Küche Ahoi
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Spargel-Pizza mit Blümchen-Salat



 
Es reicht. Definitiv. Der blöde Kunde (eigentlich ein guter ) meldet sich nicht, eine Honorarzahlung ist im schwarzen Loch “Ich-wars-nicht” verloren gegangen und der zweitunterste Nachbar hat sich gerade tüchtig ausgeheult (der Psychiater seiner Frau gehört verteert und zerfedert). Und jetzt noch Pizza kochen?? Selbst? Dass wir uns das ausgerechnet für Freitagabend vorgenommen hatten? UaH! Dabei können wir uns grad nicht mal zum Pizzaholen aufraffen.

Schsch… Schon gut. Alla hopp, sagt der Hesse. Genug geheult, auf geht’s. Schließlich hat der eine schon eingekauft, die andere schon Wildkräuter gepflückt. Außerdem ist unsere Pizza ein Pas de deux: immer abwechselnd wird geschnippelt und geschmurgelt, bis wir schlussendlich und gemeinsam alles auf den Teig häufeln.
Spargelpizza allerdings hatten wir noch nie. Und Spargel dies Jahr erst, nachdem der Preis von satten 12 Euro das Pfund auf erträgliche 4-5 gesunken ist. Ich mag Spargel. Noch. Noch so lange jedenfalls, wie ich noch nichts von üblen Nachwirkungen weiß, die die neue permanente Form des Spargelanbaus unter Folie auf mein Gewissen haben könnte oder müsste. Als ich kürzlich auf der A 5 durchs mittelhessische Ried fuhr, schien mir jedenfalls die spanische Almeria bedenklich nah. Plastik soweit das Auge reicht. Fünf Jahre sollen die Planen halten und danach zu Verpackungsmaterial recycelt werden. Hm.
Aber noch ist Spargel angesagt. Als feine Frühjahrskur, die des Körpers Wasserkanäle durchspült – und dazu gesund, lecker und regional ist. Genauso wie Knoblauchsrauke und Vogelmiere übrigens – und die wiegen obendrein das Plastik-Unbehagen auf, weil wild und ohne jede beschleunigende Maßnahme aufgewachsen. Man muss nur aufpassen, dass man sie abseits von Hunde-Gassirouten pflückt.

 

Naturgemäß passen die weißen und grünen Frühjahrsputzer jetzt am besten auf den Speiseplan. Wie viele Wildkräuter hat meine Auswahl (je 100 Gramm) mehr Vitamin C und Mineralstoffe zu bieten als irgendein schnöder Salatkopf. Die Knoblauchsrauke ist mit Senf und Kresse verwandt, also eine ganz Herzhafte. Im Mittelalter, als Salz noch irre teuer war, galt sie als das sprichwörtliche Salz in der Suppe. In England soll sie bis heute wegen ihres salzig-senfig-knoblauchigen Geschmacks ein gängiges Würzkraut sein – kann ich nicht bestätigen, hab ich dort nie gegessen. Hier aber auch nicht, bis ich das Buch Wildpflanzensalate von Steffen Guido Fleischhauer in die Finger bekam (AT-Verlag, Baden/München 2006). Dort habe ich auch zum ersten Mal gelesen, dass man Vogelmiere essen kann. Eine echte Entdeckung: knospig, saftig, feinsäuerlich – lecker! Und erst die Raukeblüten… Hier die Anleitung, um einen abgewrackten Mon- oder Freitagabend wieder in den Grünen Bereich und zum Knacken zu bringen:

Also, wir brauchen für ein Blech Pizza und 2 Portionen Salat:

Spargel-Pizza
Sofrito
1 Zwiebel, Knoblauch nach Geschmack
1 Dose ganze , geschälte Tomaten
1 Teel. Sambal Oelek
Kräuter der Provence
Oliven
Pizzateig aus 200 g. Mehl, ca. 100 ml Wasser, halber Teel. Trockenhefe, Salz
Belag
300 g Spinat – waschen, dicke Stängel raus-, Blätter klein schneiden und 3 Minuten blanchieren
400 g Spargel, geschält, in Brühe ca 15 Min. fast gar dünsten
4 Scheiben gekochter Schinken
Cocktailtomaten
150-200 g. geriebenen Emmentaler

1. Sauce aufsetzen: Zwiebeln in Öl und Oelek anbraten und glasig werden lassen, Knobi dazu. Dann die Dosentomaten, Oliven und Kräuter. Noch? Vielleicht sind noch frische Tomaten da oder Saucen-Reste, die dazu passen, immer rein damit. Ein Sofrito (ungarisch Sugo) ist eine je-länger-desto-besser-Sauce. Je eher man’s schafft, sie aufzusetzen, desto intensiver der Geschmack.
2. Währenddessen den Hefeteig ansetzen: Vorteig aus Hefe, bisschen Zucker und Mehl anrühren. Sobald der schäumt, zusammen mit so viel Wasser in das Mehl rühren, dass ein elastischer Teig entsteht – 20-40 Minuten gehen lassen – zusammenkneten, ausrollen, aufs geölte Blech legen – wieder ca. 30 Minuten gehen lassen.
3. Währenddessen die Spargeln schälen, dünsten und abgießen (die Brühe aufbewahren für den Salat): Spinat in leicht gesalzenem Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft blanchieren; Schinken in Streifen schneiden; Käse reiben.
4. Sauce auf dem Teig verteilen (möglichst zehn Minuten vorher vom Herd) und alles andere darauf verteilen – für 25-30 Minuten in den vorgeheizten Ofen bei etwa 210 Grad (oder Umluft etwa 190). Während die Pizza backt, gehts an den Salat:

Wildblümchensalat
4 Salatblätter, 3 Chicoreeblätter
3 Stängel Knoblauchsrauke mit Blüten,
3 Stängel Vogelmiere
2 Stücke getrocknete Tomate in feine Streifen geschnitten
Dressing
Die Spargelbrühe mit 1 EL Joghurt und 1 Teel. Creme Fraîche verrühren.
Würzen mit 1 Spritzer Zitrone, Balsamicoessig, schwarzem Pfeffer, Salz, 1 Prise Zucker, geriebener Muskatnuss, Kurkuma und gemahlenem Senf.
Salatblätter klein rupfen, Chicoree in Streifen schneiden, Vogelmiere zerpflücken, Knoblauchsrauken-Blätter in Streifen, die Blüten abzwicken und beiseite legen. Kurz vorm Auftischen die Sauce drüber gießen und mit den Rauke-Blüten dekorieren.

Alla Hopp – wilden Appetit!

 

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