge rosa und rau. Als der Süden noch nicht geboren war der große, trockene Süden Als der Norden noch der Spiegel der Sonne war und ewiges Weiß waren die Menschen noch jung doch die Angst war schon da Begann zu glüh‘n erkaltete in der Schönheit unserer Waffen die Armbrust der Macht blendet seither die Sonne bricht Eos die Finger brennt Angst zu Asche in den Sperrfeuern der Nacht Doch noch immer gilt Aufsteh‘n als Zeichen Tag für Tag Jetzt du!   – – –     Get up When the day was a day and the night its source When the breast was a breast and the tongue rosy and rough When the south wasn’t born yet the big, dry Sur When the north still was the mirror of the sun and eternal white humans were young but angst already grew Began to glow and cooled down then in the beauty of our weapons …

Friday Night (der 13.)

  Städte eroberte ich am liebsten barfuß es gab noch Regenwald damals ich trug Kamelhaar und Baum-ab-nein-Danke Buttons, rasend vor Eifersucht auf die kleine Schwarze in deiner Hand Das Leben außer sich schien leicht, Transzendenz kein Ding Sie leuchtete allabendlich nach den sinologischen Etüden vor dem Daunenschein eines gigantischen Federbetts Im Rahmen nichtender Blicke aus dem Philosophicum Komm, hieß es damals, Komm, gurgle mit Wasser dir, betrachte meine Vorlieben als deine verwischtes Mantelrückendu Nicht vor dir nicht nach dir Brücken nahm ich nur halb, starrte in den Wassermund aufs rituelle Messer ein einziger Schnitt wie der Schächter durchtrennt Speiseröhre, Luftkanal, Aderschlag. Jetzt! Muss ich gedacht haben, Jetzt! Kenn sie nicht mehr, jene, die sprang Was hatte ich mir vorgestellt? Rasend die Angst, als öffneten sich die Adern von selbst Als sänke ich ins viel und nichts. Gehäutet zurück. In Myrrheschwaden gehüllt Oh Paris! Und Afrikas Trommler auf dem Markt von Colobane. Erzähl, Geist der weißen Ziege, tröste die Männer mit trocknem Schlag, die Frauen mit Liedern wie Samenkapseln rot und braun Ich kaufte Glasperlen Duftete …

Hard Rain: Dylan und Druff

Weiß wirklich nicht, weshalb sich alle so über den Nobelpreis für Dylan und Dylan als Nobelpreisträger aufregen. Finde, er hat einen hervorragenden Kompromiss geschlossen und sogar ohne ein Wort deutlich gemacht, dass es auch nobeleske Frauen gibt. Sich zu verweigern ohne sich komplett abzuwenden, Diskussionen anzustoßen ohne das Wort zu führen, poetisch konsequent bis ins Mark zu reagieren – Hey, was wäre literarischer? Und was zeitangemessener? Denn zeitgemäß ist die ganze Nummer ja Brechtseidank nicht. Eher Hard-Rain-Stuff. Zeitgemäß ist, seinem Partner eine Rastaus-Zeit zu schenken, ein Hotelzimmer zu mieten, indem er/sie alles kurz und klein schlagen kann. Die Superidee stammt, woher wohl, aus USA. Genauer aus Texas, wo in Anger-Rooms seit etwa acht Jahren Sperrmüll mit Lust zu Kleinholz pulverisiert wird – seit kurzem kann man sich auch dabei filmen lassen. Interessantes Material, nehme ich an. Wäre sicher gut für eine Runde Selbsterkenntnis. Aber darum geht‘s nun eher nicht. Das Rumms und Poff soll entlastend und stressmindernd wirken. Nach der Wahl von Trump sollen die Buchungen in den USA in die Höhe geschnellt sein, schreibt …