Monate: Juni 2014

Mach mal müßig

  Null. Kein brauchbarer Gedanke nichts. In solchen Notfällen muss ich weg vom Bildschirm. Zum Glück habe ich einen Balkon. Wind schuckelt zartgrünes Blattgefieder, Bienen beschwirren Blüte um Blüte und Sonne blitzt Schattenmuster. Langsam rutsche ich auf Standby. Hups?! Bin sofort … will eben noch… muss gleich… Ach, was! Ich lehne mich zurück, schau ins kondensverschleierte Blau. Wolkenzug, Vogelflug… Mal eben nichts wollen, nichts müssen, nur sein. Ja. Bis das Telefon heult und ich – mit tanzenden Sonnenflecken vor Augen – hineingurre: „Nein, nein. Sie stören nicht.“ Wie bitte? Auftrag hin, guter Kunde her. Ist doch glatt gelogen, kräht im Hirnkastel mein Lazy-Ich; feixt und lässt die Worte holpern. „Ja klar. Mail Ihnen. Äh. Gleich. Ihnen was. Tschühüss.“ Und jetzt? Weiter im Text oder noch mal kurz abdöseln? Ja. Schön wär’s. Doch: Nein. Die Deadline drängt. Also zurück zum PC, wo mit einem Pling diese Email ankommt: „Schreiben Sie uns was über Müßiggang?“ Was? „Müßiggang“… Hört sich nicht gerade topaktuell an. Was heißt das denn überhaupt? „Aah! Sommerferien! Weißt du noch?“ Eine Freundin kommt allein …

Großartig: Die besten Naturfotografien Europas

  Richtige Bilder. Frei von Kitsch oder Ichzeigdirwasknipserei, geladen mit jener wunderbaren Intensität, die Blicke anzieht. Wieder und wieder hält jemand inne und betritt das graue Karree der Stellwände. Sie zeigen die Siegerfotos der „Europäischen Naturfotografen des Jahres“ – dem jährlichen Wettbewerb der GDT. Die Menschen stolpern geradezu über diese Bilder, denn sie fallen erst beim zweiten, dritten Hinschauen auf. Eben noch schaute das Pärchen mit den Rollkoffern auf die Anzeigentafel: wann fährt mein Zug? Pünktlich? Plötzlich stehen die Rädchen still, die beiden staunen, lassen den typischen Lassmich-in-Ruh-Ausdruck, den Bahnhofsblick fahren, und sind ganz offenbar berührt. Hier!? Mitten im Trubel passiert, was durch sinkendes I-Stock-Bildniveau immer seltener gelingt: intensive Kommunikation zwischen Bild und Betrachter. Die Jury markiert diese Eigenschaft in dem einfach aber ansprechend gemachten Katalog als absolutes Auswahlkriterium für Siegerfotos. Zwischen Fastfoodangeboten, Werbegeflatter und allgemeinem Menschengewusel wirkt die Ausstellung wie ein ruhender Pol. Eine eigene Welt, die hier in Frankfurt sehr dicht in das kleine Aktionskarree gepasst wurde (an Ostern hockte da noch ein überdimensionaler, aufgeblasener Hase). Die Fotos überraschen mit besonderen Perspektiven, sind …